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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 9)

ist, die reine Theorie im Anfangsunterrichte, ganz besonders an gewerb- 
lichen Anstalten, nicht am Platze sein kann. Man betreibt Naturlehre auf 
Grundlage des Experimentes, präparirt und mikroskopirt in der Natur- 
geschichte, wirkt in Geographie und Geschichte, in Stil- und Kunstlehre 
durch Vergleich und Bild unter Anwendung des Projectionsapparates als 
Ergänzung für Handskizze und Tafelzeichnung - nur in der darstellenden 
Geometrie, dieser einzigen strengen Wissenschaft ohne Hypothese, der 
Lehre, die den wesentlichen Inhalt _einer Vorstellung oder ldee durch 
etwas Positives, Maßfähiges zum plastischen Ausdrucke zu bringen vermag, 
wird heute vielfältig noch ein umgekehrter Weg eingeschlagen, indem 
man dem Lernenden das räumliche Denken durch Vorführung von 
4', a" und 4'" unter Ausschluss des Körpers beizubringen bestrebt ist. 
Mit der Errichtung der ersten gewerblichen Schulinstitu- 
tion war die Umkehr auf dem seither befolgten ausschließlich theore- 
tischen Unterrichtspfade zur Nothwendigkeit geworden. Das technische 
Zeichnen ist an der Gewerbeschule gleichsam Selbstzweck, indem die 
Fachgegenstände unmittelbar aus seinen Ergebnissen schöpfen; bei der 
für das mehrgenannte Fach zugemessenen knappen Unterrichtszeit ist des 
Ferneren eine Durchübung der Raumgebilde ohne parallel laufende Unter- 
weisungen im angewandten Zeichnen nicht zielbringend, die Trennung 
des Vortrages von dem Reißbrettzeichnen im Sinne ausgreifender Anwen- 
dung nach vorgelegten Programmaufgaben daher wie von selbst 
gegeben. 
Denn: Wlirde man an der höheren Gewerbeschule stricte nach 
Monge vorgehen, Punkt, Linie, Ebene, deren gegenseitige Raumbezie- 
hungen, sowie das große Aufgabenmaterial im Anschlusse an die Ele- 
mentarlehren durchnehmen und dann erst mit der Darstellung körper- 
licher Objecte beginnen, so wäre das Frühjahr herangekommen und es 
blieben dann nur mehr gezählte Wochen übrig, um den angewandten 
Theil im Gegenstande durchzuführen. Wir müssen eben bedenken, dass 
das besprochene Fach im zweiten Schuljahre schließt und dass das erste 
Jahr der höheren Gewerbeschule, heute mehr als Vorhereitungsjahr ge- 
dacht, dem Lehrer des Constructionsfaches die Geometrie und das geo- 
metrische Zeichnen, nebst dessen Anwendung vorschreibt. Wie könnte 
man dann mit der Lehre von den Schnitten, wo die schneidende Ebene 
unter Einem als Bildehene aufzufassen ist, in der Anwendung auf Schnitt- 
ermittelungen an architektonischen Details - rnit der Lehre der Durch- 
dringungen, der Verschneidungen an Thurmdächern - mit der Zeichnung 
von Reliefformen - Netzermittelungen und den einschlägigen Modelli- 
rungen - mit Dachausmittelungen - Holzverbindungen -- Mauer- und 
Steinverbänden - Gesimsschnitten und Schablonirungen - dem ganzen 
Complexe axonometrischer Projectionen - der Darstellung der so wich- 
tigen Gewölbeformen und Gewölbefelder - der Schraubenliächen und 
der gewundenen Körper - um nur Hauptsächliches anzuführen, fertig
	        
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