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Ziele führte. Es lag also bei der Herstellung der verbältnissmäßig großen
Medaillons au sehchon zum Vortheile der Technik die Nöthigung vor,
die Silberliäche durch Stege in kleinere Theile zu zerlegen. Dass ein
solches Mittel gleichwohl nicht immer ausreichte und sich bei größeren
Plättchen die gewünschte Spannung nicht erzielen ließ, ist durch das Vor-
kommen von Nieten bewiesen, durch die das Silber dort nangezogenc
wurde, wo es, vom Rande schon zu weit entfernt, sich nicht mehr an
das Kupfer schmiegen wollte. Drei sehr instruetive derartige Nieten finden
sich auf dem Bilde Christi, und zwar auf der linken Gesichtshälfte. Nach
erfolgtem Einsetzen aller Silberplättchen konnte erst mit dem Graviren
der später mitlNiello zu füllenden Zeichnung begonnen werden. Dass
diese Reihenfolge der Proceduren stattfand, wird durch den Umstand
bestätigt, dass die Niellirung vollkommen unbestreitbar über die Nieten
hinweggeführt ist. Weiter ist zu constatiren, dass sich auf dem Silber
deutliche Spuren von nicht beabsichtigter Vergoldung finden, dass also
das Goldamalgam zu einer Zeit aufgetragen wurde, wo das Silber schon
am Kelche befestigt war. Die Präcision, mit der diese Vergoldung vor-
genommen wurde, die Genauigkeit, mit der hiebei die Umrisse der Formen,
auch der kleinsten, wie der Buchstaben u. s. w. respectirt sind, ist be-
wundernswerth. _
Alle Theile des Kelches sind vorzüglich erhalten. Die Stellen, wo
die Vergoldung durch den Gebrauch abgenützt ist und das Kupfer zu
Tage tritt, befinden sich außen nur dort, wo die vom Stichel unberührte
Mantelüäche der Berührung zunächst ausgesetzt ist.
Doch ist nicht Alles an dem Kelche ursprünglich. Gewisse Theile
der silbernen Einlagen gingen im Laufe der Zeit verloren. Es waren dies
solche, deren Befestigung nach der eben geschilderten Art vorgenommen,
durch den Einfluss besonderer ungünstiger Umstände von vornherein
keine große Dauer versprechen konnte. Ein Stück eines der Medaillons,
einige der litzenartigen Säume, insbesondere die zur Begleitung der
Schriftzone verwendeten, die auf dem conischen Fuße schwer halten
mochten, endlich das Stück Silber zwischen den Buchstaben l und L des
Namens Tassilo. Das Fehlende ist sorgfältig ergänzt. Die neueren Silber-
theile sind durch gleichfalls silberne Nieten an dem Kelche befestigt, der
zu diesem Zwecke vielfach durchbohrt werden musste. Sie entbehren des
Niellos. An Stelle der niellirten Zeichnung bilden ziemlich dünne, gravirte
Linien die nothdürftige Ergänzung des Vorhandenen.
Noch mag einer Meinung Ausdruck verlieben sein, obwohl ihr die
pietätvolle Art der nachgewiesenen Restaurirung widersprechend entgegen
zu stehen scheint. Aus allgemeinen stilistischen Gründen kann mit großer
Sicherheit angenommen werden, dass sich am Rande der Cuppa ursprüng-
lich eine silberne Litze von der Breite der übrigen vorhandenen hinzog.
Die unmittelbar am Rande befindlichen geschnittenen Ornamentfüllungen
entbehren nach oben des Abschlusses. Von jeher geneigt, die frühere