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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 3)

überhebt uns ihr weit verbreiteter Ruhm. Ueber sie und ihre Verdienst: 
um die englische Illustration ist in den letzten Jahren genug gesprochen 
und geschrieben worden. Aber weniger bekannt ist Greiffenhagen, 
der Begründer einer neuen Schule impressionistischer Darstellung, ein 
Künstler, der wie Keiner die Momentaufnahme mit der Feder versteht. 
Ihm sind Toiletten, Soireen, Bälle so geläufig wie Du Maurier, auch er 
behandelt das fashionable Leben und weiß keinem Kleidungsstücke besser 
als dem Frack Ausdruck und Charakter zu verleihen. Und wenn er dabei 
eher derb als fein ist, so ist auch die Gesellschaft, die er schildert, nicht 
mehr die der vornehmen Geburt wie bei Du Mourier, sondern die des 
Reichthums, wie sie das Ende des 19. Jahrhunderts in den Vordergrund 
gedrängt. 
Strebt Greiffenhagen in seinen Arbeiten mehr nach malerischen 
als nach zeichnerischen Effecten, so excellirt Partridge namentlich in 
der Linie. Seine Suiets sind ungefähr dieselben, wie die Greiffenhagens 
In der Darstellung der Grazie schöner Frauen ist er unerschöpflich, weiße 
Nacken und bloße Arme zeichnet er in unvergleichlich reizvoller Weise. 
Unter den Illustratoren gleichen Genres hat eine führende Stellung gewonnen. 
ln einem seiner letzten illustrirten Bücher, "Mr. Punch's Pocket lbsen-i, 
einer humoristischen Illustration von lbsen's bekanntesten Dramen, zeigt 
er sich als ebenso witziger Erfinder humoristischer Wendungen wie als 
trefflicher Charakterdarsteller, eine Eigenschaft, die wir um so begreif- 
licher finden, wenn wir erfahren, dass er seine Künstler-Carriere als 
Schauspieler begonnen. 
Wir haben wiederholt constatirt, dass sowohl decorative Zeichner 
wie Naturalisten, wo es angeht, gerne ihrem Humor die Zügel schießen 
lassen. Es wird dies um so erklärlicher, wenn wir sehen, wie stark 
das ganze englische lllustrationswesen durch die große Zahl humo- 
ristischer Zeichner mit Witz, Satire und Caricatur durchsetzt ist. Auf 
dieses Gebiet näher einzugehen, würde aber die Grenzen dieser Ausführungen 
weit überschreiten. Nur das Eine sei hier constatirt, dass auf das Ver- 
hältniss des englischen Volkes zur lllustrationskunst vielleicht keine Gruppe 
von Zeichnern so günstigen Einfluss genommen hat wie die der Humoristen. 
Sie haben jenen Leuten allmälig ein lnteresse für die zeichnenden Künste 
anerzogen, die sich ursprünglich von keiner anderen Kunstgattung näher 
berührt fühlten. Ihre Bedeutung für das englische Kunstleben ist um so 
größer, als hochbegabte Meister jüngerer und älterer Schule, feine Be- 
obachter, eminente Physiognomiker und Psychologen zu dieser Gruppe 
zählen. Sie sind vielleicht die einzigen unter den englischen Illustratoren, 
die unabhängig von der hohen Kunst ihren Weg gegangen, deren Ent- 
wicklung sich ohne das Auftreten der großen Maler denken lässt. Sie 
treten unterstützend und ergänzend in einen glänzenden Entwicklungs- 
gang, dessen Endziel, so wollen wir mindestens hoffen, die Begründung 
einer großen, echten Volkskunst ist.
	        
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