den Rückentheil mehr rechteckig, während das Vorderstück mehr oder
weniger die modernen Curven zeigt. Letztere ergeben sich auch als
praktisches Resultat eines anderen, bisher nicht beachteten Vorgehens,
wie sich dieses an der so viel wie unpublicirten Glockencasula aus Melk
zeigt. Ueber dieselbe referiren das Jahrbuch der k. k. Central-Commiss.
1857, S. 134, und 'Rohault de Fleury, der sie Bd. 7, S. 174 erwähnt.
Auf der Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände 1887 war sie im Oesterr.
Museum unter Nr. 198 ausgestellt und der Katalog berichtet über dies
interessante Stück: wCasel in Glockenform von violettem Seidenstolf über
unterlegten Leinen, in Gold und Seide gestickt: auf der Vorder- und
Rückseite die Darstellung der Kreuzigung, der Grund in rautenförmig
vertheilten Rosetten und Vierblattfiguren gemustert. 13. (l) Jahrhundert.
H. 1'440, Br. 2'000 Meteru- Durch das besondere Entgegenkommen des
Herrn Prälaten Alexander Karl war es aber möglich, anlässlich des hier
publicirten Vortrages dies ehrwürdige Parament neuerdings im Oesterr.
Museum auszustellen, und bei der Untersuchung zeigten sich auf der
Vorderseite zwei durch die Figuren und Ornamente geführte Schlitze in
circa 55 Centimeter Länge und 8 Centimeter mittlerer Breite ungefähr
von der Schulterhöhe schräg herabgeführt. Dieselben wurden zweifellos
zur größeren Bequemlichkeit des celebrirenden Priesters angebracht, der
die Arme hier durchstecken konnte, ohne die Faltenlast zu tragen, wobei
freilich die Schönheit der Drapirung verloren ging. Sollte sich aber, was
hier ausnahmsweise geschah, auch an anderen Caseln gefunden haben,
dürften solche Schnitte die Curven des Vordertheiles erklären. Die mo-
derne Caselform bestünde dann nur in einer verticalen Fortführung des
Schnittes über Schulter und Rückentheil, und das zwischen den Schlitzen
vorne liegende Stück brauchte man blos nach unten zu abzurunden. Bei
dieser Enlstehungsart wäre also weniger die Abnützung oder Schonung
des Stoffes, sondern mehr die Bequemlichkeit der Anstoß zur modernen
Messkleidform gewesen. Jedenfalls ist diese Form hauptsächlich durch
mechanische Eingriffe gebildet worden, wenn auch andere kunsthistorische
und technische Gründe dazu beigetragen haben. So besaßen die StoBe
nicht mehr die alte Geschmeidigkeit, das Ornament war zu groß, um
in reichem Faltenhruch noch sich behaupten zu können. Auch die
Stickerei, ihrem Verfalle entgegeneilend, konnte sich, steif und reliefartig,
wie sie schon war und noch mehr zu werden versprach, auf ungebro-
chener Fläche besser entwickeln. Das Messkleid wurde nicht mehr als
ein geschmackvoll verziertes Stück Tuch oder StoE aufgefasst, sondern
es wurde zur viereckigen, selbständigen, malerisch behandelten Bildfläche.
Ein Brünner Messkleid mit Relieftiguren aus dem Jahre 14.87 (Photo-
graphiensamrnl. des Oesterr. Museums) belegt dies deutlich. Und so blieb
man bei einer Form, welche aber, mit unserem jetzigen Schnitte ver-
glichen, viel weiter und kleidsamer war als die späteren oder gar m0-
dernen Messkleider des seligen Bassgeigenstiles. Man vergleiche die Casel
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