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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 12)

vergoldete Doppelgläser nur in äußerst spärlicher Anzahl auf uns ge- 
kommen sind, beweist, dass zu Kunckel's Zeiten die Zwischenvergoldungs- 
technik noch thatsächlich eine nsonderliche Curiosilätc war und anfänglich 
vielleicht wirklich nur von Kunckel geübt wurde. 
Es dürfte wohl auf die ungemein: Verbreitung von KunckeVs nArs 
vitrariau, die zu Ende des 17. und im 18. Jahrhundert in keiner deutschen 
Glashütte fehlte, zurückzuführen sein, dass seit den ersten Decennien des 
18. Jahrhunderts die Technik der Zwischenvergoldung in vollem Flore 
stand; doch beschränkte sich ihre Ausübung in größerem Maßstabe in 
der ersten Zeit, wie es scheint, fast ausschließlich auf Schlesien. - 
Die von Kunckel an erster Stelle erklärte Technik der Nachahmung von 
Halbedelsteinen trat in dem Maße, als sich das Rococo Bahn brach, 
zurück vor dem Decorationsverfahren, figürlichen und ornamentalen 
Schmuck in Gold oder Silber zwischen den beiden Gläsern anzubringen; 
gerne polychromirte man auch derartige Decorationen, indem man die 
an der Außenseite des inneren Glases in Gold oder, wie in diesem Falle 
zumeist, in Silber hergestellten Darstellungen mit Lasurfarben übermalte. 
Doch kommen bis an's Ende des Jahrhunderts Doppelgläser vor, die gold- 
geäderte Achate imitiren, und auch solche, bei welchen das innere Glas 
vollkommen versilbert, das äußere durchaus vergoldet (beziehungsweise 
timgekehrt) erscheint. 
In der Herstellungsweise trat dem Verfahren Kunckel's gegenüber 
in der Folgezeit insoferne eine Aenderung ein, als man in den meisten 
Fällen, aus Gründen der größeren Dauerhaftigkeit, die beiden Gläser 
nicht mehr einfach am oberen Rande Zusarnmenkittete, sondern dass man 
das innere Glas um Einiges höher anfertigte als das äußere, an dem 
ersteren einen Randstreifen so weit vorspringen ließ, dass die Fläche des- 
selben mit der Fläche der Außenseite des äußeren Glases in einer Ebene 
lag und die beiden Gläser nun an dieser nicht mehr mit der. Lippen in 
Berührung kommenden Stelle verkittete, ein Verfahren, das hinsichtlich 
der Reinlichkeit wie der Dauerhaftigkeit gewisse Vortheile bot. Gleichfalls 
auf technische Nothwendigkeit zurückzuführen ist die - eben durch die 
Doppelwandigkeit bedingte - gedrungene und schlicht-becherförmiges) 
Gestalt der Doppelgläser und ihr vieleckiger Faeettenschlilf, durch welchen 
eine die Darstellung vernichtende Verschiebung der beiden ineinander 
gesteckten Gläser verhindert wurde. 
3) Doch kommen auch pocllforrnige Doppelgliser hiulig vor (vergl. das eine der 
beiden in den kunslindustriellen Slmmlungen des A. H. Kaiserhluses beündlichen Doppel- 
gllser, einige Exemplare in der Gluanmmlung des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und 
Industrie, den schönen Doppelghs-Poul des Museums Ferdinlndeum in Innsbruck 
u. n, 111.), bei welchen dem lußereu Gluse ein massiver Fuß angeschmolzen ward; die 
Pocnle wurden dann meist mit einem gewöhnlich äußerlich mit Golddecor versehenen 
Deckel ausgesmxer.
	        
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