Diese älteren Werke nun lassen klar
zwei streng getrennte Gruppen erkennen,
eine künstlerisch weit überragende und eine
zweite von ausgesprochen handwerklichem,
stellenweise sogar dilettantischem Gepräge.
Letztere deutet auf eine primitive lokale
Entfaltung und Entwicklung. Der Umstand,
daß die im Laufe des XIV. und XV. Jahr-
hunderts entstehenden oben erwähnten
Bauwerke Backsteinbauten waren, deren
iigürlich-dekorative Ausstattung namentlich
an den Portalgewänden vorwiegend in den
Händen der Tonbildner lag, mag die Schu-
lung tüchtiger Steinmetzen hintangehalten
haben. Und das bestimmte vielleicht auch
Herzog Albrecht den Jüngeren von Strau-
bing, eine Steinstatue des heiligen Georg,
die für das Karmelitenkloster in Straubing
bestimmt war, im Jahre r392 bei Meister
Stephan dem Steinmetz in München in
Auftrag zu geben." Was aber an wirklich
tüchtigen Werken in Straubing und seinem
Bannkreis seit dem Ende des XIII. Jahr-
hunderts entstand, gibt sich ohne weiteres
als Import zu erkennen. So stellt sich der
primitiven Stifterplatte im nahen Kloster
Mallersdorf (Abb. 1) mit der in Linien-
gravierung nicht gerade ungeschickt ge-
gebenen Figur des Heinrich von Kirchberg,
Abb. a. Grabstein der Irmengard von Allen-
koven in Windherg "' Die interessanten Notizen über den Transport der Figur
von München auf der Isar nach Deggendolf und von da nach
Straubing finden sich im Raitbuch des herzoglichen Protonotars Walfard Helttampt vom jahre 1392,
abgedruckt bei M. von Freyberg, Sammlung historischer Schriften und Urkunden II. (1829), S. x14, 1225. Sie
lauten: Stephan dem Stainmetzen an sand Goergen Pild zu München ii guldein. - Eodern die (: am Freitag
nach Laurentij) kom meins Herrn Pild sand Gorg herab von München den Hanns Rudolf herab schikcht meins
Herrn wirt, an dem Wasser den liosläuten herab bis gein Tekkendorf zu füren iij sh. - einen Vischer dauon
von Tekkendorf herauf zu Türen gein Srrauhing und das er doniden het dargelihen den tragern xx sh -
Hinnab dem wasser in das Chloster iiij knechten zu tragen xij sh - Eodem die (: an Samptztag vor Egidy)
Hannse dem Rudolf meins Herrn wirt zu München gesannt das er solt bezalen dem Stainmetzen für meins
Herrn Pilde das er herab geschikcht hat iij Pfd lxx sh - an Montag nach Natiuitatis beate Marie Maister
Hannse dem Stainrnetzen vpn (l) meins Herrn pilde in dem Chloster, aufzusetzen. vmh pley vnd eisen darzu
iij sh xxvj Aus der ganzen Art des Transports und aus der Verwendung von Blei beim Aufstellen der Figur
erhellt, daß sie von Stein war. - Andrerseits wurden auch Kunstwerke für München aus Strauhing bezogen,
wie eine Notiz im "Saalbuch des würdigen Gottshaus und Pfarrkirche S. Peter zu München von 1651" belegt:
„Auf einem alt zerrissenen Zettel stand, daß Conradt von Hausen und Hans Rudolph als Kirchenpropst von
St. Pettem khauEen die Cordafel vom Meister Petter von Straubing, die hat cost fl 400: mit dem herauiTüren
fi 3 sarnbt dem Aufsetzen auf den Altar, das ist geschehen in dem Gnaden jar, das zu München war 1375."
Gütige Mitteilung von Herrn Kunstmaler Franz Wolter, der im Band II des Jahrbuchs des Vereins für christliche
Kunst (rgu) über diesen „Petri-Hochaltar" berichten wird. Es erscheint eine offene Frage, 0b wir uns diese
„Chortafebt als Gemälde oder, was wahrscheinlicher, als plastisches Werk in Holz oder Stein zu denken haben.