geregt.
Die Pirnaer Fabrik hatte der Firma Ignaz Rössler in Nixdorf „alljährlich viele tausend
Dutzend Thon-Pfeifenköpfe geliefert, welche, von Letzterer mit passenden Beschlä
gen versehen, einen sehr einträglichen Handelsartikel nach Galizien, Ungarn, der
Moldau und Walachai ja nach den fernsten Provinzen der Türkei abgaben, um zum
Theil von dort als die Originale türkischer Pfeifenköpfe zu uns zurückzukehren. Die
rigorose Zollbehörde hatte die Beziehungen Rössler’s mit der Pirna’er Fabrik mit
Unerbittlichkeit eben kurzweg abgeschnitten, als es den beiden strebsamen Ge
werbetreibenden Wilhelm Schiller und Friedrich Gerbing nach vielen mühevollen
Versuchen gelang, den von Rössler sehnlichst begehrten Massenartikel auf heimi
schem Grund und Boden innerhalb der schwarz-gelben Zollschranken, ganz nah
Wunsch herzustellen“ (Hallwich 1873, S. 19).
Auf den Weltausstellungen Paris 1867 und Wien 1873 war die Siderolithindustrie gut
vertreten. Johannes Rudolf Wagner hatte in seine „Technologischen Studien auf
der Allgemeinen Kunst- und Industrieausstellung zu Paris im Jahre 1867“ (Leipzig
1868, S. 183) einen entsprechenden Abschnitt auch den Siderolith- und Terralithwa-
ren Österreichs gewidmet; er sei im folgenden ebenso wie die Berichte von der
Wiener Weltausstellung 1873 zitiert:
„Ein besonderer Zweig der Luxusthonwaarenindustrie Oesterreichs ist die Herstel
lung der Terralith- und Siderolithwaaren. Unter diesem gleichbedeutenden Namen
werden im nördlichen Böhmen an der Elbe und in der Umgebung von Teplitz
Thonobjekte verfertigt, welche durch Farbe sowohl, als auch durch den Firniß- oder
Lacküberzug von allen übrigen keramischen Producten sich unterscheiden. Sie ver
binden mit einem Reichthume an gut gewählten Mustern und vorzüglich ausgeführ
ten Formen und einer nicht viel geringeren Auswahl von Farben und Decorationsar-
ten den Vortheil äußerst billiger Preise, eine Folge der Eigenthümlichkeit dieser Pro-
ducte, die eben anstatt mit Glasur, mit einem einfach gefärbten oder bronzirten
Firniß überzogen ist. Diesen Vorzügen steht gegenüber der Mangel an Dauer und
Haltbarkeit. Reibung und Wärme verträgt der Firniß nicht. Das eigentliche Fach für
Terralithe und Siderolithe sind folglich Schaustücke, nicht Geschirre des Ge
brauchs. Vorzugsweise werden Theegeschirre (fast ausschließend für die Ausfuhr
nach England), Schreibzeuge, verzierte Blumentöpfe, Vasen, Pfeifen und die ver
schiedenartigsten Nippsachen aus der Thonmasse geformt, getrocknet, in gewöhn
lichen Brennöfen scharf gebrannt und nach dem Brennen lackirt und bronzirt. Auf
dem Marsfelde fanden sich die Producte der Siderolithfabriken von W. Schiller und
Sohn in Bodenbach und J. Maresch in Außig. Der Productionswerth der fünf Terra
lith- und Siderolithfabriken belief sich 1865 auf 2,288,507 Francs“ (Wagner 1868.
S. 183).
Von der Wiener Weltausstellung berichtet Emil Teirich:
„Eine interessante, für Oesterreich bedeutende Industrie ist jene des nördlichen
Böhmens in der Umgebung von Teplitz bis gegen Bodenbach, wo die Thone von
Hohenstein, Preschen und Pärchen zu den bekannten Siderolithwaaren ausgebeu
tet werden. Unterstüzt durch die äusserst billige Duxer Kohle und reiche, billige
Frauenarbeit, kann eben dort eine Billigkeit des Fabricates erzielt werden, die unter
den jetzigen Verhältnissen Wunder nimmt. Thon von Preschen stellte F. Fischer
aus. Dieses schöne Materiale ist in Wagenladungen von 200 Zollcentnern zum
Preise von 35,45 und 80 fl., je nach Qualität zu beziehen. Schöner Quarz in Stücken
von 60 bis 70 fl. ab Station Aussig a.d. Elbe.
Die Fabrication, meist sehr primitiver Art, mit wenigen Hilfsmitteln versehen, liefert
theils glasirte Thonwaare, theils aber, und wohl zumeist solche, die mit einem Bern
stein- oder Kopallack überzogen sind, der als Bindemittel für alle denkbaren Farben
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