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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 1)

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nerung zu bringen. Vogel in Nürnberg ist wenigstens ein treßlicher 
Kupetzky-Slecher, wenngleich seine Blätter zumeist unter der Dunkelheit 
der Originale leiden; aber wer kennt nicht die Thier-, Jagd- und 
Schlachtenbilder, mit denen von Augsburg aus die Sportfreunde auf dem 
ganzen Continente überschwemmt wurden? An und für sich waren diese 
Blätter von Ridinger und Rugendas ja recht gut gemacht, aber die endlos 
abgedruckten Platten wurden zumeist aufgestochen und contourirt, und 
in dieser abgeschmackten Form sollen sie noch heute die Gänge vieler 
Schlösser zieren. Für die Mittelclassen gab es dagegen eine Unzahl un- 
interessanter Bildnisse von Predigern und Rathsherren, und Serien von 
allegorisirenden Bildern der Jahreszeiten, Monate, Elemente, illustrirten 
Sprichwörtern und Moralregeln, deren Studium heutzutage eine wahre 
Tortur zu nennen ist. Alles das zusammen beleuchtet das Darniederliegen 
der deutschen Schabltunst im vorigen Jahrhunderte recht drastisch, und 
mich drängt es, mich lieber einem Gebiete zuzuwenden, wo es um die- 
selbe besser stand, ja wo sie sogar eine Wiedergeburt feierte, welche sie 
der englischen würdig an die Seite setzte, ich meine die Schabkunst in 
Oesterreich und speciell in Wien. 
Dass es zuerst niederländische Schabklinstler waren, welche auf 
unserem Boden wirkten, ist fast selbstverständlich und der Ansatz hiezu 
wurde sogar ziemlich bald gemacht, denn von dem kaiserl. Hofmaler 
Johann Thomas von Ypern, welcher auch r658 bei der Kaiserkrönung 
in Frankfurt war, existiren schon recht schätzbare Blätter, wie das vom 
Jahre 1661 datirte Brustbild Tizian's (Nr. x66). Der erste eingeborene 
Wiener Schabkünstler ist Jacob Männl, von dessen Leben wir leider so 
viel wie nichts wissen. Jedoch hat er ein Werk hinterlassen, welches, an 
und für sich interessant, uns von seiner Kunsrübung Zeugniss gibt, näm- 
lich jene 32 Schabltunstblätter, welche er im Verein mit dem Galerie- 
inspector Lauch nach Bildern der k. k. Gemäldegalerie herausgab. Die 
geringe Unterstützung oder der wenige Anwerth, welchen die etwas rußigen 
Tafeln Männl's fanden, ließen das Werk nicht zur Vollendung gelangen, 
so dass bei seinem Tode erst ll Platten veröffentlicht waren. Die übrigen 
wurden später abgedruckt, doch ist die ganze Serie sehr selten. Die 
Originalplatten werden in der k. k. Hofbibliothek aufbewahrt, womit die 
Mähre, dass dieselben von den Erben Männl's aus Noth zerschnitten und 
als altes Kupfer verkauft wurden, widerlegt ist. 
An Stelle Männl's bekam dann Gust. Adolf Müller seit 1727 die 
neu gegründete Professur an der Akademie der bildenden Künste'), und 
') Mit einem für jene Zeiten ansehnlichen Gehnlte von 800 G. und 300 ü. Quartier- 
geld. ln seinem Gesuche kommt die folgende naive Stelle vor, nihn anstatt des verstor- 
benen Maennel, welcher unxer Weyl. Kaiser Leopoldi Mai. glorwürdigsten Andenkens 
zwur nur in schwarzer Arbeit gedient, nllergnädigat nnzunehmenm Lmzow, Gesch. 
der k. k. Akademie der bild. Künste. Wien 1377, p. 19, zo.
	        
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