deren Kenntniss den Bildhauer vor manchem Fehlgriff bewahren kann. Daher hat er
auch an die Spitze seiner Ausführungen drohend das Motto gesetzt: iVerachte nur Ver-
nunft und Wissenschaft, des Menschen allerhöchste Krait-,- was ihn aber nicht hindert,
von einer iisehr viel gründlicheren Arbeitt, itiefgefuhltestem Dankii, von dem Wunsche,
den Mende-Brunnen wmoglichst auf dem Augustusplatzer aufzustellen, und vielem Aehn-
liehen zu sprechen. - Dem Texte ist eine statistische Tabelle über Hohe, Material und
Kosten der im Werke angeführten Denkmaler beigegeben, die in bestimmten Fallen
Manchem willkommen sein wird. Die Denkmäler sind nach ihrer Große angeordnet,
auch im lnhaltsverzeichniss, was das Auffinden nicht eben erleichtert. Fs.
Kunstschmiede- und Schlosserarbeiten des 13.-18. Jahrhunderts aus den
Sammlungen des Nordböhmischen Gewerbe-Museums in Reichenberg.
Mit Text von Dr. Gustav E. Pazaurek. 30 Lichldn-Taf. mit 125 Dar-
stellungen. Leipzig, Karl W. Hiersemann, 1895. F01.
Eine dankenswerthe Publication, welche in tretflicher Auswahl die hervorrsgendsten
Stücke der beneidenswerth reichhaltigen Sammlung von Kunstschmiede- und Schlosser-
arbeiten des Reichenberger Museums in ausgezeichneten Abbildungen vorfuhrt und damit
dem Kunstgewerbe unserer Tage neue willkommene Musterblatter bietet. Ein besonders
interessantes Stück ist das spatromanische ZweiriegelSchloss, welches die t. Tafel bringt.
Ueberaus reich ist die gothische Epoche und die Renaissance vertreten, typische Bei-
spiele (auf 17 Tafeln: Thor- und Truhenschloaser, Thnrringe, Bänder, Gitter) illustriren
in treßiicher Weise die künstlerisch ornamentale Entwicklung der Kunstachloaserei
vom 15.-17. Jahrhundert und führen alle technisch wichtigen Bearbeitungsweisen (die
alte Treibtecbnik, das Graviren, Schneiden, Aetzen, Tauschiren) vor. Seht deutlich zeigen
die Beispiele, wie die Rundeisengitter der Renaissance ihre Decorationsweise der Textil-
kunst entnehmen und wie, hiedutch angeregt, die anderen Eisenarbeiten sich dies zu
Nutze machen. Nicht so reich, doch immerhin sehr stattlich, ist die Barock- und Rococo-
periode vertreten, vor allem durch Prachtschlosser mit reicher Messingverzierung und
durch eine interessante Collection geschnittener Paradewetkzeuge.
Der Text bildet in knappester Fassung einen lehrreichen geschichtlichen Abriss
unter stetem Hinweis auf die Sammlungsstüclte. Aber vor allem erfreut der Herausgeber
am Schlusse seiner Darstellung mit der Wiedergabe einer von ihm im Prager Stadt-
archive aufgefundenen Schilderung einer der berühmtesten Schrniedewerkstätten des
16. Jahrhunderts, jener des Prager Meisters Jörg Schrniedhammer, des Verfertigers
der beiden herrlichen Renaissancegitter um das Grabmal Maximilians I. (Innsbruck) und
Ferdinands l. (Prag). Es ist eine genaue lnventaraufnahme der Verlassenschaft des im
Jahre 1577 verstorbenen Meisters (Prager Stadtarchiv, Cod. 1ai7, Fol. A 2a E), in
tschechischer Sprache mit einem deutschen Einschub, der Beschreibung aller Einzelheiten
der Werkstatt. Diese Mittheilung bietet eine werthvolle Ergänzung der im iJahrbuch
der Kunstsammlungen des Allerh. Kaiserhausean (Band V, Xl bis XV) über den von
Erzherzog Ferdinand von Tirol besonders geschätzten -khünstlichen gueten Arbeiten
enthaltenen Daten. E. L.
O
Waifensammlung Kuppelmayer, München.
ln den Tagen vom 26. bis a8. Marz wird zu Köln durch J. M. Heberle
(H. Lempertz' Sohne) eine der werthvollsten Waßensammlungen Deutschlands, jene des
verstorbenen Münchner Baumeisters Max Kuppelinayr versteigert und damit voraus-
sichtlich in alle Winde verstreut, wie das leider das Schicksal so vieler privater Kunst-
sammlungen ist. Im Hinblick auf die bevorstehende Auction hat der Sohn des Begründers
der Sammlung und derzeitige Eigenthumer derselben, Herr Rudolf Kuppelmayr, einen
mit 30 Lichtdrucktafeln und reichem Text ausgestatteten Katalog der Sammlung heraus-
gegeben, der als eine Bereicherung der Fachlitteratur angesehen werden muss.
Von den Sammlungen Kuppelmayüs gelangt nur die Abtheilung der WaEen von-
erst zum Verkauf. Sie übersgt an Erlesenheit und Seltenheit, aber auch, was hier leider
nicht mehr in Betracht kommen kann, an relativer Lückenlosigkeit die meisten der be-
kannten Privatsamrnlungen, und genießt in Fachkreisen ein hohes Ansehen in Beziehung
auf die Echtheit und gute Erhaltung ihrer Gegenstände. Der Hauptwerth der Colleetion
ibesteht aus einer großen Zahl von Harnisehen und Handwalfen, welche noch der Zeit
Maximilian's l. angehören. Unter diesen findet der Kenner Specialitaten von den seltensten
Formen und von überraschender Vollständigkeit. Auch aus den späteren Perioden des
16. und 17. Jahrhunderts führt uns der Katalog auserlesene Objecte vor Augen, die in
decorativer Ausstattung, in Tauschir- und Aetzwerk zu den besten Leistungen des alten