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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 11)

änderungen getroEen, insbesondere musste Maria von Burgund den Platz 
neben dem Kaiser räumen. Diese Miniatur des Triumphzuges ist keine 
Arbeit Dlirer's oder seiner Werkstatt; sie ist kleinlich und ängstlich 
offenbar nach einem in Verlust gerathenen Entwurfe Dürer's von einem 
Briefmaler copirt, dessen Hand neben hervorragenden Arbeiten im Minia- 
turenwerke noch mehrfach nachzuweisen ist. 
Der dritte Entwurf Dürer's erfolgte auf Grund eines nunmehr von 
Willibald Pirkheimer im Jahre 1518 entworfenen neuen nProgrammese. 
Am 5. Februar 1518 verlangt der Kaiser von Pirkheimer die schleunige 
Einsendung der Zeichnung zu dem von ihm erfundenen Triumphwagen 
(vgl. Thausing l. c.). Am 29. März 1518 bestätigt der Kaiser bereits in 
einem Schreiben an Pirkheimer mit hoher Befriedigung den Empfang 
dieses Entwurfes, das auf vier Bogen ausgeführte, nunmehr in farbiger 
Reproduction vorliegende Aquarell der Albertina vom Jahre i5t8. Die 
Identität ergibt sich daraus, dass dieses Aquarell mit vielen anderen 
Dürer-Werken aus der lmhof'schen Sammlung, in deren Verzeichuiss 
vom Jahre 1588 es als Nr. 130 folgendermaßen erwähnt wird: wTriumph- 
wagen Kaiser Maximilian l. von Dürer's Hand gerissen, so er hernacher 
in Holz gestochen und das die erste Patron istu (Heller, Dürer Il, 85), 
in den Besitz Kaiser Rudolf ll., sodann in die k. k. Hof-Bibliothek und 
von dort in die Albertina kam '). Schon Thausing hat die Vermuthung 
ausgesprochen, dass die Aquarelle zur Anfertigung der Holzschnitte an 
Dürer zurückgekommen seien. Durch Pirkheimer gelangten sie aber in 
die Sammlung seines Schwiegersobnes lmhof. 
Pirkheimefs neue Erfindung bestand darin, dass er den Triumph- 
wagen mit nicht weniger als 32 allegorischen Tugenden und guten 
Eigenschaften umgeben und mit zwei kindischen Bilderräthseln aus- 
schmücken wollte. Kaum kann man glauben, dass es so viele Tugenden 
gibt und doch sollte Dürer diese bildlich darstellen. Es bedurfte eines 
Genies, um diese Ausgeburt der überhitzten Phantasie eines ehrgeizigen, 
wenn auch grundgelehrten Humanisten zu einem Kunstwerke auszu- 
gestalten, das konnte nur einem Dürer gelingen. 
Vielfach wird behauptet, die Aquarelle des Triumphwagens vom 
Jahre t518 seien eine Dürefsche Werkstattarbeit (Thausing, Lützow, 
Schestag). Prüfen wir vorerst das hierüber vorliegende urkundliche 
Material. Pirkheimer übersendete dem Kaiser die Aquarelle durch beson- 
deren Boten mit einem Begleitschreiben, in welchem es heißt: wUnd wo 
Euer kaiserl. Majestät Diener Albrecht Dürer nit so großen Fleiß 
') Ephrusoi irrt, wenn er den Triumphwageu der lmhofschen Sammlung mit der 
Federskizze der Albeninu vom Jahre 1511. idenriücirr. Dleec Federskizze isr mir niChlen 
ndie erste Patron: zu den Bolzschniuen.
	        
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