TRANSPARENTE GRÜNE GLÄSER DER BIEDERMEIERZEIT
Die grünen Gläser des 19. Jahrhunderts sind in der Sammlung des Technischen Mu
seum durch einige ungewöhnliche Beispiele vertreten - hier ist an erster Stelle ein
„Flakon als Spiritusanzünder“ zu nennen (Abb. 138), dessen elegant silhouettierter
Stöpsel sich aus einem Blütenkelch zu erheben scheint und der die Metallvorrichtung
trägt, die durch das bläuliche Grün des Körpers sichtbar wird. Als „Chrysolithglas“ ist
im TH-Inventar eine Zuckerdose (Abb. 139, 140) bezeichnet, die aus einer Melone mit
Blattschale gebildet ist. Während strenge Linien die Form der Frucht unterstreichen,
erhöht die differenziert, aber dennoch schwungvoll geführte Malerei der Schale den
Kontrast des Goldes zum transparenten Grün.
Die unterschiedliche Grünabstufungen einer anderen Schale aus einer mährischen
Glasfabrik (TH-Inventar: „Freih. v. Sina, Brumow“) ergeben sich einzig und allein aus
dem kleinteiligen, ornamentalen Schliff (Abb. 141); immer noch ist die Transparenz er
halten, die bei einer Henkeltasse aus dickwandigem, fast schwarzgrünem Glas
(Abb. 142) nahezu völlig verlorengegangen ist (nur in starkem Durchlicht noch sicht
bar). Aus hellem und dunklem Grün sind zwei Römer aus Meistersdorf in Böhmen, die
einen altbekannten Formtypus tradieren (Abb. 146). Bläulichgrün schimmert das Glas
eines hohen Flakons, das nur bei entsprechender Lichtführung die Eigenfarbe des Gla
ses zeigt (Abb. 148).
Zu einer kostbar geschliffenen Platte mit zwei Handhaben gehören die Teile eines Tee
services, dessen Akzentuierungen im Grün vorgewölbter „Kugeln“ besteht, ein Grün,
dessen Wirkung vermutlich nur auf einer dünnen Farbschicht beruht: „Thee-Service
von Krystall-Glas mit aufgesetzten smaragdgrünen Kugeln, auf einer achteckigen
Tasse mit Brillantschliff, zusam. 5 Stücke, nämlich: Zuckerschale, Milchkanne, Theefla-
sche, Rumflasche u. Tasse“ (TH 12112-12116, 1837 inventarisiert und bis auf einen
Stöpsel vollständig erhalten). Die identischen Formen von Zuckerdose und Teeflasche
zeigen - auseinandergenommen - unterschiedliche Teile: Flasche mit Stöpsel in einem
Fall, Schale mit hohem Deckel im anderen (Abb. 150).
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147 Etikett des Flakons Abb. 148: „Doppelter Flakon von /
grünem Glase aus Mei= / stersdorf im Leitm. Kr.“
147 Label of the bottle ill. 148: “Double bottle of / green glass
from Mei= / stersdorf in the Leitmeritz district.”
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148 Flakon mit Stöpsel; Meistersdorf (Böhmen), vor 1837; dunkel
grünes Glas; Höhe: 17 cm. - Technisches Museum Wien, Inv. Nr.
TH 11220
148 Bottle with stopper; Meistersdorf (Bohemia), prior to 1837;
dark green glass; height: 17 cm. - Technical Museum Vienna, inv.
no. TH 11220
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