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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 1)

frei nach Alma Tadema), eine Nachbildung des Gemäldes von Paul Thu- 
rnann: nKunst bringt Gunst-A. Eine große Gruppe: Flucht nach Aegyten, 
von einem Architekturrahmen in griechisch-römischem Misch-Stil um- 
geben. Was besonders bezeichnend für die amerikanischen Figurenfenster 
erscheint, ist die ungeheuere Aengstlichkeit, mit welcher die Anbringung 
von Querstangen durch den figuralen Theil vermieden wird. Ob das ein 
Vorzug genannt werden soll, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist es eine 
sehr weit gehende Concession an ein Publicum, das ohne Verständniss 
für die Technik die Eisentheile in einem Fenster als empfindliche Störung 
betrachtet. Ich hatte während meines Aufenthaltes hier oft genug Ge- 
legenheit zu hören, wie Priester und Laien ganz unwirsch fragten, wozu 
denn die breiten schwarzen Linien in einer Skizze seien? TiiTany, von 
dem später noch gesprochen werden wird, sucht einen Ausweg, indem 
er nicht mehr gerade, sondern in allen möglichen unregelmäßigen 
Windungen gebogene Eisenstangen verwendet. 
Sehr gut gemacht und wirkungsvoll in der Stimmung ist ein Glas- 
gemälde: Christus am Oelberg nach Hoffmann, in dern genannten Atelier 
ausgeführt. Opaleskes Glas ist nur theilweise (bei den Felsen) verwendet, 
wo es eine ausgezeichnete Wirkung ausübt. Ich bin zwar kein Freund 
dieses Glases, wenn es in Draperieen oder überhaupt für Figuren ver- 
wendet werden soll, wäre jedoch nicht abgeneigt, dasselbe für Steine, 
Architektur, Felsen, Marmorsäulen u. s. w. anzuwenden. Jedenfalls ist die 
Wirkung desselben malerischer, als die des Cathedral- oder mit Braun 
gemalten Antikglases. Dazu kommt noch ein technischer Kniff, der hier 
vielfach angewendet wird und der sich sehr wirkungsvoll erweist: Hinter 
Gläsern, die kein Silbergelb annehmen, und die man entweder in's 
Gelbliche schartiren oder marmoriren will, wird ein dünnes weißes Glas 
gebleit, welches das Gelb aufgetragen und eingebrannt enthält. Dasselbe 
schimmert durch und erhöht die brillante Wirkung außerordentlich. 
Ebenso werden mit sehr gutem Erfolge zwei Gläser von verschiedener 
Schattirung oder etwas mit Farbe beßecktes Glas hintereinander gebleir. 
Meister hierin ist Tiffany. x 
Der Name Tiffany hat in ganz Amerika den besten Klang, denkt 
doch Jeder an den Juwelen-Tiüany. Die Glasmalerei ist jedoch von dem 
Juwelenhandel getrennt und wird von einem Verwandten, wenn ich nicht 
irre, von einem Sohne des Juwelen-TiEany geführt. In Chicago haben 
diese beiden Firmen in Verbindung mit einer Silberfirma einen großen 
Pavillon aufgestellt, worin selbstverständlich die Brillanten und Schmuck- 
sachen das größte Interesse hervorrufen. Die Glass- und Decorating Co. 
nun hat eine ganze Capelle eingerichtet, bei welcher auch wieder den 
Hauptanziehungspunkt ein auf dem Altare befindliches, mit Brillanten 
besetztes Kreuz bildet. Unablässig drängt sich das Publicum hinzu, und 
alle io Minuten erhebt sich ein Mann, der in feierlichem Tone Erklärungen 
gibt, auf alle besonderen Stücke hinweist und - was die Hauptsache ist -
	        
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