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erhaltenen Resten des einstigen Stiftsbaues erhalten haben. Die Stuccaturarbeit scheint
als eine Art llndlicher Hausindustrie bei den Umwohnern des Klosters sich um jene
Zeit eingebürgert zu haben; ganze Generationen, Familien und Künstlergeschlechter
scheinen damit durch lange Zeit beschäftigt gewesen zu sein, denn Hager liefert endlose
Listen von Meistern und Gesellen aus seinen urkundlichen Quellen, welche durch Jahr-
hunderte in den Ortschaften um das Stift diesem Kunstgewerbe dienstbar waren. Das
ist nun ganz richtig und höchst interessant. Aber in seinen Folgerungen geht der Autor
bei diesen Wahrnehmungen entschieden zu weit. Er spricht in Folge dessen von einer
besonderen Wessobrunner Stuccatorenschule, als ob eine solche fast die einzige und
wichtigste in ganz Süddeutschland gewesen und als solche einen ausachlagenden Einüuss
auf einen ungeheueren Länderkreis, besonders auf Oesterreich, ausgeübt haben würde.
Wessobrunner Stuccatoren macht er zu den Heilanden dieser Technik für alle Welt, bis
nach Russland, Polen und Croatien hinein; es gibt für ihn nur Wessobrunner und alles
Andere ist nichts dagegen.
Wir bedauern aber, einer solchen Darstellung entschieden entgegentreten zu müssen.
Eine Methodik dieser Art überzeugt uns ganz genau davon, wie früher jene allgemeinen
Aburtheilungen über Oesterreich, seine Cultur und Kunst fabricirt wurden, ehe es in
Oesterreich noch eine selbständige Forschung und Kritik gegeben hatte. Da mussten wir
uns es freilich immer gefallen lassen, dass alles Gute bei uns zu Lande stets als fremder
Import erklart wurde, Oesterreich als armselige Dependance deutscher Einflüsse. Heute
steht wohl die Sache etwas anders. Heute können wir den Herren von draußen auf
Grund eigener? wissenschaftlicher Untersuchungen wohl schon auf ihre kühnen Be-
hauptungen Antwort geben und so ist es auch im vorliegenden Falle. Ich besitze eine
ziemlich eingehende und genaue Kenntnias der österreichischen Künstlergeschichte aus der
Barockzeit, aber ich kann Herrn Hager versichern, dass nicht Einer der zahlreichen Wesso-
brunner Stuccatoren, die er so fleißig aus seinen Ortsquellen aufzahlt, für Oesterreich
eine groliere Bedeutung hat, wenn er auch urkundlich gefunden hat, dass ausnahms-
weise irgend einer von ihnen in Kärnten oder Galizien thatig, d. h. dorthin versprengt
worden war. Die kunstgeschichtlich allerdings höchst wichtigen Stuccatoren, die della
Stella, Bnssi, Aliprandi, Camesina, Piazzoli etc., waren für Oesterreich nur Italiener, vor
Allem die Carlone, auch die Sciasaia, Solari etc., von Wessobrunnern ist aber meines
Wissens gar keine Rede. Sie mögen recht bedeutsam für ihr Kloster gewesen sein, aber
ich mache mich mit Vergnügen erbotig, aus den Urkunden Klosterneuburgs, Heiligen-
kreuz', St. Florian's, Melk's, Wilhering's, Kremsmünstefs, Zwettlä, Lilienfeld's, Wilten's,
Stams' etc. ebensoviele Stuccatorer zu entdecken, als ihm von Wessobrunn gelungen ist,
ohne deswegen behaupten zu wollen, dass sie deshalb die Schule für ferne Lander
geworden seien. In jener Zeit wimmelte es aller Orten von Kunstkräften, aber auch
Oesterreich hatte die seinen in Ueberüuss und brauchte sie nicht erst aus Bayern
zu holen. llg.
l
Louis XVI. und Empire. Innendecorationen und Einrichtungsgegenstände
in der kgl. Residenz zu München aus der Spätzeit des 18. Jahrhdts.
Photographisch aufgenommen von Otto Auflage r. so Lichtdrucktaf.
F01. München, L. Werner, 1895. M. 20.
Diese Sammlung von Lichtdrucktafeln schließt sich in Form und Ausführung den
seit Jahren erscheinenden Auflegefschen Publicationen süddeutscher Architektur und
Ornamentik im t8. Jahrhundert an. In die Bauperiode der Münchener Residenz, die
zwischen dem Tode des jüngeren Cuvillies (1777) und der Wiederaufnahme der Bau-
thitigkeit durch Klenze unter Konig Ludwig I. liegt, fallen zwar keine großen, weit-
ausschauenden Unternehmungen, aber das Wenige, das geschaffen wurde, gehort zum
Feinsten und Anmuthigsten, was Süddeutschland im Stile Louis XVI. und des Empire
aufzuweisen hat. Die Decoration des Thronsaales der Hofgartenzimmer und des Schreib-
cabinetes der Trierzimmer bildet in ihrem durch feinsinniges Kunstemphnden gemäßigten
Reichthum ein geradezu classisches Beispiel für den Stil am Ausgange des I3. Jahr-
hundertsq Namentlich sind die Schnitzereien in den Tbürfeldern und Panneaux sowohl
im Thronzimmer wie im Schreibcabinet von vollendeter Grazie. Besonders hervorzuheben
sind ferner ein reich geschnitzter Consolentiaeh, Stil Louis XVI., ein Kaminachirm in
Holz geschnitzt und vergoldet mit Füllung aus gesticktem SeidenstoiT, und zwei Bronze-
Girandolen im reichen Empire-Stil. Fs.