518
anderen Schmuck in den Schatten stellende Bedeutung. Unter dem Zeichen
des Medaillons steht dann auch die letzte Etappe der Geschichte der
Zwischenvergoldung. In einer ganz charakteristischen Species lässt sie
sich nicht nur auf eine bestimmte Glashütte - die Glashütte Gu ten-
brunn im Bezirk Ottenschlag in Niederösterreich - zurück-
führen, sondern - dank der, mit geringen Ausnahmen, bis dahin bei
Glasarbeiten niemals und nirgends üblichen Gewohnheit, ihre Erzeugnisse
zu signiren - sogar auf eine bestimmte Persönlichkeit," den in Guten-
brunn angestellten Glasschneider Johann Joseph Mildner.
Mildner hat sich durch die Signirung seiner Arbeiten thatsächlich,
wenigstens in Fachkreisen, eine gewisse Unsterblichkeit gesichert;
jedes kunstgewerbe-geschichtliche Handbuch, jedes die Geschichte des
Glases behandelnde Werk führt ihn als den letzten Vertreter der Zwischen-
vergoldungstechnik an und schützt seinen Namen vor der Vergessenheit!
Aber allerdings, mehr als den Namen Mildner's und die ungefähre Zeit
seiner Thätigkeit -- die letzte Jahrhundertswende - wissen. wir von
Mildner nicht; und seltsamerweise ließen sich auch trotz angelegent-
lichster Nachforschungen seitens des Verfassers und trotz der umfassendsten
und eifrigsten Bemühungen aller irgend in Betracht kommenden Aemter
und Persönlichkeiten") - obwohl uns nur eine verhältnissmäßig kurze
Spanne Zeit von der Epoche Mildner's trennt - nur äußerst spärliche
Daten über Mildner's Persönlichkeit und Thätigkeit ermitteln.
Den Vornamen Mildner's lehrte ein weiter unten zu besprechendes,
der Sammlung von A. von Lanna in Prag angehörendes Gutenbrunner
Glas kennen, das, im Gegensatze zu den sonstigen, nur mit dem Familien-
namen bezeichneten Mildner-Gläsern, nJohann Joseph Mildneru
signirt ist. Todesdatum und Geburtsjahr gibt eine im Jahre 1808 erfolgte
Eintragung im Sterbebuche der Pfarre Martinsberg (bei Gutenbrunn)
bekannt, die folgendermaßen lautet: "Gestorben am 11. Februar 1808 in
Gutenbrun H. Nr. 5 Jo seph Mildn e r, Glasschlezfer, verehelieht,
44 Jahre alt, an Lungenentzündung, am 13. Februar begraben." Ueber
die für die Constatirung einer etwaigen Uebertragung der Zwischen-
vergoldungstechnik aus Böhmen oder Schlesien nach Niederösterreich
immerhin belangreiche Herkunft Mildner's ließ sich nicht das Mindeste
ermitteln. .
Die in einigen Handbüchern enthaltene Angabe, Mildner sei Leiter
der Gutenbrunner Hütte gewesen, beruht auf einem Irrthum; Mildner
war weder als Leiter, noch als Werkführer, Vorarbeiter oder dergleichen
14) Zu ganz besonderem Danke bin ich der k. u. k. Privat- und Familien-
Fonds-Güter-Direction in Wien, dem hochw. Herrn lt. 'u. k. Schlossbeneiiciaten
zu Gutenbrunn, A nton Schneid er, sowie dem vorletzten Pächter der Gutenbrunnner
Hülle, Herrn Karl Wagner in Wien, verpflichtet, die in außerordentlich zuvor-
kommender Weise meine Nachforschungen unterstützten.