bekannt. So viel steht fest, dass durch sein bisheriges unstetes Leben, sowie seine Nei-
gung für das verwnnschte Würfelspiel, dern er sich zngellos hingab, ein Erbtheil von
7000 f vollstlndig aufgezehrt ward. Die Porträts diverser Ladiea und Gentlemen, die
unbekannt bleiben wollten, durch die er sich bisher als Künstler hervorgethan hatte,
warfen nicht ab, was er brauchte. Die Nothwendiglteit, rasch und viel zu verdienen, führte
ihn auf das für ihn bestimmte Gebiet. 1734 erschienen die ersten politischen, auf Charles
Fox getnünzten Caricaturen; in demselben Jahre auch schon einige von jenen großen
Blättern, um derentwillen er heute, und zwar mit Recht, so sehr gefeiert wird.
Leider ist bei Rowlandson's Verlegern, sofern ihre Firmen, die wie W. Tegg,
S. W. Fores und R. Ackermann heute noch existiren, für einen Forscher wenig zu
holen. Unter diesen Verlegern war ein großer Verehrer und Freund des Künstlers der
Sachse Rudolph Ackermann. erst Wagenbauer, dann Fabrikant, später Leiter einer
Zeichenschule und zuletzt Buch- und Kunstverleger, wcihlverdient um die Entwicklung
der Lithographie in England, die schon durch Andraee aus Offenbach dahin gebracht worden
war, bis auf Ackermann's Eingreifen aber noch wenig Forderung gefunden hatte, be-
rhhrnt in der Londoner Gesellschaft durch die Conversazioni, die er jeden Mittwoch
veranstaltete. Von seinen anderen Freunden waren zu nennen sein schon Eingangs er-
wähnter Zeit- und Altersgenosse Gillray. schweigsam und in sich gekehrt, wie er, der
Edelmann Henry William Bunbury, selbst Dilettant auf dern Gebiete der Caricstur wie
der Kaufmann John Nixon, ferner der Weinhändler Whitefield, der Bankier Mitchell, der
Satiriker Peter Pindar (Dr. Wollcott)j, der Maler George Moreland, vor Allem-aber seine,
Rowlandson's selbst, sehr fruchtbaren Schüler auf dem Caricaturgebiet: Henry Wigstead
und George Moutard Woodward. Manche von den Erßndungen seiner Genossen hat Row-
landson selbst radirt, und jedes Blatt, das er radirte, wurde, mochte die Erfindung von
wem immer stammen, ein echter Rowlandson.
Lange duldete es Rowlandsnn niemals an einem Orte. Wir finden ihn zu Anfang
der Neunziger Jahre wieder in Gesellschaft seines Freundes Mitchell in Frankreich und
in Holland. Selbstverstandlich bereiste er auch England nach jeder Richtung. Er starb
182.7 und ward von seinen Jugendfreunden Angelo und Bannistcr zur letzten Ruhestatte
begleitet.
Prachtvolle lllustrntionswerlte, wie: Dr. Syntax, Dance of Life, Dance of Death,
Microcosm of London, zumeist in Ackermann's Verlag erschienen, hatten in den letzten
Lebensjaliren seinen Namen in die weitesten Kreise getragen. Von den Einzelblattern, die
er herausgegeben hatte - sie sind meist in Radirung und Tuschmanier hergestellt, hlulig
noch mit freier Hand colorirt - behauptet eine englische Hyperbel, dass ihre Zahl ge-
nnge , um die chinesische Mauer damit zu placatircn, und dass er zu deren Herstellung
mehr Kupfer verbraucht hat, als die königliche Marine hltte verladen können. Wir haben
hier in Wien eine Caricaturensammlung, die SnErlaucht des Herrn Grafen Johann Harrach.
Sie zahlt an Rowlandson's Werken ungefähr so viel, wie auf der ersten Londoner Cari-
caturisien-Ausstellung (1889) deren zu sehen waren.
Die Begabung Rowlandsons als Landschafter stellt ihn George Moreland, seine
Fähigkeit als Poriratist, namentlich was die Auffassung des weiblichen Geschlechtes
betrifft, Thomas Gainshorough an die Seite. Mit Beiden ist er oft verwechselt worden,
zumal da er sich gelegentlich auf die Nachahmung ihres Modus procedendi verlegt. Als
Marinezeichner hat ihn niemand Geringerer als George Cruikshank mit dem bedeutendsten
Marinemaler Hollands, Willem van de Velde dem Jüngeren, verglichen. Von den künstle-
rischen Qualitaten aber ganz abgesehen, aus welchen Gründen nimmt die Werthschatzung
Rowlandson's und nicht nur bei seinen Landsleuten in neuerer Zeit immer mehr und
mehr zu? Das macht, weil man ihn als den iilustigsten Caricaturisten Altenglandsi er-
kannt hat und weil in seinen Blattern das derbe, aber heitere Geschlecht, das uns Fiel-
ding und Smollet in ihren Romanen geschildert haben, in seiner ganzen urwüchsigeu
Kraftfülle, mit allen seinen Tugenden und Lastern leibhaftig weitetlebt.
Litteratur - Bericht.
Mittelalterliche Bauten Regensburg's. Photographisch aufgenommen
von OttqAufleger, Architekt. Mit geschichtlicher Einleitung von
Dr. G. Hager. l. Abtheil. 25 Lichtdr. Fol. München, L. Werner,
1896. M. 20. ,
Zusammenhanglos, und vielfach von der eben herrschenden Geschmlcksrichtung
beeinflusst, erscheinen seit mehr nls zehn Jahren Publicationen zuf dem Gebiete der
deutschen Architektur-Geschichte, deren innere Verwandtschaft sie nllmälig zu einem
umfangreichen kunsttopographischen Nachschlage- und Vergleichsmaterial zu vereinigen