vergoldete Doppelgläser nur in äußerst spärlicher Anzahl auf uns ge-
kommen sind, beweist, dass zu Kunckel's Zeiten die Zwischenvergoldungs-
technik noch thatsächlich eine nsonderliche Curiosilätc war und anfänglich
vielleicht wirklich nur von Kunckel geübt wurde.
Es dürfte wohl auf die ungemein: Verbreitung von KunckeVs nArs
vitrariau, die zu Ende des 17. und im 18. Jahrhundert in keiner deutschen
Glashütte fehlte, zurückzuführen sein, dass seit den ersten Decennien des
18. Jahrhunderts die Technik der Zwischenvergoldung in vollem Flore
stand; doch beschränkte sich ihre Ausübung in größerem Maßstabe in
der ersten Zeit, wie es scheint, fast ausschließlich auf Schlesien. -
Die von Kunckel an erster Stelle erklärte Technik der Nachahmung von
Halbedelsteinen trat in dem Maße, als sich das Rococo Bahn brach,
zurück vor dem Decorationsverfahren, figürlichen und ornamentalen
Schmuck in Gold oder Silber zwischen den beiden Gläsern anzubringen;
gerne polychromirte man auch derartige Decorationen, indem man die
an der Außenseite des inneren Glases in Gold oder, wie in diesem Falle
zumeist, in Silber hergestellten Darstellungen mit Lasurfarben übermalte.
Doch kommen bis an's Ende des Jahrhunderts Doppelgläser vor, die gold-
geäderte Achate imitiren, und auch solche, bei welchen das innere Glas
vollkommen versilbert, das äußere durchaus vergoldet (beziehungsweise
timgekehrt) erscheint.
In der Herstellungsweise trat dem Verfahren Kunckel's gegenüber
in der Folgezeit insoferne eine Aenderung ein, als man in den meisten
Fällen, aus Gründen der größeren Dauerhaftigkeit, die beiden Gläser
nicht mehr einfach am oberen Rande Zusarnmenkittete, sondern dass man
das innere Glas um Einiges höher anfertigte als das äußere, an dem
ersteren einen Randstreifen so weit vorspringen ließ, dass die Fläche des-
selben mit der Fläche der Außenseite des äußeren Glases in einer Ebene
lag und die beiden Gläser nun an dieser nicht mehr mit der. Lippen in
Berührung kommenden Stelle verkittete, ein Verfahren, das hinsichtlich
der Reinlichkeit wie der Dauerhaftigkeit gewisse Vortheile bot. Gleichfalls
auf technische Nothwendigkeit zurückzuführen ist die - eben durch die
Doppelwandigkeit bedingte - gedrungene und schlicht-becherförmiges)
Gestalt der Doppelgläser und ihr vieleckiger Faeettenschlilf, durch welchen
eine die Darstellung vernichtende Verschiebung der beiden ineinander
gesteckten Gläser verhindert wurde.
3) Doch kommen auch pocllforrnige Doppelgliser hiulig vor (vergl. das eine der
beiden in den kunslindustriellen Slmmlungen des A. H. Kaiserhluses beündlichen Doppel-
gllser, einige Exemplare in der Gluanmmlung des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und
Industrie, den schönen Doppelghs-Poul des Museums Ferdinlndeum in Innsbruck
u. n, 111.), bei welchen dem lußereu Gluse ein massiver Fuß angeschmolzen ward; die
Pocnle wurden dann meist mit einem gewöhnlich äußerlich mit Golddecor versehenen
Deckel ausgesmxer.