Der Schreibtisch des Kaisers ausNussholz mit 4 geraden, nach
unten verjüngten Füßen, zwischen denen eine Anzahl Schubladen ange-
bracht sind, dann der viereckige Tisch - in dessen Platte ein-Aquarell
mit der Darstellung des kaiserlichen Treibhaus-Gartens vor der Hofburg
eingefügt ist - mit ebensolchen Füßen, wie sie der Schreibtisch aufweist,
und endlich die polirten Sessel aus Nussholz, beziehungsweise lichtem
Kirschbaumholze mit stabartig durchbrochenen Rücklehnen und gepol-
sterten, grün überzogenen Sitzilächen, sind von einer Einfachheit und
Bescheidenheit, die kaum mehr übertroffen werden kann.
Nicht wenige Möbel enthält die Congress-Ausstellung, die unzweifel-
haft französischer Provenienz sind, aber dagegen auch andere, deren Ent-
stehungsort, ohne eingehendere Forschung, sich nicht mit Bestimmtheit
feststellen lässt.
Von demjenigen Mobiliar, das vermuthlich aus napoleonischem Be-
sitze stammt und den bereits ausgebildeten Empire-Stil in einfacheren
Beispielen zeigt, wäre zu nennen: ein doppelthüriger Spiegelschrank
(Nr. 225), dessen Seitenwände ebenfalls Spiegel enthalten, während die
eigentliche.Kastenconstruction durch glatte Pilaster und einfache Sockel-
und Abschlussgesimse gebildet wird. Ferner eine Eck-Etagere (Nr. 78,
Erzherzog Friedrich) aus einem glatter. vierseitigen Pfosten bestehend,
von welchem vier consolenartige Träger auskragen, die vier übereinander
liegende kreisrunde Stellbretter stützen. Beide Möbel sind in polirtem
Mahagoniholze hergestellt und mit vergoldetem Bronzebeschläge verziert.
Zu demselben Mobiliare dürfte auch die viertelkreisförmigeEckyEtagere
(Nr. 56) gehören, deren Rückwände, zwischen drei glatten, drei Stell-
bretter tragenden Ecltpfosten aus Spiegeln gebildet sind.
Hier ist ferner ein Schran k aus schwarzpolirtem Holze mit Bronze-
beschlag (Nr. 236) anzuschließen, der eine besonders charakteristische
Erscheinung aufweist. Die Glasthlire des Schrankes zeigt in drei gleichen
Abtheilungen übereinander das beliebte Füllungs-Motiv der, von einem
Mittelringe aus radial gespannten und gefältelten, lichten Srotfstreifen auf
blauem, in diesem Falle sogar theilweise gesticktem Stotfgrunde. Dieses
Motiv wiederholt sich, mit der durch den Raum bedungenen Veränderung.
auch in dem halbkreisförmigen Aufsatze des Schranke; Wir glauben
nicht, dass man sich heute leicht entschließen könnte, Derartiges nachzu-
ahmen, aber der Typus ist bezeichnend für mancherlei Arbeiten dieses
Zeitabschnittes.
Demgegenüber ist der kleine runde Tisch (Nr. 65) aus dem
fürstlich Metternich'schen Besitze, wenn auch ein echtes Empire Luxus-
Möbel, eine Augenweide. Der FuB auf drcieckiger Basis, der eine kostbare,
farbige Marmorplatte trägt, ist in lichtem Eschenholze hergestellt und
reich mit Bronze montirt, die theilweise vergoldet, theilweise aber
patinirt ist.
hhrg. 1896. 9