dem Meiner L zugedacht habe, nicht eher der Werkstütte Flbtnefs angehören ; dagegen
hat mich Lange durch seine Einwürfe gegen andere meiner Zuweisungen keineswegs
wankend gemacht. Ich werde vielleicht Gelegenheit haben, darauf an anderer Stelle aus-
führlicher zurückzukommen. Das heißt doch wohl zu weit gegangen, wenn Lange be-
hauptet, man müsse jedem nach links gerichteten Profilportrat (wie dem StoEler, dessen
Holzschnittbildnias Lange dem Flotner doch nicht abzusprechen wagt) mit Misstrauen
entgegen kommen und jedes Enface-Portrat von vornherein für unßotnerisch halten,
während der Meister auf den Plaketten die Enface-Darstellungen geradezu bevorzugt.
Dass man Gefahr laufe, die Werke des Meisters und seiner Schüler zu verwechseln, das
sagte ich ja auch (S. z6 meiner Abhandlung), und ich bin mit Lange der Ansicht, Flütner
werde eine großere Anzahl von Schülern und Nachahmern gehabt haben, als wir ihm
heute nachweisen können; dass uns überhaupt, um hier sicheren Boden zu gewinnen,
ein Corpus der deutschen Medaillen - etwa in der Art der Medailleurs Italiens von
Armand - noih thut, ja dass dies weine der schönsten und dringendsten Aufgaben ist,
welche die Kunstgeschichte gegenwlrtig zu losen hatu, damit hat jmir Lange aus der
Seele gesprochen.
Der Schwerpunkt der Langäschen Werke ruht auf dem Nachweise der Pla ketten
Fldtnefs. Ich liatte in meiner Abhandlung, welche sich zunächst nur mit den im Wiener
Hoimuseum befindlichen Arbeiten Flotner's beschiftigt, immerhin eine großcre Anzahl
(42) Plaketten namhaft gemacht, nvornehnilich nur um die Geistesrichtung des Künstlers
zu kennzeichnen, aber auch um anderen Forschern etwa einen Fingerzeig zu gebenl.
Ich freue mich nun, dass Lange die Arbeit aufgenommen, wo ich sie stehen ließ, und
dass er in der Lage ist, uns weit mehr als too dieser reizenden Werke der Flbtner-
schen Kleinkunst - darunter neun Modelle in Speckstein - vorzuführen.
Den großen Salvator im Wiener Hofmuseum, den er doch nach mündlicher
Aeußerung für ein unzweifelhaftes Werk Fl6tner's hllt, scheint Lange übersehen zu
haben; ebenso fehlt - und das bedauere ich - die Plakette mit der Geburt Christi,
welche im groBen Katalog der Sammlung Spitzer (III. Bd., Orfevrerie civile Nr. 33, S. 16)
beschrieben und auf PI. Vlll abgebildet ist (kein nlrrthurn- meinerseits!) und die ver-
muthlich hieher zu rechnende Caritas mit drei Kindern, beschrieben ebenda Bd. IV,
S. x50. Die 8 Tafeln Lichtdruck (leider nicht durchaus sehr rein gerathen), auf welchen
Lange die meisten und wichtigsten dieser Werke abgebildet hat, stellen der Vielseitig-
keit, dem Geschmack und der Geschicklichkeit Flotner's das glünzendste Zcugniss aus.
Lange hat auch, nach einer nur gar zu breit gerathenen Abhandlung über die Pla-
kettenindustrie im Allgemeinen, die ihm bekannt gewordenen Werke der Industrie (Gold-
schmiede-Arbeiten, Holzschnitzwerke u. dgl.) aufgezahlgan welchen Flotnefsche Plaketten
zur Verwendung gelangen. (Dabei unterläuft S. 142 sub c der Verstoß, dass von einem
Herzog Karl von Oesterreich und dann von einem Herzog Stephan von Oesterreich als
Brixener Bischöfen die Rede ist; es hat weder jemals einen Brixener Bischof Stephan
noch in früheren Jahrhunderten einen osterreictiischen Erz hcrzog dieses Namens ge-
geben; das hat auch Herr Walchegger gewiss nicht geschrieben.) Schon aus dieser
gewiss leicht zu vermehrenden Liste ergibt sich, ndasa abgesehen von den Kupferstichen
der Kleinmeister den Kunsthandwerkern des I6. Jahrhunderts kaum irgend etwas als
Vorbild so willkommen war wie die Plaketten Flotnefs. In Deutschland, in Italien, in
den Niederlanden und Frankreich können wir sie nachweisen; und bis tief in's I7. Jahrh.
hinein hat man sie copirt, erst beim Beginn des Rococo verlieren sie sich vollstandiga.
Ohne Zweifel wurde die Plakettenarbeit in Deutschland durch Italien angeregt und
haben wir uns i-die Einführung der Plaketten in Deutschland im Wesentlichen parallel
zu der Einführung der Medaillen zu denkenn. Von dem, was Lange zur Charakteristik
der Flotnefschen Plaketten verbringt (S. K55 5.), scheint inir besonders beachtenswerth,
zugleich für die Kunstweise jener Zeit bedeutsam, dass Flotner bei der Composition
mancher seiner Plaketten einen doppelten Sinn in's Auge gefasst haben müsse, so dass
eine Figur als Göttin Venus, als Planet Venus oder als Unkeuschheit, eine andere je
nach Bedarf für diese oder jene Muse Verwendung Enden konnte. Ganz eigenartig ist
die Bedeutung des i-XIIL: in der Serie der zwolf Könige; ich hatte ihn als Arminius
angesprochen, wahrend der thatsachliche (in der Sammlung des Hofmuseuins fehlende)
Arrninius mit dem Holzschnitt (bei mir S. 16, Fig. r4,) übereinstimmt. Lange glaubt,
der lDfCiZChlllCl sei nals Ersatz für ein verloren gegangenes oder ausgesondertes Stück
der Serie erfunden worden: er ligurirt in der Tliat in der Wiener Folge als Arminius
und am Brixener Kästchen als TUISCOHJ Schon dieser Umstand wirft ein helles Licht
auf die eigenthomliche Mittelstellung, welche Flütner zwischen Kunst und Handwerk,
zwischen dem auftauchenden Unternehmerthum und dem kleinen Meister einnimmt
(Lange, S. x75 6.).
Die Lieblingsgebiete, auf denen sich P. Flotner bewegt, sind vdhß Ornament, die
Mythologie und Allegorie, vor Allem aber Porträt und Landschaft-i; dabei zeigt er sich
sowohl durch seine alter hervortretende Phantastik wie namentlich durch seine liebevolle