Das Alter der einzelnen dargebotenen Vorschriften geht offenbar
auf weit auseinanderliegende Perioden zurück.
Den Künstler Dionysios, den Mönch von Fourna bei Agrapha,
haben "wir als den Autor des größten Theiles des Handbuches zu be-
trachten. Ueber die Zeit, in der er lebte, haben wir nur sehr schwan-
kende Meinungen. Dass sein Werk dem n. oder gar dem 10. Jahr-
hunderte entstamme, wie man auf dem Berge Athos glaubte, ist unmöglich
anzunehmen. Wenn wir es mit den französichen Herausgebern nur bis
zum 15. oder 16. Jahrhundert zurückversetzen, dürften wir der Wahrheit
näher kommen.
Indessen sind viele der in der Hermeneia vorkommenden Materien
thatsächlich weit älter als ihre Niederschrift durch Dionysios, wenn es
auch zweifelhaft ist, ob ihr Urheber, wie Didron erwähnt, im 11. Jahr-
hundert oder, wie wir in einer Fußnote zu dem an die Maler gerichteten
Vorworte des Handbuches lesen, im 12. Jahrhundert lebte. Die ältesten
Ueberlieferungen beziehen sich fast ausschließlich auf den ikonographischen
Theil. lm technologischen Theil ist nur der lnhalt weniger Sätze auf
so alten Ursprung zurückzuführen. Aber diese enthalten Wichtiges.
ln ihnen hat Dionysios niedergelegt, was ihm von der Werkweise des
Manuel Pauselinos von Thessalonich, des classischen Hauptes der
hagioritischen Schule, bekannt war, dessen Werke man im Protaton von
Kares oder im Katholiken von Vatopedi studiren konnte. Manche Stellen
des genannten praktischen Theiles, späte Zusätze verschiedenen Ursprungs,
reichen offenbar bis in unser Jahrhundert.
Die Anleitungen beziehen sich hauptsächlich auf die Technik der
Fresken und der Tafelmalerei. Dass dem Autor auch die Mosaikmalerei
bekannt war, bezeugt eine einzige Stelle in der dem Buche voraus-
geschickten Anrufung der Jungfrau Maria, wo von dem Evangelisten
Lukas gesagt wird, dass er der heiligen Gottesrnutter nichts Anderes als
Erstlingsgabe anbieten zu können dachte, als den anschauenswerthen und
liebreichen Ausdruck ihrer Gestalt nmit mannigfachen Farben und gol-
denen Steinchen vermittelst seiner Malerkunst in Gemälden einzugraben
und abzubildenm
Bemerkenswerth ist, dass ein gemeinsamer Feind aller Malereien
des Berges Athos häufig genannt wird. Die Gemälde aller Art müssen,
wie aus mehreren Stellen des Textes hervorgeht, durch mancherlei
Schmutz gefährdet worden sein. Staub und Rauch und viele andere
durch die Luft und durch lastende Hände verbreitete Substanzen zeigen
sich den Bildern schädlich; Farben und Firnisse etc. werden durch
hineinfallende lnsecten und durch verwehte Haare u. dgl. verdorben.
Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung solchen Unheils und Mittel, Ver-
schmutztes und Beschädigtes wieder in Stand zu setzen, werden angegeben.
Das Verderbniss der Gemälde fördernd war auch wohl der Umstand,
dass die Gotteshäuser klein waren und daher vom Weihrauch leicht