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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 5)

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dass er mit Purpursammt überzogen und mit Wappenrösslein des Landes 
bestreut ist. 
ln jeder Hinsicht bedeutsam ist das in Erzherzog Leopolds Besitz 
befindliche Becken auf einem Dreifuss (Nr. 391), ein Geschenk der Stadt 
Mailand an den Kaiser Napoleon anlässlich der Geburt des Königs von Rom. 
An diesem aus vergoldetem Silber und Lapislazuli durch die Brüder 
Manfredini hergestellten Objecte ist hauptsächlich die vorzügliche Arbeit 
des Beckens hervorzuheben. Sowohl die virtuos ciselirten figürlichen 
Darstellungen, Poseidon und Amphitrite im Fond des Beckens, und die 
in zwei Zonen angeordneten Medaillons mit den Gestalten olympischer 
Götter und personif-icirter Flüsse, als auch das Beiwerk des reichen von 
lieblichen Putten belebten Blattornaments sind als hervorragende Leistungen 
nicht nur allein der Zeit des Empirestils zu betrachten. 
Geschirre undiTafelgeräthe aus Vermeil. Die Vitrine a des 
Säulenhofes birgt eine Gruppe solcher Arbeiten, verschiedenen Besitz- 
ständen entnommen; Gefässe, durchgängig von edler Form, mit und ohne 
Verbindung des Edelmetalls mit geschliEenem Krystallglas. Nr. 12g ist 
ein Frühstückservice des Grafen Vincenz Latour, französischen Ursprungs, 
nicht gleichzeitig entstanden, zumeist nur mit einfachen Ziergliedern aus- 
gestattet. Nr. 130 ist ein aus 25 Stücken bestehendes Theegeschirr (S. 
v. Metexa), gleichfalls französisch, mit plastischen und gavirten sowie 
mit aufgelegten, a iour gearbeiteten Ornamenten. Ein Stück dieser vor- 
züglichen Reihe gibt einen interessanten Aufschluss über die Leistung 
der Wiener Silberschmiedekunst. Eine der hier befindlichen Kannen, 
späterer Provenienz (oHenbar als Ersatz für ein fehlendes Stück ange- 
fertigt) ist nämlich Wiener Erzeugniss, und es ist erfreulich hiebei die 
correcte Anpassung an das gegebene Vorbild beobachten zu können. 
Bestecke (zwei Dessert-, ein Jagdbesteck) finden sich nur aus dem 
Besitze des Grafen Lanckoroüski vor (Nr. 133-135). 
Silbergeschirre und -Geräthe finden sich imSaale V in größerer 
Anzahl. Sie geben eine genügende Uebersicht über das Charakteristische 
solcher Gebrauchsgegenstände in der hier in Betracht zu ziehenden 
Periode. Es kann fast ausnahmslos die Behauptung als richtig angenommen 
werden, dass die Silberarbeiten der Congresszeit, wenn sie unvergoldet 
blieben, schon vom Ursprung her mit keiner besonderen künstlerischen 
Sorgfalt hergestellt wurden. Das Silber wurde in jener Zeit vorherrschend 
nur für eine relativ kurze Dauer verarbeitet. Der raschen Abnützung 
ausgesetzt war es mehr als irgend ein anderes Material bestimmt, nach 
kurzem Bestehen seine Form zu ändern; die hieraus entsprungene 
Nöthigung hat es im Vereine mit der wechselnden Mode, auch mit der 
gesteigerten Verbreitung der Alpacca- und Chinasilberwaare, abgesehen 
von einzelnen Nebenumständen, verschuldet, dass von den silbernen 
Gebiauchsartikeln des laufenden Jahrhunderts nur verbältnißmäßig wenig 
erhalten geblieben ist.
	        
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