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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 6)

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der ital. Renaissanceu: Bucher und Gnauth, nDas Kunsthandwerk-n lll; 
J. Gailhabaud, wDie Baukunstn etc.) 
Mit dem letztgenannten Meister, mit Fra Giovanni da Verona, treten 
wir in eine neue stilistische Phase. Bisher hatten sich die Intarsiatoren 
zumeist der einheimischen, aber auch fremder Naturhölzer bedient. 
Dies gewährte allerdings nur eine beschränkte Farbenscala, es sicherte 
jedoch gleichzeitig der Arbeit den Charakter der Flächendecoration. 
Aber schon Fra Giovanni beginnt die Hölzer zu beizen und zu färben, 
Licht- und Schattenpartien in seinen Darstellungen schärfer hervor- 
zuheben, kurz, bereits mehr auf plastische Wirkung hinzuarbeiten. Wenn 
nun auch seine eigenen Arbeiten noch immer innerhalb der zulässigen 
Grenze sich befinden, so bilden sie doch den Merkstein, von dem ab die 
Kunst der lntarsia in Italien in stilistischer Beziehung dem Verfalle zueilt. 
Schon der jüngere Kunstgenosse (und angebliche Mitschüler) Fra Gio- 
vanni's, der Dominikaner Fra Damiano da Bergamo (1490-1549), 
suchte seinen Ruhm zumeist nur mehr in der Darstellung großer Historien- 
und Landschaftsbilder. An die Arbeiten Fra Damiano's knüpft sich die 
Anekdote: Kaiser Karl V., dessen Krönung 1530 zu Bologna stattfand, 
habe dortselbst gelegentlich eines Besuches in San Domenico - der 
Arbeitsstätte Fra Damiano's - dessen lntarsien im Chore besichtigt 
und diese so lange für wirkliche Gemälde gehalten, bis er durch einen 
Einschnitt in eine der eingelegten Tafeln sich überzeugte, dass sie aus 
Holzstückchen zusammengefügt seien. 
Immer mehr neigte sich nun die lntarsiatechnik der Malerei zu und 
endlich kam es so weit, dass man gemalte Bilder direct copirte, dass 
man mit diesen zu concurriren suchte. Die Hilfsstoffe und Hilfsmittel 
waren ja jetzt hierzu alle vorhanden, geheizte und gefärbte Hölzer in 
jeder Schattirung, das Verfahren des Brennens u. s. w.; aber die Technik 
zieht denn doch Schranken, die ungestraft nicht überschritten werden 
dürfen, und der feinfühlige Beschauer wendet sich von solchen Stil- 
widrigkeiten, die nur mehr Curiositäten sind, ab. Wie die Zeitgenossen 
über diese Arbeiten dachten, das kann uns heute in unserem Urtheile 
nicht beirren; sie sahen die Werke eben mit denselben Augen, wie der 
Meister. Aber interessant ist es doch, die Worte eines derselben (Sabba 
Castiglione) zu vernehmen, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts bei- 
läufig Folgendes sagt: nMan ziere sein Haus mit eingelegten Arbeiten 
von der Hand Fra Giovanni's da Monte oliveto, oder Fra Raffaellds da 
Brescia, oder der Legnaghi, die vorzüglich in Perspective berühmt sind; 
aber wer es thun kann, der Schmücke es ja vor Allem mit Werken des 
Fra Damiano, denn diese sind mehr göttlich als menschlich zu nennen 
und gleich gewandt ist ihr Meister in Landschaften wie in figuralen Dar- 
srellungen. All' das ist er im Holz auszuführen im Stande, was der Pinsel 
eines Apelles zu malen vermochte." Und dann weiter: v-Gewiss steht 
Fra Damiano in seiner Art, das Holz beliebig zu färben, den marmo-
	        
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