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uber die Galerie N. F. J. d'Angoisse hervorheben, aus denen man entnahm, dass zwei
allbekannte Bilder der Berliner Galerie, die vor wenigen Jahren in Paris erworbene
Madonna des Lucas von Leyden und Altdorfefs heilige Familie am Brunnen vor 1825
Bestandtheile der Wiener Galerie Angoisse waren. Auch jener Hans Baldung mit den
sieben Lebensaltern des Weibea, der vor Jahren ein auffallender Bestandtheil der fürstlich
LiechtensteiNschen Galerie gewesen ist und jetzt dem Kunsthistoriker Dr. Fritz Harck
gehört, war ehedem bei Angoisse in Wien. Herr von Angoisse selbst ist dargestellt
auf einem Rundbildchen von W. A. Rieder aus dern Jahre i8zt. Das nette kleine Ge-
mälde befindet sich gegenwärtig im Museum der Stadt Wien, wohin es aus der Samm-
lung Jean Krämer gelangt ist. Es galt bisher als Bildniss des Dr. Hussian. Frimmel
wies nach, dass hier nicht Hussian, sondern Herr von Angoisse abgebildet ist. Denn im
Hiniergrunde ist jene Madonna des Lucas von Leyden dargestellt, die 1825 im Katalog
d'Angoisse in höchst eingehender Weise beschrieben ist. Zudem ist der im Jahre t82t
portrsiirte Herr zu alt, um mit Dr. Hussian identisch sein zu können. Weiterhin be-
rührte der Vortragende die Herkunft der Schachpartie des Lucas von Leyden in Berlin
aus der Wiener Schatzkammer. womit ebenfalls ein neuer Nachweis gegeben ist.
Von einem dritten Gesichtspunkte aus wurde nunmehr der Wiener Gemaldehandel
betrachtet. Wien sei, wie Fr. bemerkte, in Bezug auf den Handel mit Bildern sehr spat
daran; indess ist der allgemeine Name nKunsthandlern hier doch schon [in der zweiten
l-lalfte des iS. Jahrhunderts bekannt. Aber erst das to. Jahrhundert sieht einen wirk-
lichen Gemaldehandcl in Wien entstehen. Die wichtigsten Namen des Wiener Bilder-
handels werden genannt, wie denn auch die gemttthliche Art des Gemaldesammelns in
Alt-Wien Erwahnung findet. Einen modernen Zuschnitt erhielt die Gemaldebewegung
in Wien erst durch Georg Plach, dessen Lebensgang der Vortragende in knapper Weise
skizzirte.
Der letzte Gesichtspunkt gewahrte einen allgemein gehaltenen Einblick in das
Wiener Ausstellungswesen. Die akademischen Ausstellungen seit 1786 wurden genannt;
ein Seitenblick galt dem Muller-Deymkchen Gebäude, wo um 1812 gelegentlich Bilder
ausgestellt wurden. Der alte wVerein zur Beförderung der bildenden Künsten und der
österreichische Kunstverein, sowie die Ausstellungen im Künstlerhaus: und die bei den
Wiener Kunsthlndlern wurden in Kurze besprochen. Frla Vortrag wurde von den zalil-
reich erschienenen Kunstfreunden beifällig aufgenommen.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
November von 9606, die Bibliothek von 2.067, und die Vorlesungen von 344
Personen besucht.
Vortrags-Gyklen im Oesterr. Museum. Das k. k. Oesterr.
Museum veranstaltet in der Zeit vom ai. Januar bis Mitte März i8g8
an Wochenabenden von 7-8 Uhr drei Vortrags-Cyklen zu je fünf Vor-
trägen. Die Theilnahme an diesen VortragsaCyklen wird auf eine be-
stimmte Zahl von Zuhörern beschränkt sein und kann nur erfolgen auf
Grund einer Einschreibung, für welche eine Gebühr von i Krone für
jeden Vortrags-Cyklus eingehoben wird. Die Einschreibungen werden
an Wochentagen von 9-3 Uhr in der Kanzlei des Museums entgegen
genommen, und für jeden Cyklus besondere, auf Namen lautende Karten
ausgefolgt. Das Programm dieser Vortrags-Cyklen ist folgendes: .
l. Vice-Director Dr. Ed. Leisching: nOesterreichische Kunst-
geschichtee, 1. Theil. (Mit skioptischen Demonstrationen.) i. Vortrag
Freitag den 21., 2. Vortrag Dienstag den 25., 3. Vortrag Freitag den
28. Januar, 4. Vortrag Dienstag den i., 5. Vortrag Freitag den 4. Februar.
II. Custos Dr. Karl Masner: wGeschichte des Möbelsa. (Mit
skioptischen Demonstrationen.) i. Vortrag Dienstag den 8., 2. Vortrag
Freitag den ii., 3. Vortrag Dienstag den i5., 4. Vortrag Freitag den i8.,
5. Vortrag Dienstag den 22. Februar.
lll. Custos Joseph Folnesics: nGeschichte des europäischen
Porzellansa. (Mit Demonstrationen.) l. Vortrag Freitag den 25. Fe-
bruar, 2. Vortrag Dienstag den i., 3. Vortrag Freitag den 4., 4. Vortrag
Dienstag den 8., 5. Vortrag Freitag den ii. März.