Neu ausgestellt. Im Saulenhofe: Ein Credenztisch für den Dorn in Fünfkirchen,
entworfen vom Architekten August Kirstein, ausgeführt von Dziedzinski dt Hanusch (Ru-
dolph Ermer), k. u. k. Hof-Bronzewaarenfabrikanten in Wien; Stickerei-Arbeiten der
lnduatriescbule St. Ursula in Wien. - lm Saale IV: Schabracke aus rothem Atlas mit
Gold- und Seidenstickerei, gearbeitet für den moldauischen Fürsten Ivan Sturdza im
18. Jahrhundert.
36511011 des Iuseums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
März von 4175, die Bibliothek von r645, die Vorlesungen von 454 Personen
besucht.
Vorlesungen. Am 18. Februar sprach Hofcaplan Prof. Dr. Heinrich Swoboda über
die altchristliche Architektur und den modernen Kirchenbau. Der Vortrag ging von der
Basilika aus dem 6. Jahrhundert in Psrenzo aus. um den Typus dieser Bauart überhaupt
zu zeigen. Gegenwlrtig kann ja die Basilika als in der ganzen Welt einzig dastehendes
Monument altchristlicher Architektur gelten. Das Ziel des Vortrages bestand darin, unter
den kirchlichen Neubauten Wiens auch einer nechten und rechten Basilika: das Wort
zu reden, den gothischen Bann zu brechen und auch einem Renaissance- oder Barockbau
Raum zu schaGen, die sich alle aus der Basilika entwickelten. Diese selbst ist die Urform
der christlichen Kirchen.
Nach einer allgemeinen Charakteristik dieses Stils, wobei schon auf die optischen
und akustischen Bedürfnisse des Gottesdienstes hingewiesen wird, besprach der Vor-
tragende unter Vorführung von Skioptikonbildern zuerst das altchristliche Atriurn, aus
welchem sich die Kirchhofe und Kreuzgange entwickelten, und dessen, wenn auch ver-
kümmert nachgebildete Form in einer entsprechenden Vorhalle auch dem modernen
Kirchenbau erhalten bleiben sollte. Im Grundriss wird in Bezug auf die architektonische
Gliederung die Unabhängigkeit des HauptschitTes vom Seitenschilfe und der Vorzug der
Säule hervorgehoben. Dadurch ergibt sich, besonders dem Pfeilerbau gegenüber, weniger
utodter Raums. Ueberhaupt ist die nWohlraumigkeit-i eine der wesentlichsten Vorzüge
dieses Stils, fast von keinem späteren, am wenigsten von der Gothik wieder erreicht.
Hierauf wendet sich der Vortrag einer ausführlicheren Besprechung des hasilikalen
Querschnittes unter Hinweis auf St. Apollinare in Classe zu, zeigte hiebei die Licht-
verhältnisse und die günstige Hochatellung des Altars sowie die asthetisch und akustisch
gut wirkende horizontale Eiodeckung. Letztere gibt durchaus nicht den Eindruck des
Aermlichen. Die modernen, dreischiffigen Kirchen haben wohl ein schon ausgestattetes
Hauptschiff, aber die SeitenschiEe lasst man gerne verkümmern, noch großer aber ist
der Uebelstand in der Akustik. Hiebei mag auch die übertriebene Höhe des Schiffes
Schuld sein, Breite und Hohe sollen aber in einer einfachen angenehmen Proportion
stehen. 5 : 1, wie im Kolnerdom, ist bereits ein Saulenmaß. Das Auge des Gläubigen
will aber nicht an der Decke haften, sondern sucht den Altar. Dieser muss vor Allem
günstig stehen, also für gewohnliche Kirchenbauten nicht in einem zu tiefen Chorraume
und auch in Kathedralen oder Collegiatkirchen möglichst hochgestellt sein.
Ueber die sonstige Ausgestaltung des Altars und speciell dessen Bild, das als
Wanddecoration aufzufassen ist, hat ein früherer Vortrag gehandelt. Die dominirende
Stellung des Altars, des Centrums der Andacht, wurde an einigen Basilikenbeispielen
geschildert, während unsere Altare fast in den Boden sinken, im Nebending sich aller-
dings hoch entwickeln und doch keinen Abschluss nach Oben haben. Das Aeußere der
Basilika kann einfach oder reich geschmückt sein, wie es gerade Parenzo zeigt. Ein
Vorzug der Basilika besteht auch darin, dass sie gerade zur malerischen Ausschtnückung
besonders im lnnern dringt. Ueberhaupt ware eine Wiederbelebung der Mosaiktechnik,
für welche wir in Oesterreich schon tüchtige Ansätze (Innsbruck) haben, nur sehr zu
befürworten. Das Weglassen des Thurmbaues aber, wie bei St. Bonifaz in München,
empfiehlt sich nicht, jedoch ware die Sonderstellung des Thurmes vielleicht auch eine
constructive Erleichterung. Nach einem übersichtlichen Resume der Gründe wurde die
Eingangs erwähnte Forderung vorgeführt und als ihre Concretisirung eine prächtige Jubi-
laumsbasilika oder Friedenskirche, die in's folgende Jahrhundert führen soll, wenigstens
im Geiste erbaut.
Am 4. Marz hielt Custos Dr. Leisching einen Vortrag über nDie Zukunft der
Museenc. Ausgehend von der den Museen - vornehmlich den Kunstgewerbe-Museen -
gestellten Aufgabe, nicht nur die allgemeine Bildung zu heben und der wissenschaft-
lichen Forschung zu dienen, sondern durch Vorführung guter Vorbilder aus allen Zeiten,
Stilen und Techniken auf das zeitgenössische Schaffen einzuwirken, verwies der Vortra-
gende auf das Allerh. Handschreiben vom 7. Mlrz 1863 an Se. kais. Hoheit den Erzherzog-
Protector des Oesterr. Museums, welches die Worte enthielt: nDa es für den Aufschwung der
österreichischen Industrie ein dringendes Bedürfnis: ist, den vaterllndischen industriellen
die Benutzung der Hilfsmittel zu erleichtern, welche die Kunst und Wissenschaft für die