zuführen, in seine anderthalbtausend Predigten, die selbst in Anbetracht
der großen ILeselust des 16. Jahrhunderts zum Theile überraschend ver-
breitet gewesen sind, trotz des bedeutenden Umfanges; einige sind in
fremde Sprachen übersetzt; die meisten sind sittengeschichtlich, sprach-
geschichtlich und litterargeschichtlich höchst merkwürdig. Ich schweige
auch von des Mathesius Lutherbiographie, der ersten der Bezeichnung
würdigen, die vornehmlich des Verfassers Namen durch die vergesslichen
Jahrhunderte getragen hat; ich schweige von seinen dichterischen Ver-
suchen, nicht so ungern, denn, um mit Jean Paul zu reden, es war ihm
kaum der Flaum einer Dichterschwinge gewachsen. Nur sein-litterarisches
Verhältniss zur Kunst und Industrie soll uns in Kürze noch beschäftigen.
Als Fastnachtsreden, in denen man Unterhaltendes zu hören be-
anspruchte, hat Mathesius einen höchst eigenartigen Cyklus von Reden
gehalten, in denen er, auf's engste sich an den Bergwetksberuf seiner
Gemeinde anschließend, alle Sprüche, Geschichten und Beispiele der Bibel,
die vom Bergwerk handeln, erklären will.
Für jede Predigt in dieser Bergpostille uSareptaa wird ein Berg-
werksthema aufgestellt und, neben technischen Ausführungen, Alles, was
in Bibel und Geschichte dazu nur irgend Stimmendes sich auftreiben
lässt, wohl oder übel in Beziehung gesetzt, wobei der naturkundigen
Naivetät und dem Aberglauben der Zelt oft wider Erwarten hoher Zoll
gezollt wird. Die Ausführungen aus dem geologischen, hüttenmännischen
und bergrechtlichen Gebiete schwellen zuweilen zu förmlichen Abhand-
lungen an und umspannen Böhmen, Europa und Asien. Mathesius be-
währt bei dem im ganzen Werke zu bewundernden Salto mortale über
gähnende Abgründe glänzend seine Gabe der Verknüpfung, vielseitige
Gelehrsamkeit, zähesten Fleiß; er hatte seine Büchergelehrsamkeit ver-
mehrt, vertieft, berichtigt durch eigenes Anfahren, durch eigene Münzen-
und Stufensammlungen.
Der Romantiker Achim v. Arnim sagt darüber: rEr verkettet seinen
Bergleuten die Glaubenslehren mit dem täglichen Geschäfte, uns aber
mit einem neuen Bilde, während sie in der allgemeinen Sprache, in den
abgenutzten Decorationsansichten vieler Redner jener wie unserer Zeit
fast mit dem Augenblicke des Hervortretens wieder in dem allgemeinen
Geisteselemente versinkem. - Und wie urtheilen die Fachmänner über
den naturgeschichtlichen Werth der Sammlung?
Der hervorragende Geognost Nöggerath nennt sie ein Quellenbuch
für den Zustand des damaligen Bergbaues; "des Verfassers berg- und
hültenmännische Kenntnisse seien für die damalige Zeit um so höher an-
zuschlagen, als das Fach nur ein auf Empirie gegründetes Gewerbe war,
und alle seine Hilfswissenschaften noch sehr tief standen, die Naturwissen-
schaften aber nur als Keime vorhanden waren. Ueber die Umwandlung
-mineralogischer Verbindungen in dem Erdkörper in andere und neue, ein
Gegenstand, mit dem die Geologen und Chemiker heute sich viel be-