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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 6)

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Trinkglas französischen Ursprungs von höchst origineller Ausführung, das 
der Katalog in folgender Weise beschreibt: Trinkbecher aus ausge- 
schnittenem und geschliifenem Krystallglas; an der Seite eingeschmolzen 
die Nachbildung eines Sternkreuzordenszeichens aus faconirter und farbig 
emaillirter Goldfolie. ln dem dazugehörigen Futteral die Geschäftsadresse 
Schmitt, Palais Royal, Nr. 43, cme de la Rue Richelieu (Nr. 1325, 
Graf Franz Bellegarde). 
Wir haben damit in Kürze das Wichtigste hervorgehoben, was die 
Ausstellung an Glasarbeiten bietet. Manches Wichtige, wie z. B. die vielen 
Arten von Lichtträgern vom einfachen Wandarm bis zum gewaltigen 
Kronleuchter, musste unerwähnt bleiben, aber auch innerhalb dieses 
kleinen Beobachtungskreises kam, wie auf so manchem anderen Gebiete, 
die bedeutsame kunsthistorische Thatsache deutlich zum Ausdruck, 
dass nicht eine mit Willkür in das Kunstleben hineingetragene Be- 
wegung das Rococo vernichtet hat, dass die Kunst die vom akademischen 
Lehrstuhle herab gepredigt wurde, keiner volksthtimlichen Kunstweise 
das Lebenslicht ausgeblasen, sondern dass das Rococo auch dort todt war, 
wo es unbeirrt durch Schule und Theorie seine Wege hätte weiter 
wandeln können. Statt in frischer Triebkraft Neues zu gestalten, verßel 
es aber sofort einer gänzlichen Entartung und Verwilderung. Der Fort- 
schritt bestand im Wesentlichen in technischen Dingen. Mit einer hohen 
handwerklichen Geschicklichkeit ging aber nicht etwa wie in früheren 
Jahrhunderten, wo jedes Kunstgewerbe gleichsam seinen individuellen 
Dialekt besaß, eine weitere Entwicklung der Formensprache Hand in 
Hand, sondern es kam die künstlerische lmpotenz immer klarer zum 
Vorschein, je weiter man sich von den Tagen des Rococo entfernte. 
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lV. 
Das Möbel. 
Von Prof. Oskar Beyer. 
Zur Zeit, da vom Katheder herab die Wahrheiten der Sempefschen 
Lehre vom wStilu als Neuheiten auf uns einwirkten, da schien unser 
Urtheil über die Arbeiten aus den letzten Jahren des vergangenen Jahr- 
hunderts und aus dem Anfange des jetzigen ein völlig abgeschlossenes 
zu sein. Es verdammte - heute darf man dies ja aussprechen - in 
Folge Unkenntniss der Zeit und seiner Leistungen, ohne Ueberblick über 
dieselben, Alles in Bausch und Bogen, was per fas et nefas den Namen 
wEmPlrec trug oder eigentlich im großen Publicum noch trägt. 
Vieles davon findet, vom künstlerischen Standpunkte aus betrachtet, 
auch heute nicht unseren Beifall, und namentlich sind dies jene Arbeiten, 
welche, oft ebenso massig, als im gewissen Sinne prunkvoll in ihrer Er- 
scheinung, unter dem unmittelbaren Einfiusse des neuerfundenen fran-
	        
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