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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 1)

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Smith übergab; jedenfalls liegt der Schwerpunkt von dessen Kunst in 
den Porträts, deren er nicht weniger als 280 machte. Er soll auch schon 
den größeren Werth der frühen Drucke erkannt, seine Probedrucke aufge- 
hoben und ganze Sätze von dem ersten Plattenzustande bis zum vollendeten 
Abdruck zusammengestellt haben, was nebenbei sein Talent als rühriger 
Kunsthändler und Verleger beweist. lmmer fort, und das gilt ja eigentlich 
bis in's 19. Jahrhundert. finden wir dann Versuche der Schabkünstler, 
ihren Blättern durch Beimischung von anderen Techniken eine größere 
Kraft zu geben, aber vielleicht gerade deswegen war, trotz des Talentes 
des John Faber jun. (vgl. Nr. 290), die Schabkunst in Gefahr zu ver- 
Hachen, wenn ihr nicht von anderer Seite frisches, gesundes Blut wäre 
zugeführt worden, nämlich von Irland. 
Dort hatte der Londoner Andrew Miller im Vereine mit dem 
Irländer Brook eine besondere Schule begründet, welche nicht blos auf 
der grünen Insel festen Fuß fasste, sondern durch eine Reihe von Send- 
boten, welche sich in London ein breiteres Feld ihrer Thätigkeit suchten, 
auch die dortige Schabkunstschule zu höherem Erblühen brachte. lhr 
Stern ist James Mac Ardell, dem die Natur fast geniale Begabung, 
aber zu kurzes Leben geschenkt hatte, denn er starb, Sgjährig, bereits 
1765. Die beiden Söhne des Herzogs von Lenox (Nr. 279) nach Van 
Dyck und mehrere Blätter nach Rembrandt (Nr. 280-282, 285) bezeugen 
seine Einsicht von der Unübertrefflichkeit der Schabkunst in Wiedergabe 
des Helldunkels, aber nicht minder bestätigen die von ihm so fein 
getonten Porträts den Ehrenplatz, welcher ihm an der Spitze der eng- 
lischen Schaber vielleicht nur von Earlom streitig gemacht wird. Beson- 
ders der damalige englische Kunstdirector Sir Josh. Reynolds hielt große 
Stücke auf ihn und soll gesagt haben, dass sein eigener Ruhm durch 
Mac Ardell's Blätter werde gewahrt sein, wenn seine Gemälde schon ver- 
blichen sein werden. Mit seiner Freiheit und Kühnheit und, wo es Noth 
that, wiederum ganz außerordentlichen Feinheit der Technik hätte er bei 
längerem Leben gewiss die Kunst vor manchen Abirrungen der späteren 
Zeit bewahrt. 
Auf dem Wege, den Mac Ardell gewiesen, folgen ihm zunächst 
seine irländischen Landsleute, ihrer sieben: Thom. Frye, der hochbegabte 
Houston, Dixon, Murphy, Fisher, Spooner und der seinerzeit 
überschätzte Capitän Baillie, welcher bekanntlich die Platte von Rem- 
brandfs Hundertguldenblatt aufgestochen und schließlich zerschnitten hat. 
Von jedem dieser Meister wären einzelne Blätter hervorzuheben, wie die 
Damen mit Fächer, Perlenschnur, Diadem und Hermelinmantel von Frye 
(Nr. 292, 293), die Gräfin von Northumberland von Houston (Nr. 29g) 
mit geradezu unglaublicher Ausführung der Goldstickerei, und Fisher's 
geistvolle Wiedergabe von Reynolds Bildniss des humorvollen Pfarrers 
Sterne (Nr. 333). Wenn bei den zwei erstgenannten Blättern die wunderbar 
gelungene Mache von Spitzen, Sammt, Seide und Goldstickerei in vollem
	        
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