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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Die Industrie der Fettkörper und das Glycerin. 
schiedenen fetten Säuren mit Glycerin, weniger einer gewissen Menge 
Wasser, wie die Aether Verbindungen von Weingeist mit Säuren we 
niger Wasser sind. 
Wenn die Natur häufiger einfache Fette darböte, solche, welche 
bei der Verseifung nur eine Fettsäure liefern, getrennt von anderen, 
schon Chevreul’s Untersuchungen hätten vielleicht auch die quan 
titativen Verbindungsverhältnisse des Glycerins zweifellos festgestellt, 
wenigstens später wäre es möglich geworden, sie aus seinen Analysen 
abzuleiten, als das Atomgewicht der Kohle berichtigt und die Stearin 
säure als einbasische Säure erkannt war. Aber die in der Natur ver 
breiteten Fette, die der Hausthiere sowohl, welche Chevreul vorzugs 
weise untersuchte, wie auch die leicht zugänglichen Pflanzenfette Hessen 
sich wohl als Gemenge von Talg-, Margarin- und Oelfett erkennen, aber 
der Reindarstellung des Stearins, Palmitins und Oleins traten Schwierig 
keiten entgegen, die sich nur ausnahmsweise überwinden Hessen. Und 
die Schwierigkeiten, sowohl einer solchen Isolirung der einfachen Fette 
wie die der Erkenntniss der Verbindungsgesetze des Glycerins schienen 
mit der Masse deä Materials zu steigen, welche die Umschau auf diesem 
Gebiete den Chemikern zuführte. Der Palmitinsäure (Chevreul’s 
Margarinsäure), Stearinsäure und Oelsäure reihten sich die Laurin-, 
Myristinsäure und Arachinsäure als berechtigte Glieder der Fettsäure 
reihe an, daneben tauchten zahlreiche andere Namen auf. Bald waren 
es halbreine Verseifungsproducte, bald Producte der trockenen Destil 
lation, welche, je nach ihrer Abstammung und Darstellung mit verschie 
denen Namen belegt, das Gebiet der fetten Säuren zu einem undurch 
dringlichen Chaos zu machen schienen. Nicht ohne anfängliche Irrthümer, 
aber mit Zähigkeit seine Aufgabe bis zur völligen Lösung verfolgend, 
lichtete Heintz 1 ) das Dunkel. Die Margarinsäure der Chemiker zer 
legte sich in seiner Hand in Palmitinsäure und Stearinsäure, die An- 
thropinsäure, Bassiasäure, Palmin- und Palmitonsäure hielten seiner 
Methode der fractionirten Fällung nicht Stand, ohne in bekannte Pro 
ducte zu zerfallen. Und da Heintz ausserdem genau angab, wie man 
eine selbständige Fettsäure von gemengten Säuren unterscheiden könne, 
auch die für die Technik so wichtigen Veränderungen, welche Schmelz 
punkt und Art zu erstarren durch fremde Beimengungen erleiden, ein 
gehend studirte, so gewann die Chemie der. festen Fettsäuren, damit 
auch die der Glyceride, mit seinen Untersuchungen feste Stützpunkte. 
In wissenschaftlicher Beziehung, insofern wir jetzt wissen, dass die Zahl 
der in den natürlichen Fetten verbreiteten Glyceride doch nur eine sehr 
beschränkte ist und dass selbst die nach der Formel Cn H2H O2 möglichen 
*) Heintz, Journ.prakt.Chem.LXVI, 1 (Zusammenstellung der Resultate); 
vollständige Literaturangaben über Heintz’ Arbeiten s. in Gmelin s Hand 
buch 4. Aufl. VII, 1261.
	        
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