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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 6)

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farbe ist ein tiefes Lachsroth, von dem sich Ornamente, Sterne und die 
12 Zeichen des Thierkreises in braunrother Farbe abheben. Ränder, 
Henkel etc. sind vergoldet und überdies zieren die einzelnen Stücke 
Malereien, Scenen aus dem Kinderleben, die auf die zwölf Monate und 
die Hauptabschnitte des Jahres Bezug nehmen. 
Diesen Arbeiten reihen sich mehrere andere französische Erzeugnisse 
an, von denen zwei besonders erwähnt zu werden verdienen. Das eine ist 
eine Tasse und Untertasse (Nr. 5r3) mit farbigem und Golddecor in gro- 
tesker Art auf hellem, gelblichrothem Grunde, bezeichnet: xP. C. G. Manu- 
facture du Petit Carousel a Parisu (Jacquemart, p. 6x8), in braunrother 
Farbe auf die Untertasse chablonirt, das andere, ebenfalls eine Tasse 
und Untertasse (Nr. 500) mit Figurenfries und verschiedenen Emblemen 
und Ornamenten in Gold auf dunkelblauem Grunde, trägt eine Bezeich- 
nung, die wir in der Litteratur nicht vorgefunden: rBringeon rue Viviennen 
in Gold. Beide Erzeugnisse zählen zu den zahlreichen Arbeiten jener 
vielen kleinen Pariser Manufacturen, die manchmal nur den Decor be- 
sorgten und das Porzellan von auswärts bezogen. Die Malereien lassen 
eine gewisse Unsicherheit in der Zeichnung nicht verkennen. 
Unter den etwas spärlich vertretenen Wedgwood-Arbeiten soll 
nur auf die glänzendste Nummer, auf ein Dejeuner aus seladongrünem 
Jasper hingewiesen werden (Nr. 4.83, Graf Hugo Abensperg-Traun). Die 
aufgelegten weißen Ornamente und Flaxman'schen mythologischen Figuren 
sind hier von entzückender Feinheit, Schärfe und Eleganz. Die fünf 
Stücke des Services übertreffen weitaus das übrige Wedgwood der 
Ausstellung, dessen Echtheit überdies nicht in allen Fällen außer 
Zweifel steht. 
Als einzelne Repräsentanten sind endlich noch zu erwähnen eine 
interessante Biscuitbüste der Fürstenberger Fabrik "Jeröme Napoleonn 
(Nr. 320). Eine Kalfeekanne, nach Art der rothfigurigen griechischen 
Vasen decorirt, mit der Marke Regensburg (Nr. 504.) und eine Tasse 
mit Unterschale (Nr. 491) aus Nove. 
An Glas aus der Empirezeit hat die Ausstellung nicht so viel 
zu bieten, wie an Porzellan. Ueber die Hohlglasfabrication in Böhmen 
aber, wo zu Ende des 18. Jahrhunderts bereits mehr als 70 Hütten 
ungefähr 5000 Arbeiter beschäftigten, erhalten wir in gedrängter Kürze 
immerhin eine leidliche Uebersicht. Der Empirestil kommt bei diesen 
Arbeiten wenig zur Geltung, nur der Decor erinnert zuweilen an die 
neue Geschmacksrichtung. 
Directe Nachkommen der prachtvollen gravirten Glasgefäße des 
Rococo sind die gravirten Hohlgläser aus dem Anfang unseres Jahr- 
hunderts. Die veränderte Stilrichtung zeigt sich im sentimentalen Charakter 
der zur Verwendung kommenden Motive und in der zunehmenden Nüch- 
ternheit der Ornamente. Es sind herabgekommene Enkel berühmter 
Ahnen.
	        
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