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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 3)

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Fuß mit dem Nodus vereinigt und,- nachdem ein kleines, dickes, mit 
einem viereckigen Loch versehenes Scheibchen auf den Zapfen gesteckt 
ist, diesen mit Punzen und Hammer nach vier Seiten auseinandertreibt; 
dass ferner der Tassilokelch nur einen Astragal, den erwähnten (lockeren 
und leicht drehbaren) massiven Ring aufweist, während der Kelch des 
Theophilus, conform mit vorhandenen frühmittelalterlichen Beispielen, 
zweiAstragale besitzt, wovon der eine, unterhalb des Nodus befindliche, 
als eine Treibarbeit beschrieben ist. 
Nach der Herstellung von Cuppa und Untertheil war in der Reihen- 
folge der Manipulationen die erste das (wohl nur sehr flüchtige) Vor- 
reißen der Eintheilung und der Hauptform der Ornamente. Der freien 
Behandlung war hier der grüßte Spielraum gelassen, und der Künstler 
hat von seiner unerschöpflichen Phantasie bei der Bildung von anscheinend 
ganz gleichen, in Wirklichkeit aber in reicher Abwechslung variirten 
Füllungen u. s. w. den ausgiebigsten Gebrauch gemacht. Die Flächen für 
die anzubringenden Medaillons mit den Gestalten Christi, der Evangelisten 
und der Heiligen wurden entsprechend tief ausgehoben, um die Silber- 
plättchen versenken zu können. Zur Betonung der Hauptumrisse sowie 
zur Versinnlichung des Totaleindruckes gewisser accessorischer Gebilde 
wurden hiebei circa 2-2'5 Millimeter breite litzenartige Stege durch die 
Bildfläche gezogen, die rillenförmig seicht vertieft sind. Es ist nicht an- 
zuzweifeln, dass diese Vertiefung zur Erzielung einer bestimmten optischen 
Wirkung angebracht werden musste: scharfe, blitzende Glanzlichter, die 
Formen verstärkend, waren das Ergebniss eines solchen Vorganges. Aus- 
gehoben wurden auch die Flächen für die umsäumenden Silberbänder 
und für den Grund der am Rande des Fußes befindlichen Schriftzone. 
Auch die Züge der Schriftzeichen sind zur Verstärkung der Lichtwirkung 
ausgehöhlt. Die verschlungenen Drachenfiguren und Blattornamente, die 
Bänder aus Ranken oder Flechtwerk sind in der Weise gearbeitet, dass 
von den Urnrisslinien der Gebilde weg der Grund der Zeichnung schräge 
abfallend in das im Durchschnitte etwa 2:8 Millimeter dicke Kupfer ein- 
geschnitten ist, so dass die, also geschaffenen Flächen in der Tiefe in 
rnehr oder weniger scharfem Winkel zusammenstoßen. Durchdringungen 
und Verschlingungen sind auf's Klarste durch wenige einfache Schnitte 
charakterisirt, ebenso die Details der Drachenköpfe und Anderes durch 
eingegrabene Striche zur Geltung gebracht. 
Was die Einbettung und Befestigung des Silbers betrifft, so ist zu- 
nächst zu erwähnen, dass nirgends ein Anzeichen eines hiebei verwendeten 
Lothes zu entdecken ist. Die Befestigung wurde offenbar nur rein mechanisch 
in der Weise vorgenommen, dass die exact zugeschnittenen Silberplättchen 
in die vertieften und an den Rändern unterschnittenen Felder 
gelegt und durch entsprechendes Treiben mit, dem Hammer mit dem 
Kupfer verbunden (neingesprengtu) wurden. Es liegt auf der Hand, dass 
ein solches Verfahren bei kleineren Flächen sicherer als bei großen zum 
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