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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 1)

 
sehr hinderlich in den Weg trat. Fast überall wurden damals Künstler, 
welche aus Frankreich kamen, in Oesterreich abgewiesen, da man in 
ihnen Spione beargwohnte. Johann Adalbert Kratochwill bittet 1712 um 
den Hofmalertitel, da er sowohl in gewöhnlicher als indianischer Arbeit 
Kenntnisse besitze und besondere Kunststücke erfunden habe. Dieser 
Mann war Imitator von chinesischen und japanischen Malereien; ihn 
und seine Frau erwähnt 1730 Küchelbecker noch als Indianischen Kammer- 
maler und sogar noch unter Joseph lI. finde ich in Wien die Bezeichnung: 
Indianischer Lackirer. Zur selben Zeit kommt noch ein Mitglied der uns 
schon bekannten Familie Bürden vor; es ist die Kammerstickerin Anna 
Katharina d. N. 
Als nun der spanische König Karl Ill. als Sechster d. N. den 
deutschen Thron bestieg, da zogen sehr viele der von ihm in Spanien 
beschäftigten italienischen wie deutschen Künstler und Handwerker nach 
Wien, wo sie größtentheils in ihren Stellungen bestätigt wurden, so z. B. 
die Architekten Ferdinand Galli-Bibiena, Johann Ospel. Detlop von der 
Pohl, Kammergoldarbeiter, gehört ebenfalls in diese Reihe, schon 1717 
aber erscheint er als kaiserl. geheimer Kamrnerjuwelier, deren es um die 
Zeit noch eine Anzahl, Palm, Garb, Brenner - Letzterer der erste Lehr- 
herr des großen Donner - am Hofe gab. Johann Rhein ist Kammer- 
tischler und Ebenist. Manche solche Kunsthandwerker nannte man gerade- 
zu "spanischen, weil sie mit dem Hofstaat herübergekommen waren, so 
den spanischen Hofsattler Andreas Heußler, dem das Malheur passirt 
war, dass ihm auf der Reise nach Frankfurt zur Krönung des Kaisers 
eine Truhe, darin sein ganzes Vermögen gewesen, entwendet worden 
war. Der Kaiser ist ihm sehr gnädig, befiehlt 1713 seine Schadloshaltung 
und ist geneigt, ihm zur Ausübung seines Handwerkes die Hofbefreiung 
zu ertheilen. Von auswärtigen Factoren ist gleichfalls öfters die Rede; 
da erscheint z. B. die Augsburger Firma Rad und Hößlin, welche in 
Wien auch eine Filiale hatten und sich sowohl mit Handel mit Silber- 
waaren als mit dem Banquiersgeschäft abgeben. Bei Errichtung der Pest- 
säule am Graben hatten sie die Vergoldung der Metallbestandtheile über- 
nommen, in Augsburg besaßen die Rad eine schöne Gemäldesammlung. 
Bei Karls VI. Thronbesteigung aber wurde ihnen ein Decret zutheil, 
wonach ihnen als Hofjuwelieren über ihr Ansuchen der Titel bewilligt 
wird, da sie schon die Majestäten Leopold und Joseph mit Silberwerk 
zu billigem Preis, auch bei den Krönungen und anderen Festivitäten die 
Credenzen bedient hätten. Eigentlich ist dasselbe der Fall mit dem hof- 
befreiten Hutmacher Peter von der Bütt 1713, welcher schon unter den 
beiden früheren Kaisern, sowie der regierenden Majestät vor der spanischen 
Reise als Leibhutmacher gedient hatte. Der in Spanien aufgenommene 
Architekt und Hofbildhauer Conrad Rudolph war rnit dem Hofstaat der 
Kaiserin nheraufgekommenl, desgleichen der Zeltschneider Jacob Thiras, 
der Kamrnergoldschmidt Johann Kleinschneck. Der Niederländer Johann
	        
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