klagt schon über die empfindliche Concurrenz, welche durch das neue
Kleidungsstück gegenüber der altehrwürdigen Toga erstanden war:
i-Welche Erniedrigung haben der Beredsamkeit diese Paenulae an-
gethan in ihrem Gehege, ja wie von ihnen eingeschlossen schwätzen wir
nur mehr mit dem Richters"). Er beklagt den Verlust der majestätischen
Gesten, welche in der schweren, den rechten Arm aber doch freigebenden
Toga von selbst sich ergaben. Das neue, vielleicht aus Lacedaemonien
stammende Kleid umschloss aber fast in Manneshühe den ganzen Körper;
ohne jede Oeifnung, mit Ausnahme des runden oder länglichen Loches,
um den Kopf durchzustecken, lastete es von allen Seiten gleich auf den
Schultern und den beiden Armen, wenn diese es versuchten, unter dem
Kleide hervorzukommen. Bei den verschiedenen Arten von Paenulae, mit
und ohne Capuze, reichlicher in den Falten und enger anliegend, ist
nicht an eine Art von modernem Radmantel zu denken, der vorne oEen
ist und von rückwärts her umgelegt wird, sondern die Paenula musste
in einer Hälfte zusammengeraüt über das Haupt gehoben werden, und
so erst konnte ihr Träger mit dem Kopfe hineinschlüpfen. ln Bezug auf
Verwendung und Form hat dies sehr praktische Kleidungsstück eine über-
raschende Aehnlichkeit mit den neuestens in größere Aufnahme kom-
menden wWettermäntelnu unserer Lodenindustrie. Der Apostel Paulus
trug einen solchen Reisemantel und schreibt um denselben an seinen
Schüler Timotheus: nPaenulam oder im Griechischen 1:611 qaslövqv, auch
qaawaälrou, meinen Mantel, den ich in Troas bei Carpus gelassen habe,
nimm mit Dir, wenn Du kommst, auch die Bücher, vor Allem das Per-
gamenta. 2. Timotheusbrief 4„ 13.
Dieses kegelartige, rundum geschlossene Kleid mochte außerordentlich
praktisch auf Reisen gegen Kälte und Regen sein und wurde darum auch
von den Theaterbesuchern getragen. Ursprünglich soll es auch nach
Weiß, Costümgeschichte I, 463, ein Sclavenkleid gewesen sein, schlug
aber dann dem immer schwerer und complicirter werdenden officiellen
Staatskleide, der Toga, gegenüber den umgekehrten Entwicklungsgang
ein und wurde leichter und graziöser: rpaenula nobilisa. Natürlich hatte
dies Kleid auch den Reiz der Neuheit für sich und übte diesen nicht nur
den Männern, sondern wohl noch mehr den Frauen gegenüber aus. Kaiser
Caligula machte sich noch lächerlich, als er in einer bunten und gemmen-
geschmückten Paenula erschien, wie sie nur von Frauen getragen wurde.
Aber schon Alexander Severus erlaubte officiell den Senatoren, zuerst
wohl nur zum Schutze gegen die Kälte, den Gebrauch dieses merkwürdigen
Kleides. Und wenn auf den Reliefs des Constantinbogens die Paenula
im Gefolge des Kaisers schon häufiger auftritt, verbot ein kaiserlicher
Erlass im Codex Theodosianus 438 (l. XIV tit. 10, c. i) den Senatoren die
') Qulntum humilitatis putnmus eloquentine nttullisse puenulas isns; quibus
nscriczi et velul inclusi, cum iudicibus fnbulamus? Quint. in R. de Fleury VII, 114.