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St. Martin (dem leider beim Transporte der Kopf vollständig zerschlagen
wurde) und ein Engel.
Auerbach 81 Co. in Berlin haben eine nicht üble Christusf-igur
und von Profanstlicken eine ziemlich derb realistische Venus.
Wilhelm Schell in Offenburg hat ein spätgothisches Ornament-
fenster und Cabinetstlicke, Hans Drinneberg in Carlsruhe eine größere
Serie von bewundernswlirdigen Cabinetstliclten und ein großes Fenster:
wWein, Weib und Gesangc ausgestellt. Das letztere ist eine Meisterleistung
sowohl in Zeichnung, wie auch in technischer Durchführung und Farben-
wahl. Es stellt eine fröhliche altdeutsch costumirte Gesellschaft dar,
tafelnd und singend. Drinneberg hat in allen seinen Fenstern eine Eigen-
thtimlichkeit, wodurch sie sich vor anderen vortheilhaft auszeichnen, das
ist eine feine Zusammenstellung von grauen und halbfarbigen Tönen,
denen er in der Figur oder in der Hauptgruppe eine lebhaftere und
lichtere Färbung entgegenstellt. Hier dürfte das Bild wohl kaum nach
seinem Werthe geschätzt werden. Es ist auch für Amerika schwer ver-
wendbar, denn für eine Privatwohnung ist es zu groß und für einen
öffentlichen Saal eignet es sich deshalb nicht, weil die Amerikanerinnen
sich gern auf Temperenzlerinnen hinausspielen und es ßshockingu finden
würden, Ladies trinkend dargestellt zu sehen.
H. Beiler in Heidelberg hat ein dreitheiliges Ornamentfenster im
Renaissancestil, ein frlihgothisches Auferstehungsfenster und eine Glas-
Aetzung: viFriedeß. Letztere muss als vorzügliche Arbeit anerkannt
werden.
lm deutschen Hause sind noch einzelne kleinere Arbeiten ausgestellt,
so ein frühgothisches Fenster: Anbetung der heil. drei Könige und ein
ornamentales Fenster von H. J. Geuer in Kempen, bei denen nur der
gute Wille anzuerkennen ist.
Westphal in Berlin brachte eine Serie von Barockfenstern, auf
lichtem Grunde Ornamente in Silbergelb.
Die französischen Firmen haben im Elelttricitäts-Gebäude aus-
gestellt.
Lorin in Chartres zeigt eine sehr hübsche Heimsuchung Mariens
nach einem alten italienischen Meister. Es ist dies eine Copie des Fensters,
welches von Sr. Majestät dem Kaiser 1867 auf der Pariser Weltaus-
stellung angekauft wurde und sich gegenwärtig im Oesterr. Museum
befindet.
Felix Goudin in Paris hat ein großes Fenster, in der Compo-
sition nach Art der spätmittelalterlichen Gobelins behandelt, zur Aus-
stellung gebracht, eine Sauhetze, streng stilgerecht, blos Conturen, die
Farben genau den romanischen Fenstern nachgeahmt. Ein zweitheiliges
Fenster, Christus im Tempel, ist schön in Composition und Zeichnung
und, was die glasrnalerische Durchführung anbelangt, eines der besten