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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 7)

Alma mater Albipolitana unter der Führung des wPraeceptor Germaniaeu 
zum Bildungsmittelpunkte der Länder deutscher Reformation wurde. - -- 
Auch Realien trieb der Bergstadtssohn. Luther hatte es für einen 
gewaltigen lrrthum erklärt, zu meinen: Naturkenntniss sei für den Theo- 
logen unnütz; Melanchthon war begeistert für Mathematik und Physik, 
von der die Astronomie einen Theil bildete, die Astronomie, um deren 
willen (nach Platon) dem Menschen das Auge gegeben sei. Die Univer- 
sitätsstatuten schärften das Hören mathematischerVorlesungen ein; Mathe- 
sius fühlt sich schon durch seinen Namen zur Mathematik geleitet; die 
Statuten drangen darauf, dass auch in der Physik disputirt wurde, was 
noch an keiner anderen Hochschule in Uebung gewesen. 
Allerdings waren diese physikalischen Studien überwiegend philo- 
logische, vorzugsweise auf genauer Erforschung der Alten beruhend. Für 
die Humanisten waren Aussprüche der Classiker mindestens ebenso 
schlagende Beweise als Gründe der Vernunft und Beobachtung. 
Obgleich die Studenten aus aller Herren Länder herbeiströrnten, 
und wohl nicht alle des Lernens wegen, obgleich der freche Missbrauch 
akademischer Freiheit auch dieser Hochschule nicht fremd blieb, ja die 
jungen Wüstlinge selbst vor gefeierten Männern nicht zurückbebten, ist 
für Mathesius dieser erste Wittenberger Aufenthalt (im späteren Rück- 
blicke) fast ganz in's rosenstreuende Frühlicht getaucht. Freilich ver- 
schlang sich mit der Erinnerung an diesen die noch viel theurere an die 
weiteren Glückstage in der nicht genug zu rühmenden Stadt, an die 
Tischgenossenschaft mit seinem deutschen Propheten, an alle dort ge- 
schlossenen Freundschaften und von dort erfahrenen Förderungen. In 
immer neuen Tönen preist er seine geistige und geistliche Heimat, freut 
sich ihrer auswärtigen, auch gegnerischen Anerkennung, wie durch lngol- 
stadt, Salzburg, Wien und Venedig. 
Nur wenige Semester durfte der empfängliche und dankbare Student 
der Constellation der erlauchten Namen sich freuen; Frau Sorge wird 
ihn wieder weiter getrieben haben. Er wird Lehrer im sächsischen Alten- 
burg, mit der Gelegenheit, die durch seinen sprunghaften Bildungsgang 
entstandenen Lücken auszufüllen. Nach zwei Jahren stieg er zum Rector 
auf, in der Stadt, in der er sein Lebenswerk Enden, sein Meisterstück 
machen sollte, in Joachimsthal. ' 
Joachimsthal war die jüngste Stadt des nordwestlichen Böhmens, 
in übermüthiger Jugendblüthe ihrer I6 Lenze. Trotz seiner bergigen 
Natur entbehrt der Kreis nicht fruchtbarer Flächen. Wald und Wild, 
einst überreich, ist noch nicht verschwunden; mineralische Wasser rauschen 
aus dem Gestein. Noch jetzt sind die Berge nicht unergiebig an kostbaren 
und nützlichen Stoffen; außer Zinn und Blei, Eisen und Schwefel, Allun, 
Vitriol und Salpeter, Porzellan- und Steinguterde spenden sie Topas und 
Amethyst, Opal, Hyazinth und Jaspis.
	        
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