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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 12)

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Durch diese kurzen Erklärungen mag der Inhalt des Theiles der 
Hermeneia, der hauptsächlich für den Techniker von Interesse ist, deut- 
lich genug vorgeführt worden sein, wobei auch die nicht ausreichend zu 
erklärenden Stellen Berücksichtigung fanden. Wenn einige Stellen ab- 
sichtlich übergangen wurden, so geschah dies entweder ihrer Unwichtig- 
keit halber, oder weil sie nur allgemein Bekanntes, in gar keiner Weise 
Misszuverstehendes enthalten. 
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit 
demselben verbundenen Institute. 
Weihnaohts-Aussbellung des Wiener Kunstgewerbevereina 
Sonntag den r. December wurde die Winter- (Weihnachts-) Ausstellung 
des Wiener Kunstgewerbevereins eröifnet. Die Ausstellung, an welcher 
nur die Mitglieder dieses Vereins theilnehmen, ist in den dem Vereine 
ständig zugewiesenen Räumlichkeiten im ersten Stockwerke des Museums 
untergebracht und enthält die hervorragendsten Leistungen der heimischen 
Kunstindustrie aller Branchen: Glas, Keramik, Bronzen, Kunstschlosserei, 
Textilarbeiten, Schmuck, Email, Silbergeräthe, Lederarbeiten, Fächer, Holz- 
galanteriegegenstände, Werke der reproducirenden Künste, Möbel etc. 
KiihnewAllsstellung. Die Ausstellung der Werke Professor August Kühnds wurde 
Sonntag den 24. November geschlossen. 
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
November von 5468, die Bibliothek von 2164, und die Vorlesungen von 601 
Personen besucht, 
Vorlesungen. Donnerstag den 7. November begann der Cyklus der Donnerstag- 
Vorlesungen und wurde von Custos Joseph Folnesics mit dem Vortrage: nDie An- 
fange des Schmuckes: eröffnet. Wir werden auf den lnhalt dieser Vorlesung in eplteren 
Nummern eingehend zurückkommen. 
- Am 14. November sprach Custos-Adjunct Dr. Michael Haberlandt aber vDie 
buddhistische Künste. 
Die Kunst des Buddhismus ist die erste Kunstrichtung, die in Indien -wenigstens 
für uns, die wir nach den erhaltenen Denkmalern zu urtheilen haben, zur Erscheinung 
kommt. Sie ist von Haus aus ein dem indischen Volke fremdes Ausdrucksmittel. Sie 
erscheint denn auch auf dem Boden des Buddhismus weit spater, als die litterarische 
Aeußerung, zum ersten Male zur Zeit Acokas, zum zweiten Mal im Nordwesten Indiens 
in den ersten vier nacbchristlichen Jahrhunderten, mit der sagen. graue-buddhistischen 
Kunstepoche - beidemal unter fremdem Einüuss stehend. Die Kunst der Acoka-Zeit, 
hauptsächlich Architektur und Sculptur, verleugnet ihre Abstammung von dem national- 
indischen Holzschnitzstil keineswegs, bekundet aber deutlich persischen Einßuss, in dem 
sich viel Vorderasiatisches, speeiell Griechisches, versteckt. Die graue-buddhistische Kunst- 
entwicklung, wie sie sich insbesondere in den Gandbara-Klostern bei Peschauer gelulllert 
hat, ist direct als ein Contactproduct zwischen dem Westen und Osten zu bezeichnen 
und auf die Hellenisirung Vorderasiens seit Alexanders des Großen und seiner Nachfolger 
Wirksamkeit zurückzuführen. lhre Fortwirkung hat sie in der hierarchischen Kleinkunst 
Tibets, sowie in der Kunst des Buddhismus in China und Japan gefunden. Die wissen- 
schaftliche Analyse hat eine Reihe von antiken Typen als die Vorbilder für gewisse 
buddhistische Typen nachgewiesen, so den Apollotypus fur die Buddhagestatl, einen 
Niketypus für Maya, die Mutter Buddhfs u. s. w. Um aber eine ausgeführte Geschichte 
der buddhistischen Typen, die bis auf die moderne Production leiten soll, zu geben, ist 
erst noch eine Vergleichung des chinesischen und japanischen Pantheona und der belieb- 
testen Compositienen mit der lkonographie des Lamaismus durchzuführen - eine Arbeit, 
die bislang noch völlig aussteht - aber erst auf diesem Wege, wie langwierig er auch 
sei, ist eine wissenschaftliche Archaeologie des Buddhismus möglich.
	        
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