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theilweise mit modisch gekleideten Personen nach Art von Modebildern.
Der eifrigste Verleger von Schabblättern wurde Peter Sc henk in Amster-
dam, der durch Copien und Abklatschen der Arbeiten Anderer seinem
künstlerischen Ruhme viel Eintrag that, während er doch durch Blätter
wie Nr. St, junge Frau am Fenster, sein künstlerisches Können vollauf
bewies.
Es ist auffallend, dass die Bilder von Helldunkelmalern wie Rem-
brandt, welche zur Wiedergabe in Schabkunst sozusagen prädestinirt sind,
in Holland selbst nur wenig reproducirt wurden; dafür umsomehr in
England. Schon bei Hüchtiger Betrachtung der auf unserer Ausstellung
vertretenen englischen Schabkunstblätter wird einerseits die Schwierigkeit
einer Gruppirung einleuchtend, während auf der anderen Seite ein Ver-
weilen selbst nur bei den besten der ausgestellten Blätter sozusagen ein
Auszug aus dem Kataloge werden müsste, was verwirrend, gewiss aber
nicht anregend wirken würde. Unsere Aufgabe wird es nun sein, nach
Möglichkeit zwischen diesen beiden Klippen durchzulaviren.
Dass Evelyn schon im Jahre 1662 eine Geschichte der graphischen
Künste verößentlichte, lässt indirect darauf schließen, dass zu jener Zeit
in England ein gewisses lnteresse für dieselben vorhanden war. Prinz
Rupprecht und mehrere herübergekornmene Holländer, besonders Bloote-
ling und Vandervaart u. A. bereiteten rasch den günstigen Boden für die
Schabkunst, welche sich von nun an in England concentrirte, dort ihre
zweite Heimat, ihre rechte künstlerische Entwicklung fand und, zu einer
wahrhaft nationalen Kunst geworden, deshalb noch heute oft genug die
englische Manier genannt wird. Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts ist nur wenig zu bemerken: William Sherwin, der vom Prinzen
Rupprecht selbst unterwiesen wurde, ist allerdings mit dem seltenen Titel
eines englischen Hofstechers ausgezeichnet, war aber kein bedeutendes
Talent, und sein Hauptvertlienst besteht darin, dass er 1669 als der erste
englische Schabkünstler die Bildnisse von Karl ll. und der Königin
Katharina veröffentlichte (Nr. 244 und 245). Es ist auch sehr bedauerlich,
dass der vielseitig begabte, mit feinem Verständniss ausgestattete Will.
Place zu reich war, um sich als Fachmann mit der Schabkunst zu
quälen, und so bleibt dem Isaac Beckett, dessen Porträt des Malers
Lely (Nr. 248) schon sehr schön zu nennen ist, die Ehre, der Begründer
der englischen Schabkunstschule zu werden. Sein Schüler John Smith
nimmt dann bis in die ersten Decennien des 18. Jahrhunderts mit seinen
etwa 500 Blättern, welche bereits alle Gebiete: Mythologie, Biblisches,
Genre, auch sogar schon etwas freie Darstellungen umfassen, den vor-
dersten Rang ein, da er es verstand, die Schabkunst voll und ganz aus-
zunützen und die Farbe von sammtartiger Schwärze bis zum höchsten
Lichte in unzählbaren Uebergängen durchzufugiren. Der berühmte Por-
trätmaler Kneller wusste ganz gut, warum er die Reproduction seiner
damals so en vogue befindlichen Gemälde fast ausschließlich dem John
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