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Löwyßchen Verlages. Gegenwärtig bildet die Einführung und Vervoll-
kommnung des amerikanischen Autotypie-"Verfahrens auf Kupfer und
Messing das Hauptbestreben der Firma. '
Die 1894 erbaute Kunstanstalt in der Parltgasse ist in großem Stile
errichtet und besitzt die zwecltmäßigsten Einrichtungen für alle Arten
des photomechanischen Reproductionsverfahrens.
Chinesisches Porzellan. Eine der letzten Nummern des in Shangbai erschei-
nenden aOstasiatischen Lloyd: enthält einen Aufsatz über chinesisches Porzellan, dem
wir Folgendes entnehmen: Die Feststellung der Periode, in welche die Erfindung des
chinesischen Porzellans fällt, bildet ein bisher noch ungelöstea Problem. Chinesische
Autoren, welche die Geschichte der Porzellan-Manufactur _schrieben, verlegen die Zeit
ihrer ersten Anfange nicht vor das z. Jahrhundert v. Chr.; gleichwohl müssen sie zu-
geben, dass gewisse Fragmente aufgefunden wurden von meergrünen Sorten und solchen
von der nFarbe des Himmels nach dem Regens, welche ein hoheres Alter nicht aus-
schließen. Von diesem Zeitpunkte an war der Fortschritt ein rspider, man kam bald
auf künstlichen ijada, Platten lglänzend wie Spiegel, dünn wie Papier, wohltonend wie
Glocken und herrlich gefarbta, in hellem oder dunklem Blau, auf Fischeier-lmitationen,
in Olivengrün oder Rosa, oder von blendender Weiße. Von den I8 Provinzen. in die
China seit altersher getheilt wurde, liefern nur 13 die reine Porzellanerde, in fünf Pro-
vinzen aber nur hat die Porzellan-Fabrtcation eine Bedeutung erlangt. Jede derselben
hat ihre Specialität, die eine liefert die reinen weiBen Sorten, deren Farbe der Chinese
meist mit jener des Schnee's und des Silbers vergleicht; eine andere die rothen, vio-
letten und schwarzen; eine dritte das sehr geschätzte blaue Porzellan, nach der Ansicht
der chinesischen Autoritäten wdie Königin aller Porzellansortem; eine vierte eine seltene
Art, die ausschließlich für den Gebrauch des Palastes erzeugt wird, u. s. w. Was der
kaiserliche Hof an Porzellan verbrauchte, wird uns geradezu als enorm geschildert; so
beispielsweise in einem Jahre 31.000 geblumte Teller, t6.ooo weiße, mit blauen Drachen
bemalte, 18.000 Weinschalen, bemalt mit einem von Blumenguirlanden umgebenen Drachen,
dessen Rachen die Legende: aGut Glück! Langes Lebenl- speit, und Anderes in ähn-
lichem Verhältnisse. Das Geschichtswerk über chinesisches Porzellan, dem diese Daten
entnommen sind, besteht aus sieben Banden, mit Vorrede, lndex, Appendtx und Marken-
verzeichniss; dasselbe ist von einem chinesischen Beamten geschrieben, welcher incogntto
die Manufacturen besuchte und an Ort und Stelle Aufzeichnungen machte. Das Werk
beginnt mit einer Abhandlung über altes Porzellan. Sonderbar ist die in dem Werke
enthaltene Liste der Farbentone und Nuancen. Außer der Kupfer- und Eisenfarbe finden
sich als Bezeichnung des Tones die Ausdrücke reis-, birnblüthem, ptlaumem, pferde-
sugenfarbig, schlangengelb, schlangenhaut- und olgelb, mondlichtweiß, gold- und silber-
farbig. Viele dieser Sorten, erklart der Autor, finden niemals ihren Weg nach den euro-
päisthen Markten, wahrend andererseits fast jedes Etablissement eine Abtheilung für die
Erzeugung von Waaren für den europäischen Gebrauch besitzt. Aus dem gedachten
Werke geht hervor, dass den Ländern des Westens immer noch das richtige Verständnis:
für das gute, echte chinesische Porzellan und dessen IErzeugung fehle, obschon ver-
schiedene Abhandlungen über diesen Gegenstand in die Hande von Europäern gelangt
seien. Keinem der europäischen Nachahmer sei es gelungen, in das Geheimnis: der chi-
nesischen Porzellan-Fabrication, das selbstverständlich auch in dem vorliegenden Werke
nicht aufgedeckt wird, einzudringen. Umsonst - heißt es weiter- bemühen aich Fran-
zosen und ltaliener, eine durchscheinende Paste, brillante und haltbare Glasur und soliden
Porzellankorper herzustellen; das Ergebniss ihrer Kunst mag wohl Porzellan sein, es ist
aber nicht das chinesische Porzellan mit all' seiner unerreichten Reinheit und opalartig
wechselnden Farbe. Einzelne Speculanten kauften in den Erzeugungsdistricten selbst alle
in der Porzellan-Manufactur verwendeten Materialien, verwandelten sie in das feinste
Pulver, erkauften sich Informationen durch Bestechung, ließen durch Spione die Fabri-
cationsweise beobachten und kehrten heim _- um zu erfahren, dass sie das letzte Ge-
heirnniss der Darstellung dennoch nicht gefunden hatten. Aus der Beschreibung geht
hervor, dass der Staub gewisser Felsen und verschiedene, den Reisenden aus dem Westen
unbekannte Sandsorten in Verwendung kommen, so dass das Geheimniss trotz aller gegen-
theiligen Behauptungen wahrscheinlicher Weise doch in den zur Verwendung gelangenden
Materialien und nicht in der Procedur liegt.
Für die Redacüuu veranuyonlich: J. Folnniz: und F. um".
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