iää
M übel dieser Periode besitzen noch gothischen Aufbau mit theils gothischer, theils mit
Renaissance-Verzierung. Ala bedeutendste Repräsentanzen sind angeführt das Stahlwerk
der Kathedrale von Auch mit 130 Stühlen, eines der reichsten Frankreichs, und das
von Saint-Bertrand-de-Commingea, welches im Jahre 1535 vollendet wurde.
Das Capitalwerk der Verschmelzung des gothischen Stils tnit dem der Renaissance in
Frankreich ist aber das Südportal der Kathedrale von ßeauvais, ausgeführt von Jean-
le-pot und beendet i n-i Jahre iggg.
Der zweite Theil umfasst die Zeit von tggo-tüoo, in welcher unter dem Ein-
flusse von Architekten, Formstechern und Zeichnern Mübel entstehen, welche classische
Architekturformen aufweisen; die Gothik ist ganz zurückgetreten. Anstatt des Malers
wie in Italien (i) sind der Architekt und der Bildhauer die Verfertiger des Mübels.
Diesem Theile ist eine Biographie der drei Du Cerceau nach v. Geymüller und
eine Biographie Sambin's nach Bernard P rost eingefügt. Nach Aufzählung der Künstler,
welche die Tischler der zweiten Halfte des I6 Jahrhs. beeinflussten, der De l'Aune,
Du Cerceau. Berniird Salomon, Sambin und Jean Goujon folgt die Beschreibung
einer Reihe von Mbbeln, als: Truhen, Dressoirs, Schranken, Betten, Tischen und Stühlen
aus verschiedenen Sammlungen. Molinier theilt dieselben nach ihren Formen diesem
oder jenem Meister, dieser oder jener Provinz zu und gibt damit die hauptsachlichsten
Einrichtungsstücke einer reichen Wohnung der zweiten Hälfte des I6. Jahrhunderts. Als
besonders lehrreich für diesen Zweck bezeichnet Molinier das auf uns gekommene Mo-
biliar der Familie Gauthiot vom Jahre 1596.
Recht dürftig ist das letzte Capitel ausgefallen, das den allerdings bescheidenen
Titel tragt: lEinlgC Worte über die deutschen und niederländischen Mobel des 16. Jahr-
hundertai. Molinier findet, wie selbstverständlich, in Deutschland und in den Nieder-
landen denselben Uebergang von der Guthik zur Renaissance wie in Frankreich und in
den anderen Landern, nur bleibt in Deutschland die Ciothik langer haften, als z. B. in
Frankreich. ln der zweiten Hälfte des I6. Jahrhunderts treten auch in Deutschland die
claasischen Arcliitekturformen an Stelle der gothischen.
Molinier begnügt sich aber mit ein paar Beispielen aus den Museen zu München
und Berlin als einzigen Vertretern des überreichen Schatzes der beiden Lander Deutsch-
land und der Niederlande. Nichts von Nürnberg, Lüneburg und den übrigen Hansa-
städten, Münster, Schleswig-Holstein etc., nichts von Kampen, Enlthuyzen, Herzogen-
husch, Dortrecht etc.!
Nach Falke wird noch das Schloss Velthurns angeführt, dessen Holzarchi-
tekluren und Einlegearbeiien Molinier für vollständig italienisch erklärt. Als besondere,
nationale Einrichtungsstücke werden noch die Lüsterweibchen erwähnt, - bei so viel
Fehlendem ein so untergaordrietes Obiecl! Hiermit schließt dieses letzte Capitel, das als
solches Stückwerk besser ganz weggeblieben wäre.
Einen Anhang bilden die auch von Bonnatfa verofieritlichten Statuten der
Tischlerinnung von Paris vom Jahre 1580.
Das Werk ist mit vorzüglichen Heliogravriren und zahlreichen Illustrationen im
Texte ausgestattet. H-c.
I
Francois Briot, Caspar Enderlein und das Edelzinn. Von Hans Demiani.
Leipzig, Karl W. Hiersemann, 1897. Fol. 118 S. in 2 C0l., 50 Taf.
in Lichtdruck und 6 Abbildungen im Text. M. 75.-.
Dieses in vornehmster Ausstattung erschienene Werk bildet ein litterarisches Denk-
mal ersten Ranges für die beiden Hauptreprlsentanten jener Kunstübung, die sich im
Edelzinn der Renaissance in classischer Weise prasentirt.
Die rnit größter Gewissenhaftigkeit, mit eingehendster Benutzung der vorhandenen
und angeführten Quellen geschaGene Monographie theilt sich in zwei Hauptabschnitte, jeder
dem Leben und Wirken ie eines der genannten Meister gewidmet. Briot's Gestalt wird
in erster Linie erhellt durch die mit Scharfe durchgeführten Folgerungen, die sich aus
den vorhandenen historischen Notizen ergeben können. Wenn trotzdem das Lebensbild
des Künstlers sich noch nicht in ganz vollständig sicheren Umrissen zeigt, so liegt dies
nur in dem Umstande, dass, mit Ausnahme der Nachricht über die Feststellung des Ortes
seiner Geburt, das ihn hetreifende actenmlßige Material sich nicht auf viel Wichtiges
erstreckt.
Höchst bedeutend ist, was wir über Enderlein erfahren. Den gründlichen For-
schungen des Verfassers haben wir es ausschließlich zu verdanken. dass nunmehr eine
sehr ausführliche Biographie dieses trefdiclien Künstlers vurliegl, von dem bis jetzt in