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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 8)

den Maler von der ersten Conception angefangen bis zum letzten Pinsel- 
strich die wohlverstandenen Erscheinungsformen der Natur geleitet und, 
mit besonderem Nachdruck sei es betont, leiten müssen; es wäre ihm 
ja sonst überhaupt unmöglich gewesen, eine allgemein verständliche, nach 
jeder Richtung klare Formensprache zu benützen. So mag es wohl 
kommen, dass ein anscheinend Kunstbegeisterter wohl gar an dem Bilde, 
was wir eben vor Augen haben, vor Allem die treHliche Wiedergabe der 
Natur bewundert. Wir lassen ihn gewähren; um so lieber, als wir besser 
wissen, wie die Dinge stehen. Wir wissen, wie viel Außernatür- 
liches, wenn das Wort erlaubt sein soll, die Kunst täglich schaffen 
muss, und wir wissen auch, wie viel Natürliches für die Kunst ganz un- 
verwendbar und dabei so herzlich gleichgiltig ist, dass seinen gänzlichen 
Mangel auch der begeistertste Verehrer des Natürlichen nicht im Min- 
desten gewahr wird. 
Doch wozu diese Abschweifungen von der eigentlichen Sache? 
Die vor dem Wandgemälde gehaltene Ruhepause soll nicht dazu 
veranlassen, einen überflüssigen Excurs über Kunstprincipien zu schaffen. 
Wir erheben uns also, betrachten im Weiterschreiten noch die vortreff- 
lichen Beispiele schön construirter und ausgestatteter Heizapparate und 
gelangen durch einen in der Mitte der Langseite des Raumes befind- 
lichen Ausgang in eine größere Gartenanlage, zwischen deren Baum- 
gruppen wir das Dach des Gebäudes schimmern sehen, in dem sich die 
Werkstatt befindet. 
Der Garten birgt manche Reminiscenz an die so unvergleichlich 
schönen Anlagen, die man in England zu sehen gewohnt ist. Zahlreiche 
Arbeiten aus der Werkstatt des Hauses schmücken ihn. Es finden sich 
unter Anderem Vasen von respectabler Höhe. Aus ihnen quillt eine 
Fülle von Blumen. Viele Arten von Pflanzen, wie sie in Ampeln ge- 
zogen werden, und Schlinggewächse entwickeln sich aus korbartigen 
emaillirten Behältern, die auf schlank emporragenden, luftig durch- 
brochenen Sockeln ruhen. An passender Stelle des Gartens zeigen sich 
Blumenbeete in Fassungen zierlichsten Aussehens, die fast mühelos aus 
sinnreich gebildeten emaillirten Theilen zusammengesetzt sind. Zwischen 
dem Grün von clematis vitalba und der heutzutage freilich schon ein 
wenig aus der Mode gekommenen lonicera caprifolium flimmern in far- 
bigem Schmelz die Dächer und Giebel der Gartenhäuschen, deren dauer- 
hafte und schöne Bauart erfreut. Am Ende des aus dem Garten führenden 
Kiesweges stehen Hankirend zwei hochaufragende Fruchtpyramiden, gar 
farbenfröhlich decorirt. Die auf steinernem Sockel geschmackvoll über- 
einandergesetzten Behälter in der Form von Schüsseln, Vasen u. dgl. 
bilden mit ihrem lnhalte, den ewig frisch und saftig sich präsentirenden 
Früchten und Blättern eine aparte Gattung decorativer Gartenaus- 
stattung.
	        
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