zeitigen. Venedig hat "ja bi's zum Sturz seirier"alten Herrlichkeit durch
Napoleon eine vollständig nationale Malerei und Litteratur besessen.
Verona gebührt denn auch der Ruhm, den ersten Künstler, der die
Medaille wieder zur größten Bedeutung gebracht hat, erzeugt zu haben:
Vittore Pisano (Pisanello). Um das Jahr 14.4.0 fällt seine erste bekannte
Medaille auf den vorletzten oströmischen Kaiser Johannes Palaeologos,
der damals Hilfe gegen die Türken suchend, nach Italien gekommen war.
Allein die Anfänge der modernen Medaille reichen viel weiter, bis
in das letzte Decennium des 14. Jahrhunderts zurück. Gerade diese merk-
würdigen Anfänge einer selbständigen ober-italienischen Renaissance sind
bisher sehr wenig beachtet worden.
Um diese Zeit ließ nämlich Francesco ll. Carrara Herr von Padua,
auch durch seine Beziehungen zu Oesterreich für uns interessant, zwei
Schaumünzen prägen: die eine auf seinen Vater Franz 1., die zweite mit -
seinem eigenen Bildniss auf die Einnahme von Padua 1390. Es sind voll-
ständig getreue Nachahmungen rümischer Medailluns; die Copie geht
soweit, dass sogar das Porträt nicht blos antik drapirt, sondern dem
bekannten Typus des Vitellius angenähert ist ").
Dieses Studium der Antike ist aber damals nicht blos auf Padua
beschränkt. lm nahen Venedig arbeitet die lntagliatoren-Familie der Sesto
(welche urkundlich ein volles Jahrhundert von 1394-1487 an der Zecca
nachzuweisen ist), n1arken- und medaillenertige Stücke, von denen sich
Probestücke, mit Namen und Jahreszahl versehen. im Berliner Museum
befinden. Auch hier treffen wir wieder auf Nachbildungen römischer
lmperatorenköpfe, ja wie es scheint sogar Darstellungen aus der antiken
Mythologie") und auf einer Münze von Pandolfo Malatesta von Brescia,
die vor 142i entstanden sein muss, finden wir einen wohl ausgeführten
jugendlichen Herakleskopf.
Solche Thatsachen stimmen ganz mit der historischen Entwickelung
überein. Gerade aus der Heimat des ndortoru in der venezianischen
Cornödie, aus dem gelehrten Padua, wissen wir, dass dort der Maler
Squarcione seine Werkstattgenossen anhielt, fleißig nach der Antike zu
studiren; aus seiner Schule ist bekanntlich Mantegna hervorgegangen, der
erste Quattrocentist, welcher die Antike in so ausgedehntem Maße ver-
wendet hat.
") GuiErey, Les mödaillons des Cnrrlre. Revue numisvrwmal. 1891, 18.
") Friedländer, Welches sind die Ilteslen Medaillen? (Auch iulieniscl-l im Perio-
dico di nurn. e sfrng. per la storia d'Italia, Firenz: 1868); Friedllnder, Die geprägten
Medaillen des 15. Jihrhtsq Pnpudopoli. Alcune notizie sugli inngliatori della zeccn di
Yenuia. Rivisn italiann di numismatica, I, 352..
' (Schluss folgt.)