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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 6)

dermaßen überein, dass man unwillkürlich an den gleichen Meister denkt. 
Doch rührt dieses Chorgestühle von Bartolomeo de Polli her, der es 
1486 geschaifen hat. (Siehe Joh. Beer, wDas Chorgestühle in der Certosa 
bei Pavia-i, ferner Details in wArte ltalianau und Val. Teirich, wOrnamente 
aus der Blüthezeit ital. Renaissanceu.) 
Mit der Technik gleichfalls in engem Zusammenhange und besonders 
an Mosaik gemahnend, zeigen sich jene Darstellungen, welche als neues 
Decorationsmotiv am Ausgange des 15. Jahrhunderts in die Reihe ein- 
treten. Es sind die Darstellungen von sogenannten Perspectiven, von 
Architekturen. Hatte doch vorher der berühmte Florentiner Baumeister 
Filippo Brunellesco der Perspective festere Regeln gegeben. Wir 
sehen, wie die lntarsiatoren jener Zeit zuerst schüchtern mit geradlinigen 
Darstellungen beginnen, begünstigt durch die Leichtigkeit des Zusammen- 
setzens dieser Bilder. Aber gar bald greift man zu schwierigeren Auf- 
gaben, und nun folgen rasch reichere Architekturen, Landschaften mit 
Gebäuden, Innenansicliten von Schränken mit allerhand Geräthe, kurz: 
Stillleben, vollständige Bilder. (Siehe ital. Truhe in der Möbelv 
sammlung des Oesterr. Museums, dann im "Kunsthandwerku I, 54; Fül- 
lungen vom Chorgestühle in S"! Maria in Organo zu Verona, abgebildet 
in nBlätter für Kunstgewerbeß l, Heft Vll, und in J. Gailhabaud, nDie 
Baukunst des 5. bis 16. Jahrhunderts-r. Ferner die oberen Füllungen von 
dem bereits genannten Chorgestühle des Pantaleone de Marchis abgebildet 
im Texte des Werkes von W. Bode.) 
Die durch Anwendung der verschiedensten Natur- und gebeizten 
Hölzer erreichte Licht- und Schattenwirkung suchte man noch zu er- 
höhen, indem man einzelne Theile mittelst Brennens braun abtönte, also 
schattirte. Ursprünglich geschah dies mit heißen Eisen und auch wohl 
mit Hilfe einer Stichflamme, die auf die betreffende Stelle geblasen wurde, 
später durch das Eintauchen der Holzstücke in glühend heißen Sand. 
Schon in den Werken des ersten, in weiteren Kreisen berühmten 
Meisters der lntarsia, Giuliano da Majano (1432-1490), finden sich die 
Anfänge bildlicher Darstellungen vor. Sie kehren dann wieder in stets 
fortschreitender Entwicklung bei den schon genannten beiden Meistern 
de Marchis und Barili (die Lebenszeit des Letzteren von 1453-1516) 
und sie gelangen zur höchsten Stufe unter Baccio d'Agnolo (1462 
bis 1543), dem rühmlichst bekannten Verfertiger des Chorgestühles 
in S11 Maria Novella zu Florenz, und unter dem Dominikanermönch 
Fra Giovanni da Verona (1456-1525), der die ausgezeichneten 
Intarsien in Sie Maria in Organo zu Verona geschaffen hat. (Siehe Ab- 
bildungen der Ornamente dieser Chorgestühle in H. Herdtle, vMuster- 
giltige Vorlageblätter für das Studium des Flachornaments der ital. 
Renaissancee; Meurer und Fink, nltalienische Flachornamente aus der 
Zeit der Renaissancev; Val. Teirich, vornßmenlg aus der Bllhhgzgit
	        
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