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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 4)

Kunstdenkmäler, in Gemeinschaftmit Stadtbaurath Wahn und Archiv- 
director Dr. Wolfram herausgegeben von ebendemselben. Fol. Straß- 
burg i. E., W. Heinrich, o. J. (1896). ä Liefg. fl. 1'2o. 
ln lhnlicher Weise ergluzend wie das eben besprochene Werk tritt das vor- 
liegende in den Kreis kunattopographischer Litteratur ein. Die Unabhängigkeit der beiden 
Unternehmungen voneinander bringt es ieider mit sich, dass manche Obiecte in jedem 
derselben abgebildet erscheinen. lm Ganzen hat aber schon der Zusammenhang des früher 
besprochenen Werkes mit einer Ausstellung demselben gewisse Beschränkungen auferlegt, 
die der vorliegenden Publication nicht anheften. Vor Allem war eine systematischere und 
umfassendere Anlage und die Aufnahme von Werken der Architektur und größeren Plastik 
rnoglich gemacht. Von den bisher erschienenen u Lieferungen zu ie 5 Blatt beziehen 
sich to auf Werke elsissischer Kunst, die im Ganzen durch ran Tafeln vertreten werden 
soll. Für Lothringen, das erst in einer Lieferung vorliegt, sind 60 Blatt in Aussicht ge- 
nommen. le ein Textheft in deutscher und französischer Sprache soll zum Schluss die 
nüthigen Beschreibungen und Verzeichnisse enthalten, die vorlaufig in aller Kürze auf 
den Umschlagen der einzelnen Lieferungen beigedruckt sind. 
Die ersten Lieferungen enthalten hauptsächlich kirchliche Holzsculpturen, darunter 
den schonen lsenheimer Altar aus dem Museum zu Colmar; die folgenden bringen unter 
Anderem die prächtigen romanischen Portale aus Sigolsheim und Kaysersberg und die 
berühmten Steinsculpturen vom Südportal des Straßburger Münsters, den Tod Marine 
und vkirche und Synagogen. Künstlerisch hervorragende Sarkophage und Grabmller, 
Crucifixe, Kanzeln, Reliquiarien etc. sind für die folgenden Lieferungen in Aussicht ge- 
nommen. Die beiden Abtheilungen, die elsässischen und die lothringischen Kunstdenk- 
maler, sollen zwei selbständig aber vollig gleich ausgestattete Bande bilden, die im Handel 
auch einzeln zu haben sind. Fs. 
a 
Les Repos de Jesus et les Berceaux reliquaires, par Ed. Niffle-Anciaux. 
Nouvelle Edition. Namur, 1896. 8". 128 S. 
sLES Repos de Jesuse, die Ruhebettchen des Christkindes, die heiligen Wiegen, 
die man zur Weihnachtszeit als Gegenatande der Verehrung zu exponiren pflegte, hat sich, 
wie der Titel des Buches besagt, der Verfasser zum Specialstudium auserkoren. In der 
Weise eines echten Amateurs, der es als selbstverständlich erachtet, dass die weit- 
gehendst: Ausführlichkeit seinem Gegenstand: eben nur gerecht wird, breitet er sich 
über das Thema aus. Er hat die Ergebnisse seiner Forschung in sechs Capitel eingetheilt, 
denen eine Einleitung, begleitet von einem Gedichte, vorangeht. Die ersten drei Capitel 
behandeln den Gegenstand seinem Ursprung und Alter nach, wobei jedoch nicht viele 
positive Ergebnisse zu verzeichnen sind. Gleichzeitig nimmt auch das religiose und re- 
ligionsgeschichtliche Moment einen breiten Raum ein. Das vierte Capitel beschaftigt sich 
ausschließlich mit den bei heil. Wiegen zuweilen anzutreffenden Schellen und versteigt 
sich, beiläufig gesagt, zu Hypothesen, die zum Mindesten etwas gewagt scheinen. Das 
sechste Capitel behandelt in Kürze die Reliquiarien in Wiegenform. 
Das inhaltlich wichtigste Capitel ist das fünfte. Es umfasst die chronologisch ge- 
ordnete Aufzählung und Beschreibung aller dem Verfasser bekannt gewordenen heil. 
Wiegen, die samrntlich dem 14. und tgJalirhundert angehören. Wenn er zum Schlusse 
der Hoffnung Ausdruck gibt, so ziemlich alle noch vorhandenen Stücke beschrieben zu 
haben, so mag dies etwa für Belgien, Frankreich und einen Theil von Deutschland seine 
Geltung haben; dass aber in anderen katholischen Landern. und namentlich in den Alpen, 
nicht noch manches weltfremde Frauenkloster eine solche Wiege besitze, ist kaum anzu- 
nehmen. Die erschöpfende Vollständigkeit ist aber von nebensachlicher Bedeutung, ebenso 
die wenig con cise Form der Darstellung, in der die vier ersten Capitel sich ergehen. Das 
Wesentliche ist die Neuheit des Gegenstandes. Unter diesem Gesichtspunkte bleibt die 
Arbeit dankenswerth und eine willkommene Bereicherung der Geschichte kirchlicher 
Kunst. Dieser unbestreitbare Werth wird erhdht durch ein erschopfendes Abbildungs- 
material, das den beschreibenden Text auf das Beste erglnzt. 
Die heiligen Wiegen lassen sich nach Niifie-Anciaux in zwei Gruppen eintheilen: 
in solche, die beweglich sind, so dass man sie in schaukelnde Schwingungen versetzen 
kann, und in solche, die feststehen wie ein Bettchen. Die erste Gruppe umfasst zwei 
Arten, Wiegen auf Kufen und solche, die an drehbarer Achse schaukeln. Die zweite 
Gruppe zerfallt ebenfalls in zwei Arten, nämlich in die der Wiegen mit und ohne Bal- 
dachin. Als ältestes Stück fuhrt der Verfasser eine heil. Wiege, aus Holz geschnitzt, 
bemalt und vergoldet, im Museum zu Köln an. Sie stammt aus dem 14. Jahrh. Verwandt 
damit, die Sculptur aber durch Malerei ersetzt, ist eine im Nationalmuseum in München. 
Eine ganz besonders reizende Wiege, ebenfalls in Holz geschnitzt, aus Lowen, besitzt
	        
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