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in der Gutenbrunner Hütte angestellt, sondern lediglich als einfacher Glas-
schleifer, wie es deren in der Hütte eine ganze Reihe gab, und lebte
notorisch in den ärmlichsten Verhältnissen; doch darf aus Mildner's
inferiorer Stellung keineswegs geschlossen werden, dass er seine künst-
lerisch sehr beachtenswerthen Arbeiten etwa nach fremden Entwürfen
hergestellt habe. Der Glasarbeiter jener Epoche beherrschte zufolge einer
reichhaltigen und gediegenen Tradition nicht nur das handwerksmäßige,
sondern auch das künstlerische Moment seines Faches in ausgezeichnetster
Weise.
Auch die in dem einen oder anderen kunstgewerblichen Handbuche
angeführte Bezeichnung Gutenbrunn's als nk. k. Familienherrschaft Guten-
brun im Großen Fürnbergischen Weinspergerwaldew ist eine miss-
verständliche; die Gutenbrunner Glashütte, inmitten der ausgedehnten
Forste des GroBen Weinspergerwaldes gelegen, war in der zweiten Hälfte
des I8. Jahrhunderts im Besitze des damaligen Grundherrn, Namens von
Fürnberg, der die Hütte auf eigene Rechnung betrieb; im Jahre 1797
verkaufte Fürnberg seine Gutenbrunner Besitzung sammt der Hütte an
Kaiser Franz; die Glasfabrik arbeitete hierauf unter der Regie der
k, k. Privat- und Familien-Fonds-Güter-Directiun mit geringfügigen Unter-
brechungen bis zum Jahre 1842, seit welchem Jahre sie in Pacht gegeben
wird. Mildner, der bereits bei Fürnberg in Arbeit stand - das älteste
der dem Verfasser bekannt gewordenen signirten Mildner-Gläser datirt
aus dem Jahre W88") - bezeichnete daher seine Arbeiten bis r797 mit:
"Verfertiget {u Gutenbrunn im Fürnbergischen Grossen Weinsperger-
walde 17. . von Mildner-i; von i797 an mit: "Verfertiget auf der k. k.
Frzmilienherrschaft Gutenbrnrm im Grossen Weinspergerwalde um:
Mildner."
Zur Charakteristik der Mildnerßchen Arbeiten, welche nicht im
eigentlichen Sinne als Doppelgläser zu bezeichnen sind, da sie durch-
gehends nur aus einfachen Gläsern bestehen, in welche eine, mit Gold-
decor gezierte, zweite Glasschicht nur an bestimmter Stelle eingekiitct
ist, können die nachstehend angeführten technischen und künstlerischen
Merkmale gelten:
Die von Mildner decorirten Gläser sind von ziemlich beträchtlicher
Dicke, in der Masse zwar - wenn nicht etwa Milchglas in Anwendung
kam - von guter Farblosigkeit, aber häufig etwas blasig und wellig;
die Formen derselben sind fast stets schwach konisch, nahezu oder auch
vollkommen cylindrisch; doch kommen auch, abgesehen von flachen,
ovalen oder achteckigen Salzfässern, die sich wohl sicher auf Mildner
zurückführen lassen, krugförmige Henkelgläser und hochgestengelte Wein-
15) sich: unten.