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Porzellane mit beliebten Marken, doch nur einfach decorirt, werden ab-
geschliffen und ahgeätzt, das etwa vorhandene aufgemalte Gold mit
Königswasser entfernt und der Gegenstand sodann gänzlich neu decorirt
in den Handel gebracht.
Doch die verschiedenen Richtungen, nach denen sich das Fälscher-
talent entwickelt, sind mit dem Gesagten noch lange nicht genugsam
angedeutet. Noch gar nicht erwähnt wurde z. B. die neben den anderen
Fälschungsmomenten vorkommende Verwendung unechten Materials.
Es würde viel zu weit führen, auch nur annähernd das weite Gebiet
der Surrogate, um die es sich hier handelt, skizziren zu wollen. Die
Frage der Surrogate spielt auch zu sehr in das Gebiet der modernen
Kunstübung hinüber. Der Fälscher alter Arbeiten, treibt er sein Geschäft
nur nicht gar zu plump, macht nicht allzu häufig von Surrogaten Ge-
brauch. Er weiß zu gut, dass die Möglichkeit leicht vorhanden ist,
Gussmasse von Stein, Celluloid von Elfenbein oder Schildpatt, Lack-
compositionen von Email zu unterscheiden.
Weitaus eher zeigen Fälschungen die Benutzung technischer Ver-
fahren, die nur der modernen Zeit, überhaupt einer jüngeren Periode
angehören, als mit dem anscheinenden Alter des gefälschten Objectes
vereinbar wäre.
Die Galvanoplastik, die verschiedenen photornechanischen Druck-
methoden u. dgl. können bei geschickter Verwendung den weniger
Geübten wohl täuschen. Auch technisch sehr minderwerthige Surrogate,
gepresstes Holz für Reliefschnitzerei, gepresstes Blech an Stelle der ge-
triebenen Arbeit, so unvollkommen sie an und für sich auch sein mögen,
sind gleichwohl noch zu Täuschungen geeignet, umsomehr als geschickt
aus freier Hand angebrachte Retouchen im Vereine mit der nöthigen
künstlichen Patina das Unverfängliche ihrer Erscheinung noch er-
höhen helfen.
Der Erzeuger sorgfältig gearbeiteter Fälschungen erlaubt sich
jedoch eine solche nachlässige und unvorsichtige Verwendung ver-
dächtigenden Materiales und unwahrer Technik niemals.
Er hält sich soviel als möglich an das Historische. Er sucht an
kostbarem Stoffe nicht zu sparen, beachtet die alte, wenn auch un-
bequeme Iechnik, und legt sich überhaupt bei der Wahl der Her-
stellungsmittel die nöthige Selbstbeschränkung auf.
So kann es kommen, dass seine Hervorbringungen in Nichts ihren
alten Vorbildern nachstehen; was ihm über den wahren Werth bezahlt
wird, verdankt er dann lediglich dem pretium affectionis, was der Sammler
dem Objecte beimisst und was dieser selbst nur zu oft freiwillig zu
steigern bemüht ist.
Es wurde schon darauf hingewiesen, dass mancherlei technische
Erzeugnisse der Fälschung vorzugsweise ausgesetzt sind.