Pracht der Gewänder sowie die Farbe derselben sind noch schwankend.
Die weiße Farbe war nicht mehr die alleinherrscbende.
Nun beginnt von Karl dem Großen bis auf Innocenz III. 800-1200
die völlige Ausbildung, d. h. Fixirung des Paramentes, eine nPeriode der
Liturgikerß, die wir noch kurz zu berühren haben. Es ist ein Walafried
Strabo, 1' 84g, Arnalarius (825), Hrabanus Maurus, 1' 856, Pseudo Alcuinus,
Ivo Carnotensis, I-lonorius Augustodunus, Hugo von St. Victor und be-
sonders Innocenz III. selbst, für die die Paramenrik bereits ein wissen-
schaftliches Problem, also etwas mehr weniger Abgeschlossenes gewesen
sein musste. Sie suchen Symbolik und Analogie mit den levitischen Ge-
wändern des A. B. in ihre Paramente zu legen; es war ein neuer Stand-
punkt, den die christliche Antike nicht kannte. Aus dieser Zeit stammt
die Unterscheidung und autoritative Festsetzung der liturgischen Farben,
die jetzt noch gelten: weiß, das bis in's 6. Jahrhundert fast ausschließlich
herrschte, wozu dann aus dem byzantinischen Costüm wie aus den Ver-
gleichen mit den jüdischen Cultfarben kamen: roth, grün, auch schwarz
und im 13. Jahrhunderte die violette Bußfarbe. Weiß als Farbe des
Lichtes, das Symbol der Gottheit, das Bild der Wahrheit, wie es Clemens
Alexander schon nannte (R. E. S. 186). In rothem Kleide sollten nach
einer Vorschrift des Papstes Eutychianus (275-283) die heiligen Blut-
zeugen begraben werden, und jetzt ward Roth die liturgische Farbe für
Martyrerfeste und ist es geblieben bis heute, zugleich die Farbe des
hl. Geistes, der in feurigen Zungen herabstieg, und die Farbe der Liebe.
In der griechischen Kirche wird die rothe Farbe auch bei Messen für
Verstorbene genommen, zu welchem Zwecke der Papst immer nur rothe
Pararnente anlegt. Ob hiebei an eine Nachwirkung resp. Erweiterung des
erwähnten Eutychianischen Decretes aufVerstorbene überhaupt zu denken
ist, lassen wir unentschieden, um so mehr, als das Roth eher den Ge-
danken an eine frühere dunkle Purpur-Nuance nahelegt. Sonst ist Schwarz
die Farbe der Trauer, als dessen Abart merkwürdiger Weise Violett ein-
geführt wurde. Violett an sich soll als Mischung von Roth und Schwarz
Liebe und Trauer, also Buße anzeigen. Grün ist das Symbol des Sprossens
und Werdens, noch immer die Farbe der Hoffnung, daher die Zeitfarbe
für das ausgehende Kirchenjahr. Papst Innocenz III. (De quatuor coloribus
principalibus) hat die Zahl und den symbolischen Gebrauch der Kirchen-
farben festgestellt, die Form des Messkleides aber nicht verändert. Letztere
ist noch immer die alte Paenula, aber nunmehr schon das ausschließliche
Kleid des Priesters.
(Schluss folgt.)