derselben bauen sich wieder bewunderungswürdige Stiegen empor, die
zwischen aufsteigenden Säulen und Bogen in leichtem Rhythmus sich
in die Höhe bewegen. Nach rückwärts erhebt sich ebenso zwischen
überragenden Seitenrisaliten der Tract der Universitätsbibliothek: gleich-
sam ein selbstständiger, eingeschalteter Bau, wegen des großen Lesesaales
mit Oherlicht in dem l-lauptgeschoß fensterlos, dort nur durch fein
umrissene Blendbogen gegliedert, deren lnnenflächen abermals mit
Sgrafliten gefüllt sind. Der Vorliebe für diese Decorationsweise blieb der
Meister vom Oesterr. Museum her getreu.
Wie die benachbarte Votivkirche eine Auswahl gothischer Formen
zu einem architektonischen Bouquet von wohlgestimmter, seltener Schön-
heit vereinigt, so zeigt die Universität in ähnlicher Weise eine Auslese
von Formen und Baugedanken der italienischen Renaissance, welche ver-
schiedenen Entwicklungsphasen und örtlichen Typen dieses Stiles ent-
stammen. Vornehmlich melden sich die großen Architekten Oberitaliens,
Sanmichele, Sansovino, Palladio mehrfach an; und es war auch nicht die
Absicht unseres Meisters dies zu verhehlen. Und doch war er hier in
demselben Sinne originell, wie er die für den modernen Architekten
erreichbare Originalität überhaupt verstanden wissen wollte. Der abge-
schlossene Stil, sowie dieser sich kunstgeschichtlich entwickelt hatte, wurde
für den Rückblick unseres Künstlers ein Gesammtbegritf; was Zeit und
Ort, historische und locale Entwicklung allmälig zur Feststellung dieses
großen Begriifes beigetragen hatten, erschien ihm im Resultate als zu-
sammengehörig. Wie er aber den Einklang der überkommenen Formen
empfand und wiedergab, das war und blieb sein eigenstes Werk. Diese
nwohltemperirtew Formenconcordanz ist geradezu das Merkmal der künst-
lerischen Eigenart Ferstel's. Sein vermittelndes Stilgefühl unterscheidet
ihn gar genau von dem puristisch-strengen, nie aus seiner Linie weichen-
den Formensiun Theophil Hansen's, und ebenso von der principiellen,
stilistischen Energie eines Gottfried Semper. In dem weichen Formen-
wohllaut der FersteYschen Architektonik kündigt sich unverkennbar ein
local anheimelndes Element an: seine Bauten stehen gut in der
Wiener Luft, 3
ln der schönen Vorhalle, welche von der Feststiege der Universität
aus den Zugang zu den repräsentativen Mittelräumen vermittelt, befindet
sich an der Wand - links von der Prachtthür des Vorsaales der Aula
- das Ehrendenkmal des Meisters. Ein über einer Console erhobener
Tabernakel umschließt zwischen zart ornamentirten Pilastern die Büste
FerstePs in Bronzeguß; ein vortrelfliches Werk Tilgner's. Obenauf zwei
Putten sein Wappenschild haltend. Die architektonische Einrahmung ist
im besten ornamentalen Renaissancestil von Niedzielsky componirt, einem
der berufensten Schüler FerstePs. Härdtl und Pokorny waren an der
weiteren Bildhauerarbeit betheiligt. Dieses Denkmal ist eine Widmung