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Objekt: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 2)

in welchem die Lotostypen der altägyptisehen Kunst geschalfen WErdCFLl Wenn nun 
der Verfasser daran erinnert, wie seltsam ienel plötzliche Hervorbrechen naturnlistiseher 
Tendenz in dem Zeitalter erscheinen müsste, in welchem der Akanthus aufkommt, indem 
er ferner an Stelle eines Deus ex macliina im Sinne seines ganzen Systemes wiederum 
einen verblüffend einfachen Entwicklungsprozess spielen lässt, hat er uns bereits auf 
seiner Seite, bevor er noch die Reihe seiner ßeivveisgrunde auseinandersetzt und den 
Parallelismus in den Functionen des Akantlius und der Palmette durchführt. Riegl's Er- 
örterungen hellen nicht alle dunklen Punkte in der Entstehungsgeschichte des Akanthus- 
ornaments auf. Die Specialuntersuchung, die namentlich bei dem reichen, noch unpubli- 
cirten Material der attischen Grabstelen einsetzen müsste, wird hier manches nachholen 
konnen. Auch einzelne der vorgelegten Beweise werden näher geprüft werden müssen. Z. B. 
die Annahme, dass im Athen des 5. Jahrhunderts auch runde Grabstelen üblich gewesen 
seien, für welche der Verfasser die Bilder auf Lekytlien, wie p. 2x6, heranzieht, werden 
die Archneologen nicht so leicht glauben, da es sehr auffällig wäre, dass nicht ein der- 
artiges Grabdenkmal auf uns gekommen sein sollte, anderseits aber viereckige Buche 
Stelen mit analogen Altroterien nicht selten sind. Das letzte Capitel des 3. Ab- 
schnittes behandelt das hellenistische und römische Pßanzenornament, der 4. Abschnitt 
die Arabeske. ' 
Das Buch ist, um noch ein Wort über das Aeußere zu sagen, trefflich ausgestattet, 
frei von Druckfehlern und mit einer Fülle meistens gut gewählter und guter Illu- 
strationen versehen, die jedem Leser ermöglichen, den Ausführungen des Verfassers bequem 
zu folgen. Ms. 
l 
Die Technik der Oelmalerei, im Auftrage des kgl. preuß. Ministeriums 
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten verfasst 
von Heinrich Ludwig. In zwei Theilen. t. Theil mit z Figuren im 
Text und 6 Taf. in Mappe, VIII und x69 S. 2. Theil mit 5 Figuren 
im Text, XV und 226 S. 8". Leipzig, W. Engelmann. 
Ueber die Grundsätze der Oelmalerei und das Verfahren der classischen 
Meister. Von Heinrich Ludwig. Zweite, vom Verfasser durchgesehene 
und verbesserte Auflage. Leipzig, Wilh. Engelmann, 1893. 8". XII 
und 26g S. 
Die Dauerhaftigkeit der Farbenschichte ist von Bedeutung, ob es sich um die be- 
malte Wand einer Truhe oder um ein Galeriebild ersten Ranges handelt. Vor dem Tode 
der Verderbniss sind sie alle gleich. Man hat deshalb von jeher darauf gesonnen, das 
Altern der Gemälde so lange als möglich hinauszuschieben und zwar durch sorgfältige 
Auswahl und Zubereitung der Materialien, durch überlegte technische Ausführung und 
durch passende Aufbewahrung, Ausnahmen gerne zugegeben. Fast aus allen Perioden 
derheueren Malerei von den Zeiten Lionardds, Vasari's, Van-Mandefs bis zu I-ioog- 
straeten und noch weiter bis zu Mengs und gar herauf bis in die hastenden jüngsten 
Tage sind uns Urtheile, Rathschlage, Andeutungen über die erwähnten Hauptstück: der 
Erhaltungsltunst von Gemälden überliefert, wobei von einigen Berichten und Anweisungen 
aus dem langsamer fließenden Mittelalter ganz geschwiegen werden soll. Die Frage nach 
der Solidität der Farben und der Technik hat aber gerade in unserer Zeit des fortwäh- 
renden Experimentlrens und der gesuchtesten technischen Neuerungen keine geringe 
actuelle Bedeutung. Die Ausstellung für Maltechnik im Sommer X893, welche in München 
von der abeutschen Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahrena abgehalten 
worden ist, machte es überklar, dass die moderne Malerei alle Ursache hat, sich theo- 
retisch und praktisch recht eingehend mit den Fragen zu beschäftigen, welche die Dauer- 
haftigkeit der Farbstoffe und Bindemittel, der Firnisse und Malgründe zu lösen gibt. 
Die Arbeiten Luclwig's, von denen hier die Rede sein soll, erscheinen zu einem pas- 
senden Zeitpunkte. So viel auch vorher über die angedeuteten Fragen geschrieben worden 
ist, so wird sich doch unter den älteren Arbeiten kaum eine finden, die so viel Wissens- 
werthes und Nützliches in engem Rahmen vereinigt, als die vorliegenden Bücher Lud- 
wig's, die im Laufe des Jahres 1893 im W. Engelmann'schen Verlage erschienen sind. 
Das eine dieser Bücher ist die zweite Auflage einer Arbeit, die (1876 zum ersten 
Mal ausgegeben) sich schon früher bewahrt hat. Ludwig's Buch IUcbeT die Grundsätze 
der Oelmalereia steckt ia voll interessanter Beobachtungen und praktischer Winke, die 
zweifellos auch in der zweiten verbesserten Auflage bei Künstlern und Kunstgelehrten 
vielen Anklang finden werden. Die Ausblicke auf die Technik der großen Maler der 
Neuzeit sind grßßtentheils von Bedeutung. Einige Kleinigkeiten hie und da wird sich 
4.
	        
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