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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 8)

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Giovanni's Meisterwerk dieser Art ist der Sakristeibrunnen in S" Maria Novella, 
außerdem sind noch besprochen und abgebildet das l.avabo in S. Niccolö da Tolontino 
in Prato, sein Taufbrunnen (als Pozzo gedacht) zu Cerreto Guidi, und als letzter Aus- 
klang der Robhiakunst die Decoratinn der Fassade des Hospitales del Ceppo zu Pistoja. 
Der detaillirten Vorführung der Werke jedes einzelnen Meisters fügt Reymond 
eine kurze Classification derselben nach dem Charakter ihrer ornamentalen Beigaben hinzu. 
Schade, dass die Verlagsanstalt es nicht unternommen hat, den farbigen Reiz der 
Robbiawerke, dem sich Niemand, der je ein Original gesehen, entziehen kann, durch 
Wiedergabe auch nur eines charakteristischen Stückes jedes Meisters in Farbendruck 
zum Ausdrucke zu bringen. Außer in einer kleinen farbigen Wiedergabe in Racinefs 
Ornement Polychrortie haben die Werke der Florentiner Meister nach dieser Richtung 
noch in keiner Veroffentlichung eine genügende Würdigung erfahren. 
Reymond beklagt in seinem Buche auch, dass über der Begeisterung für die 
Werke der Antike und der aus derselben abgeleiteten l-lochrenaissance die einfach- 
schönen, echt christlichen Werke der Robbia bisher die verdiente Würdigung nicht cr- 
fuhren, dass namentlich in dem Vorbilderapparate der Schulen diese Werke bis jetzt 
fehlten. - ln letzterer Hinsicht hat der Verfasser gewiss nicht Unrecht, leider hat es 
aber noch keine Behörde unternommen. eine Auswahl des für Schulen Geeigneten durch 
Abgüsse zu veröffentlichen; eine günstige Aufnahme würde den Maclonnen, den Engeln, 
den Heiligen, sowie den prächtigen ßlumen- und Fruchtgewinden der Robbia gewiss 
allerorten zu Theil werden. H-e. 
K 
Pen drawing and pen draughtsmen, their work und their methods, a study 
of the art to-day with technical suggestions by Joseph Pennell, 
lecturer on illustration at the Slade school university college. London 
and New-York, Macmillan and C0mp., i8g6. 4". XXXVJ, 461 S. 
M. 5o'4o. 
Nichts spricht mehr für die Tliatsache, dass das lebendige, täglich Neues zu Tage 
fordernde Schaffen auf dem Gebiete des lllustrationswesens in England weder zu einem 
Stillstande gelangt ist noch von seinem Höhepunkte herabsinkt, als die Art, wie dieses 
Kunstgebiet in der englischen Litteratur behandelt wird. Die Zeit historischer Besinnung 
ist noch nicht angebrochen. man steht noch mitten in der Bewegung. Es ist unmöglich, 
jenen Standpunkt außerhalb der Ereignisse zu gewinnen, von dem allein sie richtig be- 
urtheilt werden können. Kaum dass es gelingt, einige der bedeutsamsten Marksteine zu 
tixiren. lm Uebrigen beschrankt sich die kritische Beschreibung - mag sie von dieser 
oder jener Feder herrühren - auf den Vergleich sowohl mit der älteren wie mit der 
zeitgenössischen Production in anderen Ländern. Was Gleeson White in seinem kürzlich 
erschienenen Buche versucht hat, - eine der historischen Betrachtung sich nahernde Be- 
handlungsweise des Stoßes. - greift mit voller Würdigung der Umstände auf die 
Sechziger Jahre zurück und reicht nicht weiter als bis etwa 1870. Andere Autoren 
ziehen wohl die jüngere und jüngste Künstlergeneration in Betracht, sehen aber davon 
ab deren Werke genetisch zu erklaren, die Stellung des Einzelnen in der Kunstwelt zu 
bezeichnen und die Fäden klarzulegen, die ihn mit der Kunst seiner Zeit verbinden. 
Auch J. Pennell, dessen nach mancher Hinsicht höchst verdienstvolle Arbeit binnen 
kurzem die z. Auflage erlebt hat, geht solchem Unternehmen, wie es scheint, geradezu 
absichtlich aus dem Wege. Pennell ist selbst Illustrator und betrachtet sein Thema 
vom Standpunkte des Künstlers. Kunstkritik der Künstler ist in der Regel wesentlich 
anders als die der Kunstliistoriker. Sie will nicht pbilosophiren, vermeidet es, die 
Tbatsachen unter große Gesichtspunkte zusammenzufassen und auf große Ziele hin- 
arbeiterid darzustellen. lhr liegt das Detail, das Einzelindividuum und die Einzelleistung 
viel mehr am Herzen als die Frage nach dem Woher und Wohin. Ein Standpunkt, 
nicht so ungerechtfertigt als es vielleicht scheinen mag. aber ein epherrieres Beginnen, 
so reizvoll es auch sei. ln der Regel ist der moderne Künstler, der über seine Be- 
rufsgenossen schreibt, originell und interessant. Er ist scliarfblickend und unnach- 
sichtig gegen Schwachen im Metier, feinfühlig und zur Bewunderung geneigt, wo ihm 
echte Ueberlegenheit in technischer oder künstlerischer Richtung entgegentritt, und vor 
Allem voll lebendiger subjectiver Empfindung. Diese Umstände tretTen auch bei Pennell 
zu. ln unmittelbarem Versenken in einzelne Künstler-lndividualitäten vergisst er häufig, 
dass er kurz zuvor andere Namen als die ersten und einzigen gepriesen, hebt nun die 
neuen als die größten und bedeutendsten hervor, um bald darauf wieder andere als die 
Ersten und Einzigen zu bezeichnen. Solch unkritischer Vorgang wäre entschieden zu 
tadeln, entspringe er nicht unmittelbar aus mächtigem künstlerischen Mitemplinden mit 
den Leistungen derer, die ihn eben beschäftigen. Die naive Kraft der Begeisterung
	        
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