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schule Hofrath von Storck mit den Professoren, Herrenhaus - Mitglied
Lob m eyr, der Vice - Präsident des Kunstgewerbevereins, kaiserl. Rath
G s t e t t n e r, sowie zahlreiche Aussteller eingefunden.
Seine Majestät besichtigte zuerst die von dem Director des Museums
veranstaltete Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse nach den den Ge-
werbetreibenden vom Museum zur Verfügung gestellten Mustern. Seine
Majestät geruhte die ausgestellten Objecte mit besonderem Interesse zu
betrachten und die Informationen des Directors l-lofrath von Scala über die
mit dieser Ausstellung verbundenen Tendenzen allergnädigst entgegen-
zunehmen. Der Director hatte die Ehre, Seiner Majestät darzulegen, dass
er durch die von ihm inscenirte Winter-Ausstellung bezwecke, zahlreiche
befähigte, unbemittelte Kunsthandwerker, und zwar nicht allein hiesige,
sondern auch solche aus den einzelnen Königreichen und Ländern in den
Kreis der Einflussnahme der Anstalt zu ziehen. Zu diesem Behufe habe'
er einen Vorschussfond gegründet, und zu diesem Zwecke setze er sich
persönlich dafür ein, dass die erzeugten Objecte auch einen Absatz fänden.
Mit sichtlicher Befriedigung vernahm der Kaiser die Mittheilung des Di-
rectors, dass in der That ein sehr großer Theil der Gegenstände aus der
Winter-Ausstellung bereits Käufer gefunden habe und die betheiligten
Handwerker mit Aufträgen für längere Zeit. hinaus beschäftigt seien.
Gelegentlich der Vorstellung zahlreicher Kunstgewerbetreibenden, die an
dieser Ausstellung betheiligt waren, geruhte Seine Majestät wiederholt
Seiner Befriedigung über die gelungenen Arbeiten Ausdruck zu geben,
und unter Anderem die Möbel von Portois 81 Fix. die Metallarbeiten von
Navratil, die Silberarbeiten von Bannert sowie das lnterieur, hergestellt
von J.W. Müller in Wien, den Ausstellern gegenüber besonders zu beleben.
Den k. k. Fachlehrer F. Haider aus St. Ulrich befragte der Monarch
über die Verhältnisse der Grödener Schule und die der dortigen Kunst-
industrie im Allgemeinen, wobei Seine Majestät die beiden vom Bildhauer
J. Moroder in St. Ulrich ausgestellten Objecte, einen Christus am Kreuze
und einen Teufel nach einem alten Original in Graz, als gelungen zu
bezeichnen geruhte.
Besonders lebhaftes Interesse geruhte Seine Majestät auch für das
von den Herren Lefler, Urban, Rathausky und Schönthaler hergestellte
lnterieur zu bekunden. Höchstdieselben geruhten längere Zeit in diesem
eigenartigen Raum zu verweilen, die Erklärungen der anwesenden Künstler
entgegenzunehmen und denselben Seine Befriedigung über ihre Leistung
auszusprechen.
Nachdem Seine Majestät an den Director die Frage gerichtet, ob
das Museum bereits permanente elektrische Beleuchtung habe und
vernommen, dass HoEnung vorhanden sei, die jetzige provisorische
Beleuchtung einzelner Räume in eine permanente umzugestalten, begab
sich der Monarch in die Räume, welche das Museum dem Wiener Kunst-
gewerbeverein überlassen hat. Seine Majestät wurde von dem Vice-
Präsidenten dieses Vereins, Herrn kaiserl. Rath Gstettner, durch die Weih-
nachts-Ausstellung geleitet, geruhte die daselbst ausgestellten Gegenstände
eingehend zu besichtigen und zahlreiche Vorstellungen von Ausstellern
entgegenzunehmen. Am Schlusse des Rundganges, der etwa 1'], Stunde
währte, sprach kaiserlicher Rath Gstettner im Namen des Wiener Kunst-
gewerbevereins und sodann der Unterrichtsminister im Namen des Oesterr.
Museums den allerunterthänigsten Dank für den Allerhöchsten Besuch
des Museums aus.