Edelmetall oder aus Zinn den größten Teil.
In der Zeit, als sich der regelmäßige Import
von Porzellan aus China erst allmählich ent-
wickelte (im jahre 1602 begann die hollän-
dische Expansion nach dem Fernen Osten,
eine Folge der Gründung der Ostindischen
Kompanie) und die Keramik in den trans-
alpinen Gegenden noch selten für Tafel-
zwecke diente, bestand das Eßgeschirr vor-
wiegend aus Metall, besonders aus Silber. Auf
den Stilleben finden wir daher sehr oft
Flache Silberschüsseln mit breiten glatten
Rändern, welche trotz der dargebotenen unbe-
rührten Speisenfülle die Lichtstrahlen redek-
tieren, blenden und glänzen. Daneben finden
wir silberne, vergoldete Buckel- und Trauben-
pokale, die zu verschiedenen festlichen Ge-
legenheiten geschenkt wurden, goldmontierte
Muschelgefäße und Schüsselchen aus ver-
schiedenem exotischem Material, wie Kokos-
nüssen, Straußeneiern, Perlmutter, Korallen,
oft in zoomorpher oder vegetabiler Gestalt.
Es handelt sich zumeist um Erzeugnisse süd-
deutscher Provcnicnz 2.
Die zweitgrößte, auf den Frühstilleben abge-
bildete kunstgewerbliche Gruppe bildet das
Glas. Es kommt in so großer Mannigfaltigkeit
und Formvariabilität vor, daß unter den
existierenden Stücken manche Typen heute
kaum noch als Vorbild dienen können.
Meistens handelt es sich um lmportglas aus
Venedig: Fadenglas, öfter aber reine, subtil
geblasene Pokale mit Balusterfuß, manchmal
mit Maskarons. Aus mitteleuropäischen Glas-
hütten stammt beseheideneres Glas, wie Paß-
gläser, Krautstrünke oder das farbige dick-
wandige Glas für den Tagesbedarf.
Hingegen wird die Keramik vom Barockstill-
leben des frühen 17. Jahrhunderts verhältnis-
mäßig selten dokumentiert. Auf den beschei-
deneren Tischen finden wir Bauchkrüge aus
hartem Steinzeug mit Ornamenten in Flach-
relief oder mit dem Bartmann, schlanke
Henkelkannen (Schnellen) und Krüge mit
Zinndeckeln. Die Mehrzahl von ihnen stammt
aus dem Rheinland. Auf den reicheren und
mehr exklusiven Bildern tritt dann bereits die
neue europäische Mode das blauweiße
Porzellan der späten Epoche der Ming-
Dynastie i in Erscheinung. Mit dem Por-
zellan, den bereits erwähnten exotischen
Materialien in der Goldschmiedekunst und mit
den ausländischen Früchten, bei welchen
Zitronen überwiegen, sollten die Erfolge der
stolzen holländischen Kaufleute demonstriert
werden.
Auch Erzeugnisse des böhmischen Kunst-
gexverbes haben ihren Anteil am frühbarocken
Stilleben. In den zum Hof Rudolphs ll. gehö-
renden Kunstwerkstätten in Prag wurden um
die XVende des 16. zum 17. Jahrhundert
Gegenstände aus geschnittenem Bergkristall,
aus Glas und Goldschmiedearbeiten mit Edel-
und I-lalbedelsteinen unter reicher Verwendung
von Email hergestellt. Auch die kostbaren,
von denselben Werkstätten stammenden astro-
nomischen lnstrumente und Meßgeräte treten
öfters als Motiv des Barockstillebens auf-l.
Die Harlemer Maler haben sich darum verdient
gemacht, daß anfangs des zweiten Viertels des
17. Jahrhunderts die statische Komposition
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