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Gemeinde hinab vor das Haus des Weinbergbesitzers, wv es bei reichlichem Abendbrvd
und Wein den Lohn einer ganzen Jahresarbeit genießt.
Ist die Lese im Weinberge beendet, so beginnt im Kelterhause erst recht die wichtigste
Arbeit, die Aufarbeitung der Trauben. Ist das Jahr günstig gewesen und enthalten die
Trauben reichlich geschrumpfte Beeren, so werden diese schon bei der Lese von den
abgeschnittenen Trauben abgepflückt und in besondere kleine Gefäße gesammelt. Hierauf
schüttet man die Trockenbeeren in kleinere hohe Bottiche, die man unten anbohrt und mit
Weinlesezug, den Berg hinab, in Tokaj.
einem Hahn versieht; durch das Eigengewicht der Beeren heransgepreßt, sickert MIN der
Saft in ein untergestelltes kleines Gefäß. Dieser Saft ist die Tokajer Essenz, welche so
viel Zucker enthält, daß sie syrupdick ist und erst im Verlauf mehrerer Jahre zu genieß
barem Weine ausgähren kann, dann aber freilich an Süße und Bouquet so vollkommen
ist, daß sie, als das edelste der Getränke, den Verkoster förmlich bezaubert und den
reeonvalescenten Kranken völlig gesund macht. Überdies hat die Essenz auch einen solchen
Gehalt au Phvsphvrsäure, daß sie um ihrer oftbewährten Heilkraft willen auch von hervor
ragenden ausländischen Ärzten voll Anerkennung empfohlen wird.
Den eigentlichen süßen Ausbruch bereitet man, indem man die im Bottich
gebliebenen Trockenbeeren und den Most der nicht geschrumpften gewöhnlichen Beeren
vermengt, und zwar kann man ihn dicker oder dünner bereiten, je nachdem man einem