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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 4)

Neu ausgestellt. Im Saulenhofe: Ein Credenztisch für den Dorn in Fünfkirchen, 
entworfen vom Architekten August Kirstein, ausgeführt von Dziedzinski dt Hanusch (Ru- 
dolph Ermer), k. u. k. Hof-Bronzewaarenfabrikanten in Wien; Stickerei-Arbeiten der 
lnduatriescbule St. Ursula in Wien. - lm Saale IV: Schabracke aus rothem Atlas mit 
Gold- und Seidenstickerei, gearbeitet für den moldauischen Fürsten Ivan Sturdza im 
18. Jahrhundert. 
36511011 des Iuseums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
März von 4175, die Bibliothek von r645, die Vorlesungen von 454 Personen 
besucht. 
Vorlesungen. Am 18. Februar sprach Hofcaplan Prof. Dr. Heinrich Swoboda über 
die altchristliche Architektur und den modernen Kirchenbau. Der Vortrag ging von der 
Basilika aus dem 6. Jahrhundert in Psrenzo aus. um den Typus dieser Bauart überhaupt 
zu zeigen. Gegenwlrtig kann ja die Basilika als in der ganzen Welt einzig dastehendes 
Monument altchristlicher Architektur gelten. Das Ziel des Vortrages bestand darin, unter 
den kirchlichen Neubauten Wiens auch einer nechten und rechten Basilika: das Wort 
zu reden, den gothischen Bann zu brechen und auch einem Renaissance- oder Barockbau 
Raum zu schaGen, die sich alle aus der Basilika entwickelten. Diese selbst ist die Urform 
der christlichen Kirchen. 
Nach einer allgemeinen Charakteristik dieses Stils, wobei schon auf die optischen 
und akustischen Bedürfnisse des Gottesdienstes hingewiesen wird, besprach der Vor- 
tragende unter Vorführung von Skioptikonbildern zuerst das altchristliche Atriurn, aus 
welchem sich die Kirchhofe und Kreuzgange entwickelten, und dessen, wenn auch ver- 
kümmert nachgebildete Form in einer entsprechenden Vorhalle auch dem modernen 
Kirchenbau erhalten bleiben sollte. Im Grundriss wird in Bezug auf die architektonische 
Gliederung die Unabhängigkeit des HauptschitTes vom Seitenschilfe und der Vorzug der 
Säule hervorgehoben. Dadurch ergibt sich, besonders dem Pfeilerbau gegenüber, weniger 
utodter Raums. Ueberhaupt ist die nWohlraumigkeit-i eine der wesentlichsten Vorzüge 
dieses Stils, fast von keinem späteren, am wenigsten von der Gothik wieder erreicht. 
Hierauf wendet sich der Vortrag einer ausführlicheren Besprechung des hasilikalen 
Querschnittes unter Hinweis auf St. Apollinare in Classe zu, zeigte hiebei die Licht- 
verhältnisse und die günstige Hochatellung des Altars sowie die asthetisch und akustisch 
gut wirkende horizontale Eiodeckung. Letztere gibt durchaus nicht den Eindruck des 
Aermlichen. Die modernen, dreischiffigen Kirchen haben wohl ein schon ausgestattetes 
Hauptschiff, aber die SeitenschiEe lasst man gerne verkümmern, noch großer aber ist 
der Uebelstand in der Akustik. Hiebei mag auch die übertriebene Höhe des Schiffes 
Schuld sein, Breite und Hohe sollen aber in einer einfachen angenehmen Proportion 
stehen. 5 : 1, wie im Kolnerdom, ist bereits ein Saulenmaß. Das Auge des Gläubigen 
will aber nicht an der Decke haften, sondern sucht den Altar. Dieser muss vor Allem 
günstig stehen, also für gewohnliche Kirchenbauten nicht in einem zu tiefen Chorraume 
und auch in Kathedralen oder Collegiatkirchen möglichst hochgestellt sein. 
Ueber die sonstige Ausgestaltung des Altars und speciell dessen Bild, das als 
Wanddecoration aufzufassen ist, hat ein früherer Vortrag gehandelt. Die dominirende 
Stellung des Altars, des Centrums der Andacht, wurde an einigen Basilikenbeispielen 
geschildert, während unsere Altare fast in den Boden sinken, im Nebending sich aller- 
dings hoch entwickeln und doch keinen Abschluss nach Oben haben. Das Aeußere der 
Basilika kann einfach oder reich geschmückt sein, wie es gerade Parenzo zeigt. Ein 
Vorzug der Basilika besteht auch darin, dass sie gerade zur malerischen Ausschtnückung 
besonders im lnnern dringt. Ueberhaupt ware eine Wiederbelebung der Mosaiktechnik, 
für welche wir in Oesterreich schon tüchtige Ansätze (Innsbruck) haben, nur sehr zu 
befürworten. Das Weglassen des Thurmbaues aber, wie bei St. Bonifaz in München, 
empfiehlt sich nicht, jedoch ware die Sonderstellung des Thurmes vielleicht auch eine 
constructive Erleichterung. Nach einem übersichtlichen Resume der Gründe wurde die 
Eingangs erwähnte Forderung vorgeführt und als ihre Concretisirung eine prächtige Jubi- 
laumsbasilika oder Friedenskirche, die in's folgende Jahrhundert führen soll, wenigstens 
im Geiste erbaut. 
Am 4. Marz hielt Custos Dr. Leisching einen Vortrag über nDie Zukunft der 
Museenc. Ausgehend von der den Museen - vornehmlich den Kunstgewerbe-Museen - 
gestellten Aufgabe, nicht nur die allgemeine Bildung zu heben und der wissenschaft- 
lichen Forschung zu dienen, sondern durch Vorführung guter Vorbilder aus allen Zeiten, 
Stilen und Techniken auf das zeitgenössische Schaffen einzuwirken, verwies der Vortra- 
gende auf das Allerh. Handschreiben vom 7. Mlrz 1863 an Se. kais. Hoheit den Erzherzog- 
Protector des Oesterr. Museums, welches die Worte enthielt: nDa es für den Aufschwung der 
österreichischen Industrie ein dringendes Bedürfnis: ist, den vaterllndischen industriellen 
die Benutzung der Hilfsmittel zu erleichtern, welche die Kunst und Wissenschaft für die
	        
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