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Fuß mit dem Nodus vereinigt und,- nachdem ein kleines, dickes, mit
einem viereckigen Loch versehenes Scheibchen auf den Zapfen gesteckt
ist, diesen mit Punzen und Hammer nach vier Seiten auseinandertreibt;
dass ferner der Tassilokelch nur einen Astragal, den erwähnten (lockeren
und leicht drehbaren) massiven Ring aufweist, während der Kelch des
Theophilus, conform mit vorhandenen frühmittelalterlichen Beispielen,
zweiAstragale besitzt, wovon der eine, unterhalb des Nodus befindliche,
als eine Treibarbeit beschrieben ist.
Nach der Herstellung von Cuppa und Untertheil war in der Reihen-
folge der Manipulationen die erste das (wohl nur sehr flüchtige) Vor-
reißen der Eintheilung und der Hauptform der Ornamente. Der freien
Behandlung war hier der grüßte Spielraum gelassen, und der Künstler
hat von seiner unerschöpflichen Phantasie bei der Bildung von anscheinend
ganz gleichen, in Wirklichkeit aber in reicher Abwechslung variirten
Füllungen u. s. w. den ausgiebigsten Gebrauch gemacht. Die Flächen für
die anzubringenden Medaillons mit den Gestalten Christi, der Evangelisten
und der Heiligen wurden entsprechend tief ausgehoben, um die Silber-
plättchen versenken zu können. Zur Betonung der Hauptumrisse sowie
zur Versinnlichung des Totaleindruckes gewisser accessorischer Gebilde
wurden hiebei circa 2-2'5 Millimeter breite litzenartige Stege durch die
Bildfläche gezogen, die rillenförmig seicht vertieft sind. Es ist nicht an-
zuzweifeln, dass diese Vertiefung zur Erzielung einer bestimmten optischen
Wirkung angebracht werden musste: scharfe, blitzende Glanzlichter, die
Formen verstärkend, waren das Ergebniss eines solchen Vorganges. Aus-
gehoben wurden auch die Flächen für die umsäumenden Silberbänder
und für den Grund der am Rande des Fußes befindlichen Schriftzone.
Auch die Züge der Schriftzeichen sind zur Verstärkung der Lichtwirkung
ausgehöhlt. Die verschlungenen Drachenfiguren und Blattornamente, die
Bänder aus Ranken oder Flechtwerk sind in der Weise gearbeitet, dass
von den Urnrisslinien der Gebilde weg der Grund der Zeichnung schräge
abfallend in das im Durchschnitte etwa 2:8 Millimeter dicke Kupfer ein-
geschnitten ist, so dass die, also geschaffenen Flächen in der Tiefe in
rnehr oder weniger scharfem Winkel zusammenstoßen. Durchdringungen
und Verschlingungen sind auf's Klarste durch wenige einfache Schnitte
charakterisirt, ebenso die Details der Drachenköpfe und Anderes durch
eingegrabene Striche zur Geltung gebracht.
Was die Einbettung und Befestigung des Silbers betrifft, so ist zu-
nächst zu erwähnen, dass nirgends ein Anzeichen eines hiebei verwendeten
Lothes zu entdecken ist. Die Befestigung wurde offenbar nur rein mechanisch
in der Weise vorgenommen, dass die exact zugeschnittenen Silberplättchen
in die vertieften und an den Rändern unterschnittenen Felder
gelegt und durch entsprechendes Treiben mit, dem Hammer mit dem
Kupfer verbunden (neingesprengtu) wurden. Es liegt auf der Hand, dass
ein solches Verfahren bei kleineren Flächen sicherer als bei großen zum
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