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Und dennoch fällt ein etwaiger Vergleich zwischen den Gründern
der beiden ersten europäischen Porzellanfabriken wohl kaum zu Böttchefs
Gunsten aus; allerdings hat Böttcher vor du Paquier den Ruhm voraus,
der Erfinder des europäischen Porzellans zu sein - freilich einen
verhältnissmäßig leicht erworbenen Ruhm, den er wohl neben dem glück-
lichen Zufall, in erster Linie der Anleitung des treülichen und rastlosen
Forschers Walter von Tschirnhaus zu verdanken haben mochte.
Obzwar Böttcher anfänglich von Seiten des Königs-Churfürsten -
der sich mit dem endlichen Gelingen der seit Jahrhunderten versuchten
Nachahmung des ostasiatischen Porzellans füglich darüber hätte trösten
können, dass Böttchefs ruhmredige Betheuerungen, nGold machenß zu
können, kläglich zu Schanden geworden war - nicht die entsprechende
Dankbarkeit für seine epochemachende Erfindung erntete und ihm, in
Folge finanzieller Calamitäten der Staatscasse, die Mittel zu ihrer Fructi-
ficirung nur ziemlich spärlich zuflossen, kann doch sicherlich, auch! während
der ersten, auf die Erhndung folgenden Jahre, von einem Mangel an
Interesse oder gar einer völligen Theilnahmslosigkeit seitens des Chur-
fürsten, Böttcher und seinem jungen Unternehmen gegenüber, keine Rede
sein: aber zumal nach der Errichtung der staatlichen Manufactur zu
Meißen und nach Böttchefs Ernennung zu deren Administrator, war
gewiss die Entlohnung des letzteren keine derartig geringe, dass sich
seine fraudulose Gebahrung mit den Geldern der Fabrik nur einiger-
maßen entschuldigen lassen würde. Böttcher war und blieb trotz seines
freiherrlichen Standes, der ihm als Belohnung für seine Erfindung ver-
liehen worden war, ein Abenteurer schlimmster Sorte; als solcher endete
er ja auch seine Laufbahn im Kerker, in den ihn verrätherische Unter-
handlungen mit dem Auslande gestürzt hatten, und wo ihn, beschleunigt
durch maßlose Trunksucht und Ausschweifungen, der Tod ereilte.
Du Paquier hatte vom Anfang bis zum Ende seines Unternehmens,
das er wohl mit den kühnsten Hoßnungsträumen in der Residenz des
römisch-deutschen Kaisers im Jahre r7i8 gegründet hatte, mit schier
unüberwindlichen Schwierigkeiten, mir Sorge und Noth zu kämpfen;
wenn er dennoch erst nach 26 Jahren rastlosen, fruchtlosen Mühens dem
Drange der Verhältnisse wich und seine Fabrik, an die er sein Lebens-
glück gekettet hatte, fremden Händen übermittelte, so spricht dies wohl
beredt genug für den begeisterten Eifer, die unermüdliche, unbegrenzte
Energie, die diesen tüchtigen, vom Missgeschick verfolgten Mann aus-
gezeichnet haben.
Cl. I. du Paquier's') Schicksale vor der Gründung seiner Porzellan-
fabrik liegen so ziemlich im Dunkeln. Die uns traditionell überkommene
1) So schrieb er sich selbst, beispielsweise bei Unterfertigung des im k. u. lr. Hof-
kammerarchiv aufbewahrten Kaufvertrages mit der Regierung vom Jahre 1744, während
sein Name in zahlreichen gleichzeitigen Aeren bald du Pasquier, lDupasquier und
Dupaquier geschrieben erscheint.