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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 11)

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Einßüsse sein kann, durch persönlichen Willen, durch angestrengtes Be- 
mühen Einzelner oder gar durch behördliche Vorschriften umgestaltet 
und festgestellt werden könne. . .. Unter der erdrückenden Last von Ver- 
irrungen, welchen die Architektur auf diesem Wege verfallen war, ge- 
langte endlich die Einsicht zum Durchbruche, dass Baustile überhaupt 
nicht erfunden werden, dass weder das Bestreben Einzelner, noch dies- 
bezügliche Verordnungen das Mindeste an derThatsache ändern können, 
dass auch die Kunst nur naturartig sich zu entwickeln vermögen: 
ln dem weitern Gange der Rede ging nun Ferstel zu dem kunst- 
geschichtlichen Nachweis über, wie die Architektur zuvörderst den Cultur- 
charakter eines Volkes, einer Zeit in monumentaler Gestaltung ausprägc, 
und so njede bestimmte Gesellschaftsform in derselben ihren eigenthüm- 
lichen Ausdruck finde. Große weltgeschichtliche Veränderungen modifi- 
ciren oder zerstören die vorhandenen Formen, und die großen Refor- 
matoren der Gesellschaft oder auch das frei und selbständig sich ent- 
wickelnde Volksthum weisen den Weg auch zur künstlerischen Neu- 
gestaltungu. 
Die Folge dieser Betrachtung führte den Redner zuletzt auf den 
Kunstgehalt unserer Zeit. In Italien habe der aufgehende Culturgeist der 
neuen Welt bereits vom 15. Jahrhundert an seine Ausprägung in der 
Kunst gewonnen; dies sei der Ursprung der Renaissance. Diese ver- 
breitete sich von da aus, wie einst die Kunst der Römer, über die Welt. 
Unser Zeitalter ist innerlich jener großen Epoche verwandt, und dies 
sollte, wie anzunehmen wäre, auch im architektonischen Schalien sich 
kundgeben. Aber Eines wollte sich da lange nicht einnnden und hat sich 
eigentlich bis jetzt noch nicht eingestellt: die Einstimmung der Be- 
strebungen, eine wenigstens in der Hauptrichtung übereinstimmende 
Kunstgesinnung. Diesen Mangel habe vor Allem die Architektur zu büßen. 
nDlC Baukunst kann nur als gemeinsame Arbeit ganzer Künstlergenera- 
tionen positive Erfolge erringen. Diese künstlerische Gemeinschaft ist für 
die Baukunst von noch weit größerer Wirksamkeit, als für die übrigen 
Künste. Sie ist auch etwas viel Großartigeres, als das vereinzelte Wirken 
hervorragender Künstler. Die relativ hohe Bedeutung solcher Einzel- 
leistungen kann uns nicht Ersatz bieten für den Mangel des einigenden 
Bandes einer ausgebildeten Schule, an der es bisher vor Allem gefehlt hatu. 
Als Pfadfinder und Wegweiser, welche den entscheidensten EinHuss 
auf die Neugestaltung der modernen Baukunst in Deutschland ausgeübt 
haben, bezeichnet der Vortrag vor den Anderen Schinkel und Semper. 
vZu allen Zeiten waren es immer Einzelne, welche früher als die Uebrigen 
die Wesenheit der Dinge erkannten. Sie werden gerade dadurch die 
Führer, dass sie das Naheliegende, Einfache, aber eben deshalb auch 
Richtige, zuerst erkennenm Und dies gilt auch von jenen beiden Meistern. 
uSie begannen ihre Schule in der Zeit des tiefsten Verfalles unserer 
Kunst, sie waren auch anfangs den allgemeinen Irrthümern unserer Zeit
	        
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