ist, die reine Theorie im Anfangsunterrichte, ganz besonders an gewerb-
lichen Anstalten, nicht am Platze sein kann. Man betreibt Naturlehre auf
Grundlage des Experimentes, präparirt und mikroskopirt in der Natur-
geschichte, wirkt in Geographie und Geschichte, in Stil- und Kunstlehre
durch Vergleich und Bild unter Anwendung des Projectionsapparates als
Ergänzung für Handskizze und Tafelzeichnung - nur in der darstellenden
Geometrie, dieser einzigen strengen Wissenschaft ohne Hypothese, der
Lehre, die den wesentlichen Inhalt _einer Vorstellung oder ldee durch
etwas Positives, Maßfähiges zum plastischen Ausdrucke zu bringen vermag,
wird heute vielfältig noch ein umgekehrter Weg eingeschlagen, indem
man dem Lernenden das räumliche Denken durch Vorführung von
4', a" und 4'" unter Ausschluss des Körpers beizubringen bestrebt ist.
Mit der Errichtung der ersten gewerblichen Schulinstitu-
tion war die Umkehr auf dem seither befolgten ausschließlich theore-
tischen Unterrichtspfade zur Nothwendigkeit geworden. Das technische
Zeichnen ist an der Gewerbeschule gleichsam Selbstzweck, indem die
Fachgegenstände unmittelbar aus seinen Ergebnissen schöpfen; bei der
für das mehrgenannte Fach zugemessenen knappen Unterrichtszeit ist des
Ferneren eine Durchübung der Raumgebilde ohne parallel laufende Unter-
weisungen im angewandten Zeichnen nicht zielbringend, die Trennung
des Vortrages von dem Reißbrettzeichnen im Sinne ausgreifender Anwen-
dung nach vorgelegten Programmaufgaben daher wie von selbst
gegeben.
Denn: Wlirde man an der höheren Gewerbeschule stricte nach
Monge vorgehen, Punkt, Linie, Ebene, deren gegenseitige Raumbezie-
hungen, sowie das große Aufgabenmaterial im Anschlusse an die Ele-
mentarlehren durchnehmen und dann erst mit der Darstellung körper-
licher Objecte beginnen, so wäre das Frühjahr herangekommen und es
blieben dann nur mehr gezählte Wochen übrig, um den angewandten
Theil im Gegenstande durchzuführen. Wir müssen eben bedenken, dass
das besprochene Fach im zweiten Schuljahre schließt und dass das erste
Jahr der höheren Gewerbeschule, heute mehr als Vorhereitungsjahr ge-
dacht, dem Lehrer des Constructionsfaches die Geometrie und das geo-
metrische Zeichnen, nebst dessen Anwendung vorschreibt. Wie könnte
man dann mit der Lehre von den Schnitten, wo die schneidende Ebene
unter Einem als Bildehene aufzufassen ist, in der Anwendung auf Schnitt-
ermittelungen an architektonischen Details - rnit der Lehre der Durch-
dringungen, der Verschneidungen an Thurmdächern - mit der Zeichnung
von Reliefformen - Netzermittelungen und den einschlägigen Modelli-
rungen - mit Dachausmittelungen - Holzverbindungen -- Mauer- und
Steinverbänden - Gesimsschnitten und Schablonirungen - dem ganzen
Complexe axonometrischer Projectionen - der Darstellung der so wich-
tigen Gewölbeformen und Gewölbefelder - der Schraubenliächen und
der gewundenen Körper - um nur Hauptsächliches anzuführen, fertig